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gesagt, der seine Dienstzeit zurückgelegt hat und
im Lande bleiben will.
Mein Garten in Bethanien ist dieses Jahr,
da ich 6 Monate abwesend war, von meinem
dortigen Aufseher und dem Häuptling Joseph,
mit meiner Einwilligung, mit Weizen für ihren
Gebrauch bestellt. Dieser steht gut. So weit
es die nun schon sehr vorgerückte Jahreszeit
erlaubt, werde ich dort verschiedene Baum—
arten anpflanzen, Luzerne ansäen und einige
andere Versuche machen.
Bericht des Raiserlichen Kommissars Dr. Peters
an den Kaiserlichen Gouverneur Freiberrn von
Soden über das Gesecht gegen die Warombo mkulia.
Kilimandscharo-Station,
den 8. Angust 1891.
Ener Excellenz beehre ich mich über meine
Expedition nach Rombo und den dabei statt
gehabten Tod des Sergeanten Schubert Nach-
solgendes ganz gehorsamst zu berichten.
Ich unternahm die Reise nach Nombo aus
zwei Gründen; einerseits lag es mir daran,
mir eine persönliche Kenntniß von diesem Lande
zu verschaffen, andererseits war es nöthig,
einige politische Angelegenheiten in Nombo zu
regeln. In Nombo giebt es zwei Parteien,
die cine unter der Führung des mächtigen
Häuptlings Kinabo hat sich uns angeschlossen,
die anderc, besonders start in Rombo mlulia,
verweigert die Anerlennung der Keiserlichen
Autorität. Nun würde mich dies an sich ver-
mutthlich nicht zum bewaffneten Einschreiten ver-
anlassen. Es lann für die Kaiserliche Ver
waltung ziemlich gleichgültig sein, ob hier und
da ein Landeshäuptling sich weigert, die deutsche
Flagge anzunehmen; mit der weiteren Ent-
wickelung werden sie doch einer nach dem
andern von selbst zu uns kommen. Erst dann
würde ich ein bewaffnetes Einschreiten für an-
gezeigt erachten, wenn irgend welche Interessen
wirthschaftlicher Art durch diese Ablehnung
geschädigt würden. Ich würde also in Nombo
mkulia nur dann eingeschritten sein, wenn
deutsche Schutzbefohlene dort entweder Handel
oder Ackerbau treiben wollten und durch die
Haltung der Sultane daran verhindert würden.
Anders stellt sich die Sache, wenn die Rombo-
Leute sich ihrerseits Uebergriffe erlauben.
Oberhalb und unterhalb des Kulturgürtels
am Kilimandscharo lausen die sogenannten
„neutralen Pfade“, auf denen sich der Verlehr
von Stamm zu Stamm vollzieht. Die Sicher-
heit dieser Wege zu gewährleisten, kann von
den befreundeten Stämmen in der That als
eine der Hauptpflichten für die Kaiserliche Ver-
waltung angesehen werden. Eine Vernach
lässigung dieser Pflicht würde unmittelbar eine
Schädigung des Kaiserlichen Ansehens im All-
gemeinen zur Folge haben.
Nun liegt hinter Nombo mkulia das Land
Useri, welches die deutsche Flagge führt und
wo ich einen Posten von drei Sudanesen ein
gerichtet habe. Aus Useri sollte eine Deputation
von drei Mann zu mir hierher geschickt werden.
Dieselbe wurde von dem Warombo-Sultan
Kisengi erschlagen. Dies erfuhr ich am Freitag,
den 28. August. Ich schickte sofort zwei Boten
nach Useri, um unseren Freunden dort mitzu-
theilen, daß ich kommen würde, um diese An-
gelegenheit persönlich zu erledigen. Diese Bot-
schaft schickte ich durch zwei Leute des Sultans
Marcalc. Am Sonntag den 30. August brach
ich mit 15 Sudanesen, 25 Snaheli-Asikaris
und 21 Vagasis in Begleitung des Königlich
Bayrischen Premierlicutenauts der Recserve,
Herrn Freiherrn Pechmann und des
Sergeauten Schubert nach Rombo auf.
Herrn Chef Johannes hatte ich ersucht, mit
ebensoviel Mann den Wesien des Kilimandscharo
bis Kibonato zu bereisen. Herr Lieutenant von
Bronsart war unterwegs, um Geräthschaften
und Lasten von Masinde herauf zu eskortiren.
Ich lagerte am Sonntag, den 30. August,
bei dem uns befreundeten Sultan Malamia,
am Montag, den 31. August, bei dem ebenfalls
befreundeten Sultan Bararia, zwei Stunden
von Taveta. Hier erfuhr ich, daß die Warombo
miulia meine beiden Boten nach Useri unweit
Keroa ausgegriffen, ihnen die Händc abgehackt,
die Augen ausgerissen und sie dann getödtet
hätten. Am Dienstag, den 1. September, mar
schirte ich in Rombo ein, indem ich Besehl
an die befreundeten Sultane schickte, ihre Kontin-
gente beim Sultan Kinabo zu mir sloßen zu
lassen. Mit dem Sergeanten Schubert hatte
ich vorher eine dienstliche Besprechung, in
welcher ich ihn ersuchte, mir zu erklären, ob
er sich stark genug sühle, mit den zur Ver-
fügung stichenden Asilaris eine Exekution gegen
Rombo mkulia zu übernehmen oder aber ob
ich zu Herrn Chef Johannes um Verstlärkung
schicken solle. Sergeant Schubert ertlärte
Letzteres in emphatischster Weise für unnöthig,
und er hatte vom militärischen Standpunkte
aus auch Recht. Da dieser Mann, dessen
Energie, Umsicht und Ergebenheit ich nicht
genug auerkennen lann, die Verhältnisse von
Rombo durch Augenschein kannte, so war sein
Urtheil in dieser Angelegenheit für mich ent-
scheidend.