409
Schiffsbewegungen der Afrikanischen Dampfschiffs-Aktien-Gesellschaft Woermann-Linie
(Hamburg—West-Afrika).
* Leute Nachrichten
Postampfer von Neise nach bis 28. Seplember 1891
„Adolph Woermann“ Ambriz Havre und Hamburg in Acera.
„Aline Woermann“ Loanda Hamburg in Hamburg.
„Anna Woermann“ Hamburg Kap Palmas in Sierra Leone.
„Carl Woermann“ Lagos Hamburg in Tanger.
„Eduard Bohlen“ Hamburg Loanda in Accra.
„Ella Woermann“ Hamburg Landana in Accra.
„Erma Woermann“ Hamburg Ponta Negra in Tenerissa.
„Gertrud Woermann“ Hamburg Loanda ab Hamburg.
„Gretchen Bohlen“ Hamburg Lagos in Tanger.
„Hedwig Woermann“ Hamburg Lagos in Lagos.
„Lulu Vohlen“ Loanda Hamburg in Lagos.
„Marie Woermann Hamburg Kap Palmas Dover passirt.
„Professor rsaaanr Kap Palmas Hamburg in Hamburg.
Perschiedene Mittheilungen.
Die Sersprengung der Expedition v. Selewski
durch die Mabehe.
Gleich den Massais im Norden sind im
Süden unseres deutschrostafrilanischen Schutz-
gebietes die Mafiti der Schrecken der übrigen
Binnenstämme. Die stammverwandten Wahehe
sind, wie die Masiti überhaupt, nicht sowohl
Feinde der deutschen Herrschaft, als eben Feinde
jeder staatlichen Ordnung, Nomaden, Näuber
und Wegelagerer, die in regelmäßig wieder-
tehrenden jährlichen Razzias die schwächeren
Stämme des Hinterlandes mit Krieg überzichen
und diejenigen Einwohner, die sie nicht in
der von ihnen belannten unmenschlichen Weise
ermorden, als Sllaven mit sich schleppen. Auch
sind die Wahehe, da die Männer sich niemals
zur Feldarbeit herablassen, die Käuser der von den
übrigen Masiti geraubten Sllaven. Troß ihrer
Arbeitsschen aber sind die Wahehe äußeerst ab-
gehärtet und sowohl durch den rauhen Cha-
rakter ihres Landes, als durch die sortwährenden
Kriegszüge an das Ertragen von Hunger und
Durst sowie den Widersland gegen Ermüdung
gewöhnt. Wenn nöthig, legen sie nach Berichten
von Reisenden im Trabe,
sich zu nehmen, mehrere Tage lang eine grosse
Strecke zurück, und erklärt sich hierdurch ihr
plößliches Auftauchen und Verschwinden. Die
Wahehe sind bewaffuet mit einem Schild, fünf
bis sechs eiwa /##m langen dünnen Wursspeeren
und einem 1 ½ um langen dickeren Sloßspeer. Sie
sollen zuerst die Wursspeere verschleudern und
dann ihrem Gegner mit dem Stoßspeer zu
Leibe gehen. In der Handhabung dieser Wassen
sind die Leule außerordentlich gewandt.
Der diesjährige Einsall der Wahehe begann
im Februar. Um diese Zeil kamen Briese
ohne Nahrung zu
von der latholischen Mission in Mlondoa und
von dem von der deutschen Negierung in
Mlondoa eingesetzten Wali Baua Sahor nach
Bagamoyo, in welchen das Vordringen der
Wahehe nach Usagara gemeldet wurde und
denen zufolge weitere Plünderungen zu be
sürchten waren. Die Wahehe, etwa 1000 Mann,
hatten eiwa 60 Wasagara erschlagen, ein Dorf
in der Nähe von Mlondoa theilweise abgebrannt
und etwa 100 Wasagara und Sllaven der
Araber mit sich in die Gesangenschaft geschleppt.
Die katholischen Missionen waren bedrohlt,
die südliche Straße nach Mpapna war gesperrt
und es lag serner die Gesahr vor, wie nament-
lich der damalige Slationschef von Mpapna
in seinen Berichten hervorhob, daß die Wahehe
durch wiederholte Einsälle eine von unseren
schönsten, fruchtbarsten und bevöllertsten Gegen
den, Usagara, auf Jahre hinaus verwüsten
lönnten. Da jedoch während dieser Zeit der
Reichslommissar Major v. Wissmann mit fast
allen disponiblen Truppen am Kilimandscharo
war, so konnten nur 150 Mann, die eiligst
zusammengegogen wurden, unter Chef Ramsay
nach Usagara gesandt werden. Chef Ramsay,
der in Eilmärschen marschirte, sand die Be-
völlerung in großer Aufregung; viele Araber
hatten bereits ihre Frauen in den Schutz der
Mission Farahani, etwa eine Stunde von
Mkondoa, gebracht. Da kriegerische Unler-
nehmungen sich mit den geringen Streitlräften
der Schuttruppe in dem außerordentlich schwie-
rigen Terrain gegen die großen Wahehemassen
von selbst verboten, und in jedem Falle cine
friedliche Lösung vortheilhafter erscheinen mußte,
bezog Chef Ramsay zunächst in Mlondoa
ein Lager und lnüpste durch die dort ansässigen
Araber und Belutschen, die viele Handels-
beziehungen nach Uhehe haben, Verhandlungen
mit dem zunächst wohnenden Wahehehäuptling