Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

sich durch günstige, gesunde Lage auszeichnet. 
Die Nothwendigkeit der Errichtung eines Bezirks- 
amtes ist namentlich durch den mehr und mehr 
wachsenden Handelsverlehr begründet, eine Folge 
der wiederholt entsandten Expeditionen, durch 
welche das südliche Hinterland mehr und mehr 
erschlossen worden ist. Die nöthigen Gebände 
sind in Kribi bereits vorhanden. Mit der 
interimistischen Wahrnehmung der Funktionen 
des Bezirksamtmanns wird bis zur Ernennung 
eines solchen ein in der Nähe (in Plantation) 
ansässiger Kaufmann betrant werden. 
Der Ackerbau im Togo, Gebiel. 
Von Hermann NRackow. 
(Schlußb.) 
Die erste Thätigleit bei Gründung einer 
Niederlassung muß also in der Herstellung 
einer zweckentsprechenden Behausung bestehen. 
Man lasse sich aber nicht verleilen, schon von 
Enropa hierzu Material oder gar die in 
neucrer Zeit aus verschiedenen Rohmaterialien, 
wie Wellblech, Filz, Papier rc. angesertigten, 
zum sosortigen Ausstellen sertigen Gebäude 
mitzubringen; denn alle entsprechen ihrem 
Zweck mehr oder weniger nichl, ganz abgesehen 
von den verhältnißmäßig großen Unlosten, 
welche dieselben verursachen. Für die Zeit 
des Baucs versehe man sich indeß mit einem 
guten wasserdichten Zelt, welches aus einer 
trockencn, zwei Zoll dick mit Sand ausgeschütte- 
ten Stelle aufgeschlagen wird, salls letztere 
nicht an und für sich aus trockenem, durch- 
lässigen Boden besleht. 
In der Regel wird die Herstellung von 
Wohn= und Wirthschaftsgebäuden für eine An- 
siedelung in den Tropen selbst von Sachtennern 
als mit großen Schwierigkeilen verbunden be- 
zeichnect. Ich habe mich indeß von dieser 
Schwierigkeit gelegentlich meiner Thätigleit im 
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Wenn auch die Ersparniß an Grund und 
Boden bei Errichtung eines zwei Stock hohen 
Wohnhauses nicht ins Gewicht fällt, so ist die 
Errichtung eines solchen doch dringend geboten, 
denn unstreitig genügt eine hoch gelegene 
Wohnung besser den Ansprüchen, welche man 
in gesundheitlicher Bezichung an dieselbe stellen 
muß, als eine zur ebenen Erde gelegene. Da 
Näume für Aufbewahrungs= und Wirthschafts- 
zwecke ohnehin eingerichtet werden müssen, so 
hat das untere Stockwerk eines zweistöckigen 
Wohnhauses als solches einen großen Werth. 
Abgesehen von den bereits angeführten Vor- 
theilen wird die Herstellung eines Daches bei 
einem zwei Stock hohen Hause gegenüber zwei 
einstöckigen Gebäuden ersparl und zwar bei 
Gewinnung gleicher Räumc. 
Besondere Vorschläge über Größe und 
Einrichtung eines Wohnhauses dürften hier 
nicht am Platze sein, da dies von der Anzahl 
der Personen, welche dasselbe bewohnen sollen, 
sowie von den Ansprüchen, welche dieselben 
an eine Wohnung in Bezug auf Komfort 2c. 
stellen, abhängt. Ich will mich also aus diesem 
Grunde nachstehend nur auf cine Beschreibung 
der Bauausführung selbst beschränlken. 
Das untere Geschoß wird am besten nach 
der Vanart der Neger, aus Lehm und Holz 
hergestellt und auf dieses das obere Stockwerk 
in einem Holzverbande mit Brettereinkleidung 
aufgeführt. Das Dach ist gleichfalls nach der 
Negermethode aus trockenem Savannengrase 
herzustellen, da dasselbe als schlechter Wärme- 
leiter die Sonnenhitze in hohem Grade abhält 
und außerdem überall bequem zur Hand ist. 
Absolut nothwendig ist es, das ganze Haus in 
Höhe des unteren Stockwerls mit ciner, minde- 
siens 1 ½¼ m breiten Veranda zu versehen, 
möglichst um das ganze Gebände laufend, — 
über welche das Dach hinwegragt. Eine solche 
Veranda ist selbst von größerer Wichtigleit 
als die inneren Räume, da man sich fast aus- 
Togo-Gebiet nicht überzeugen lönnen; denn 
Vanmaterial in Form von Lehm und Holz 
ist überall in genügender Menge vorhanden, 
und beide Naturprodulte genügen vollständig 
zur Herstellung der nöthigen Baulichleiten. 
Wenn es ferner auch an Bauhandwerkern nach 
enropäischen Begrissen mangell, so hält es doch 
durchaus nicht schwer, einc entsprechende An- 
zahl von Eingeborenen in der Herstellung von 
Baulichleiten, welche den Verhällnissen genügen, 
auszubilden. Natürlich laun von irgend welchem 
Luxus, wie er in Europa nicht nur bei Er- 
bauung von Wohnhäusern, sondern sogar bei 
Aulage von Viehställen und anderen Wirth- 
Nqastsgebäuden getrieben wird, leine Rede sein. 
Herstellung von 
1 
schließlich der frischen Lust wegen dort aus- 
hält, während die Jimmer eigentlich nur als 
Schlafräume zu betrachten sind. 
Wenn von der Anwendung curopäischer 
Baumaterialien bereits abgerathen wurde, so 
erstreckt sich dies auch auf einen der wichtigsten 
Vauartikel — die Bretter. Allerdings haben 
die Eingeborenen von der Venvendung bezw. 
Brettern und geschnitlenen 
Hölzern leine Ahnung, indeß ist ihnen dies 
mit Ziemlicher Leichtigkeil beizubringen, wovon 
sich Verfasser vollauf überzeugt hat. 
Nächst der Erbauung der Wohnräume ist 
die Frage der Wasserversorgung zu lösen; 
selbstverständlich sind hier die natürlichen Ge- 
wässer, wie Flüsse und Bäche. in erster Linie
	        
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