Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

und bei Pongue (nördlich von Wangaͤ) gedeiht 
und deren Anpflanzung bei den Eingeborenen 
sehr leicht durchzusetzen wäre. 
liesert einen in jeder Hinsicht besseren Palm- 
wein als die Kokospalme, und man kann an 
einzelnen Plätzen der Westküste, wo beide Pal- 
men vorkommen, beobachten, wie die Neger den 
Kokospalmwein fast gar nicht bereiten, wenn 
ihnen Oelpalmwein zur Verfügung steht. Falls 
aber die Hossnung nicht zutreffen sollte, durch 
Einführung der Oelpalme indirelt die Kopra 
produktion zu fördern, so wäre doch die An- 
pflanzung eines so nützlichen Baumes an und 
für sich ein Gewinn. 
Der Verfasser hofft ferner, daß die allent- 
halben an die Eingeborenen ergangene Auf- 
sorderung, Sesam in stärkerem Maße an- 
zupflanzen, Gehör finden werde. Auf die 
Wichtigkeit dieser so häusige und ergiebige 
Ernten erzielenden Kultur ist schon von vielen 
Seiten hingewiesen worden. 
Der Bast des Baobabs ist, wie der 
Verfasser bemerkt, in der Papierfabrikation ver- 
werthbar und wird aus West-Afrika (speziell 
Angola) seit Langem mit Vortheil exportirt, 
obwohl der Baum dort kaum so häufig wie 
im Tanga-Gebiet vorkommt. Die Eingeborenen 
verwenden diesen Bast bereits zu Seilerarbeiten: 
ein geübter Arbeiter kann in einem Tage zwei 
Lasten (120 englische Pfund) gewinnen. 
Allgemein ist für das Hochplateau von 
Pare und ähnliche über 1500 m hoch gelegene 
Striche, wo die tropischen Kulturgewächse der 
Niederung nicht mehr recht gedeihen, die Ein- 
führung neuer Kulturpflanzen, auch euro- 
päischer Getreidearten, welche ein der- 
artiges Höhenklima vertragen, erstrebens- 
werth. Es wäre dies eine schöne Aufgabe für 
die neuc deutsche Mission in Mlalo. 
Ir. Baumann weist ferner auf die Noth 
wendigkeit der Vermehrung der Bevölte 
rung als wichtigstes Ziel unserer wirthschaft- 
lichen Politik hin. Dazu ist Schutz der Be- 
völlerung gegen die Einfälle des Raubgesindels, 
namentlich der Massai, erforderlich, welche ganze 
Landschaften, wic das fruchtbare Mittel-Pare 
und die prächtigen Weidelandschaften Nordwest- 
Usambaras fast ganz entvölkert haben. 
Meinung nach sind hieran zum grosen Theil 
der Häuptling Simbodja und sein Sohn Ki- 
mueri Schuld, an deren Stelle er den seines 
Erachtens rechtmäßigen Herrscher Kiniassi ein- 
gesetzt sehen möchte. Ferner würde auf die 
Beseitigung der Unsitte des Kindesmordes hin- 
zuwirken sein, welcher aus den verschiedensten 
abechläubischen Gründen ausgeübt zu werden 
pflegt. 
402 
Die Oelpalme 
  
Seiner 
Was den Getreidehandel nach der 
Küste betrifft, so geht derselbe fast ausschließlich 
durch die Hände der Inder. Schr schädigend, 
so bemerkt Dr. Baumann, ist hierbei für die 
Produzenten das seitens der Inder angewandte 
Verfahren in Bezug auf das Vermessen. Als 
Hohlmaße dienen das kleinere „Kibaba“ und 
das größere „Pish#“, die jedoch beide keine be- 
stimmte Größe haben, sondern fortwährend 
wechseln. Natürlich kauft der Inder mit großen 
Kibabas und verkauft mit kleinen, ändert über- 
haupt die Maße ab, wie es ihm paßt. Dr. Bau- 
mann befürwortet daher die Einführung ge- 
setzlich bestimmter Hohlmaße. 
Von besonderem Interesse sind die Vor- 
schläge über die Züchtung von Vieh und Last- 
thieren, die mögliche Zähmung des Elephanten 
und die Einführung von Kameelen in den 
Steppengebieten. 
Der mangelnde Raum verbietet uns, näher 
auf den Inhalt einzugehen. Die vorlicgenden 
Bemerkungen werden indessen genügen, um die 
Reichhaltigleit und die Bedeutung des Buches 
erkennen zu lassen. 
Studien über Ost-Afrika. Von Dr. Karl 
Dove. 11 und III. Abgedruckt in der 
Wochenschrift füir Erd- und Völkerkunde 
„Das Ansland“, Heft 24 bezw. 3 
Während Dr. K. Dove in Nr. I dieser 
Studien die Klimatologie des inneren Ost. 
Afrika behandelt (vergl. „Deutsches Kolonial- 
blatt" vom 15. Mai d. J.), beschäftigt er 
sich in Nr. 11 mit „den Zonen des Kilima- 
ndscharo“. Nr. III enthält eine Studic über 
„die muthmaßlichen Verbreitungsgrenzen der 
Malaria in Ost-Afrika“. Dieser Artikel ist 
von besonderem Interesse. Die schädliche Wir- 
kung der die Malaria erzeugenden Organismen 
ist an die Erfüllung von drei Hauptbedingungen 
getnüpft. Nach Annahme der heutigen Medizin 
bietet nur ein Boden von relativ hoher Feuch- 
tigleit, von einem beträchtlichen Gehalt an 
organischen zersetzlichen Stoffen und von zeit- 
weise hoher Wärme den Malaria Erregern eine 
geeignete Wohnstätte. Von diesen drei Faktoren 
untersucht I)r. Dove einen, die Wärme, da, 
wo diese sehlt, auch die Malaria nicht vor- 
lommen wird, ohne daß doch zugleich die Frucht- 
barleit des Bodens beeinträchtigt wird. Er 
nimmt auf Grund fremder und eigener Beob- 
achtungen an, daß die Malaria nicht mehr 
vorkomme, wenn die Temperatur im Sommer= 
mittel 15 bis 16°,, vielleicht selbst etwas mehr 
beträgt. Er gelangt auf Grund dieser Annahme 
zu der Schlunfolgerung, daß innerhalb der
	        
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