Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

Die Hauptproduktion besteht in Kaffee und 
Katao, woran sich in allernächster Zeit die 
Chinarinde reihen wird. 
Es wurden verschifft: 
1880 1890 
kg kg 
Kassse 1717537 2699 819 
(Werth Marl 2 403 021). 
Kalao. 166 703 2370 193 
(Werth Mark 1 169 300). 
Die Kataoproduktion nahm hiernach in 
10 Jahren um etwa 1 Million kg oder 1000 t 
zu: der Kafsee dagegen wurde in den Jahren 
1882 bis 1887 niedriger Preise halber elwas 
vernachlässigt, doch kamm man annehmen, daß 
im vergangenen Jahre allein 700 000 Kaffee- 
sträncher angepflanzt worden sind. 
Von Chinarinde wurden 1890 nur 3.1 135 kg 
ausgeführt: die Kultur der Chinarindenbäume 
im Großen begann 1882, und es wurden 
217 Millionen Bäume von verschiedenen Plan- 
lagenbesitzern gepflanzt. In der nächsten Zeit 
wird daher die NRindenproduktion eine beden 
tenderc sein, denn länger als 10 Jahre dürften 
die Bäume nicht stehen bleiben, da später der 
Alkaloidgehalt abnimmt. Der durchschnittliche 
Ertrag an trockener Rinde beträgt etwa 4 kg 
pro Baum. 
Andere Kulturen, wie Zuckerrohr zur Brannt- 
weinfabrikation, Vanille, Kota, Anpflanzung von 
Kautschulbänmen k. haben sich weniger ent- 
wickelt. 
Bon dem produzirten Kassee findet der 
größte Theil, besonders die geringeren Sorten, 
in Portugal Absatz, woselbst er einen Schutz 
zoll gegen ausländischen Kassec genießt. Je 
nach dem Marlte werden jedoch auch die 
seineren Qualitäten von Lissabon aus nach 
Antwerpen, Havre, Hamburg und London ver- 
shiff4. 
Direlt nach ausländischen Häsen wurden 
von hier nur 25 0 versandt. 
Der Gesammtertrag an Kalao findet im 
Auslande Absatz, entweder über Lissabon oder 
direlt von San Thomé (166 1 im letten 
Jahre). 
Die Grundbesiper haben außer der Aus- 
suhrsteuer für ihre Produlte leine weiteren Ab- 
gaben an den Slaat zu entrichten, die erstere 
belrägt pro Kilogramm nach portugiesischen 
Häsen: 
11 Néeis — 6,2 Psennig für Kalao, 
16 — * - Kassce, und 
16 — 7,1 Kalao, 
18 8 Ob Kasseec 
nach aus bländischen Häsen. 
372 
Der Werth in den Ausfuhrlisten ist pro 
Kilogramm mit 
200 Nais = 
88,8 Pfennig für Kaffee, 
2,2 - -Kakao 
angenommen. 
Die Werthe für Kaffee müßten bei den seit 
drei Jahren bestehenden Preisen 50 pCt. höher 
berechnet werden. Die Preise für Kakao sind 
diejenigen des hiesigen Marktes. 
Betreffs der Verarbeitung der Chinarinde 
haben, um sich von den gedrückten Preisen des 
Londoner Marktes zu befreien, die vier größten 
Plantagen mit zusammen 1 800 000 Cinchona= 
stämmen eine Chininfabrik bei Lissabon errichtet, 
welche im Mai k. J. mit der Produktion be- 
ginnen wird. 
Ein lohnendes Unternehmen würde es sein, 
wenn es einem Chemiler gelänge, ein Zwischen- 
prodult von 25 bis 30 pCt. Chiningehalt her- 
zustellen zur Vermeidung der Verschiffung von 
Rinde mit 3 pCt. Chiningehalt. Der Gewinn 
an Fracht in diesem Falle würde 400 Mark 
pro Tonne Ausfuhrgut betragen, die Herstel- 
lungskosten des Zwischenprodukts könnten sich 
daher bis auf 200 Mark belausen. 
  
Anfänge einer allgemeinen Webrpflicht der Ein. 
deborenen des Rongo-Staates. 
Wie bereits in voriger Nummer erwähnt, 
beabsichtigt der Kongo-Staat in Zukunft die 
Rekrutirung seiner Schutztruppe aus Ein- 
geborenen Elementen vorzunehmen. Unterm 
30. Juli d. J. ist nunmehr eine Verordnung 
des Königs Leopold über das Recrutement 
de la lorce publique ergangen, durch welche 
die Ansänge einer allgemeinen Wehrpflicht der 
Eingeborenen geschaffen werden. Neben der 
Annahme von Freiwilligen soll nämlich, nach- 
dem jährlich der Generalgonverneur die Aus- 
hebungsbezirke und die Stärke der Kontingente 
vorher bestimmt hat, nach einem zwischen dem 
Distrittskommissar und dem Eingeborenen-Chef 
zu vereinbarenden Modus, wenn möglich durch 
Loosziehung, eine Rekrutirung aus den jungen 
WMännern im Alter von 14 bis 30 Jahren 
slatlfinden. Jeder Ausgehobene wird im- 
matrilulirt und hat fünf Jahre im stehenden 
Hcere, zwei Jahre in der Reserve zu dienen. 
Nach Ablauf der Dienstzeit kann der Mann 
noch weiter kapituliren. Die Soldaten werden 
auf Kosten des Staates ausgerüstet und be- 
köstigt und erhalten einen täglichen Sold von 
21 Centimes, von welchem jedoch ein Drittel 
bis nach Ablauf der Dienstzeit einbehalten
	        
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