Expedilion wiedererlannte, die nöthigen Aus-
drücke in der Somali-Sprache sagen, so daß
die Verständigung ganz gut möglich ist, wenn
man einige Snaheli= oder einige Englische
Brocken dazuwirft.
Am 2. Juni früh lief der „Bundesrath“
in die Bucht von Tanga ein. Der erste An-
blick wirkte auf uns alle überraschend: man
glaubt, bei Ost Afrila ein großes Stück von
allen schönen Schilderungen auf NRechnung der
interessirten Kolonisten setzen zu müssen. Tanga
jedensalls hat meine Erwartungen weit über-
trossen. Die Vegetation ist eine wundervolle,
üppige und das Panorama des Hafens wird
sehr vortheilhaft durch die Usambara-Berge
abgeschlossen, die ziemlich steil bis zur Höhe
etwa des Nigi aussieigen, start bewaldet sind
und ein sehr fruchtbares gesundes Hochplatean
einschließen. Die Eisenbahn dorthin wird in
allernächster Zeit begonnen werden.
Das Negerdorf von Tanga zählt elwa
1000 Einwohner. In der Mitte liegt das
Gebäude der Deutsch-Ost-Afrilanischen Gesell-
schaft, daneben die Kaiserliche Post und der
Zollschuppen. Wir hatten einen Tag Aufent-
halt in Tanga und da ich von hier aus nach
dem Innern aufbrechen will, begab ich mich
zunächst mit Dr. Peters und Dr. Erhardt
nach dem Fort, um mir die Einfuhr meiner
Wassen zu sichern. Dieselbe kann insofern
Schwierigleiten haben, als das Gonvernement
das Monopol der Waffeneinfuhr hat und jedes
fremde Gewehr stempelt und mit 2 Nupies
besteuert. Schwarze dürfen überhaupt nur
Vorderlader erhalten.
Das Fort ist schön angelegt, seine beiden
Geschüßze beberrschen die ganze Bucht, und die
Wohnräume sind hoch und luftig, so daß Fieber
laum vorkommt. Die eigentliche Besatzung ist
eine Kompagnie; eine zweite war eben hinein-
gezogen worden, um an einer Expedition gegen
die Massais theilzunehmen, die Ende dieses
Monats mit Ir. Peters aufbrechen soll.
Vielleicht schließe ich mich ihnen eine
Strecke weit an, wenigstens wurde mir von
den Offizieren, Hauptmann Johannes und
Lieulenant v. Bronsart, das Adnerbieten
gemacht.
Das Kompagnicererziren sah ich mir am
Nachmittage an: die Kompagnie marschirte
ausgezeichuet gut nach deutschem Kommando
und soll beim Schießen nicht schlechter sein
als deutsche Retruten. Sehr tomisch wirkte
es auf mich, einen schwarzen Unterossizier zu
sehen, der einen Mann beim Griffemachen mit
den schönsten Berliner Ausdrücken anfuhr und
einen wüthenden deutschen Unterosfizier nach
Möglichleit nachzuahmen suchte. Die „Fliegen-
den Blätter“ lönnen lein schöneres Bild
bringen.
Als wir oben auf der Terrasse die Aus-
sicht bewunderten, rief plötzlich die Wache
heraus. Es war der Gouverneur Freiherr
v. Soden, der von einem Spazierritt zurück-
kam; er hält sich nur vorübergehend mir
seinem ganzen Stabe, Intendant, Kanzler,
Zolldirektor 2c. in Tanga auf. Wir besuchten,
nachdem wir uns bei ihm gemeldet, noch die
vangelische Mission, die ebenfalls schön gelegen
ist, und größer ist, als ich erwartet hatte. Der
Missionar, seine Frau, eine Schwester und ein
Lehrer sind auf derselben beschäftigt.
Den Abend verbrachten wir im oben er.
wähnten Hause der Deutsch-Ost-Afrikanischen
Gesellschaft.
Im Großen und Ganzen also war der
Eindruck von Tanga ein befriedigender; dieses
Stück von Afrika sieht vielversprechend aus.
Einzelne Plantagen werden auch bercits an-
gelegt.
In Dar-es-Salam sind wir heute ange-
langt. Excellenz v. Soden war mit unserem
Dampfer gefahren: das Gouvernementsgebände
ist im Bau und wird mit schönen Parkanlagen
umgeben. Ein Hotel ist auch schon hier,
trosdem aber unter den 300 Europäern großer
Wohnungsmangel fühlbar. Das Fort ist
stärker armirt und die beiden Missionen größer
als die von Tanga.
In dem sehr guten Hasen liegt eine
ganze Anzahl von Schiffen, und es herischt
schon sehr viel Leben hier am Ort; nur ist
das Moiste, wie Häuser, Plantagen, Straszen 2c.,
erst im Bau.
Die Arbeitslöhne für Tagelöhner sind jetzt
etwa 10 Pfennige; an sich nicht viel, aber
doch ziemlich hoch, wenn man bedenkt, daß ein
Weißer so viel leistel wie drei Schwarze und
daß der Neger zu seinem Unterhalt täglich
etwa 10 Pfennige verbraucht.
Morgen früh verlassen wir Dar-es-Salam
und gehen nach Sansibar.
Pangani, den 18. Juni 1891.
Die Hauptschwierigkeit in der Organisation
einer Karawane nach dem Innern ist das An-
werben von zuverlässigen Trägern. Die grosie
Mehrzahl geht nur mit, um sich ein paar
Tage verpflegen zu lassen und dann durchzu-
brennen. Der einzige, der eine Art von Ga-
rantie hiergegen leistet, ist immer noch der
JInder Sewah Hadjih, der überall Agenten
hat, dem alle Araber so verschuldet sind, daß
sie ihm die nöthigen Leulte stellen müssen. Der