Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

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Lumi-Fluß, an dessen linkem Ufer, auf einer 
beherrschenden Höhe, ich das Lager aufschlagen 
ließ. Wir lagen nun genau unter der Kultur- 
grenze von Keroa. Die Einwohner des Landes 
flohen von allen Seiten in ihre Befestigungen. 
Meine Absicht, da ich durch meine Instruk- 
tionen zu einer Kriegführung keinerlei Ermäch- 
tigung besaß, war nunmehr, die unteren Zugänge 
zum Lande zu besetzen und die drei Sultane 
des Landes aufzufordern, mit mir über die 
Ermordung meiner beiden Boten in Verhandlung 
zu treten. Aber die Entwickelung ging, theilweise 
wider meinen Willen, über diesen Entschluß 
Dinaus. 
Freiherr v. Pechmann ging mit einigen 
wenigen Leuten dicht an die Bananen-Ver- 
schanzungen heran, um zu rekognosziren. Da 
gegen ihn feindliche Akte begonnen wurden, 
erwiederte er mit Büchsenschüssen. Ich entsandte 
infolgedessen den Sergcanten Schubert mit 
25 Soldaten mit dem ausdrücklichen Befehl, 
Freiherrn v. Pechmann zurückzubcordern. Die 
25 Mann gab ich mit für den Fall, daß das 
Leben des Letzteren bedroht sei. Aber, wie es 
in solchen Lagen wohl leicht geschieht, wurde 
Schubert mit seinen Leuten in das Gesecht 
verwickelt. Ich hörte ein lebhaftes Flintengelnatter 
und machte mich nunmehr selbst auf, indem ich 
zum Schutze des Lagers 5 Sudanesen, 10 Ba- 
gasis und etwa 60 Watschagga zurückließ. Als 
ich bei den unteren Befestigungen der Wakeroe 
ankam, waren diese bereits in den Händen des 
Freiherrn v. Pechmann und des Sergeanten 
Schubert, und die Häuser standen in Flammen. 
Die Eingeborenen hatten mehrere Verluste er- 
litten; auf unserer Seite war noch kein Mensch 
gefallen. Ich befahl nun, mit dem Niederhauen 
der Bananecn zu beginnen; für etwaige Stein- 
befestigungen die mitgebrachten Leitern zu be- 
nutzen, da es nicht mehr in meiner Macht stand, 
das Gefecht abzubrechen. Jede Nachgiebiglkeit 
in diesem Augenblick würde uns als Furcht und 
Schwäche ausgelegt worden sein. Wir gingen 
nun Schritt um Schritt gegen den Berg vor, 
wobei freilich die eingeborenen Bundesgenossen 
sich schen zurückhielten. Im Verlauf einer Stunde 
nahmen wir an 20 bis 30 Gehöfte, welche ich 
als Repressalie gegen die verstümmelten und 
ermordeten Boten in Brand stecken ließ. Die 
Eingeborenen hatten sich nirgends ernstlich gestellt, 
und Sergeant Schubert sprach mir seine 
Meinung aus, daß er überhaupt an einen ernst- 
lichen Kampf nicht mehr glaube. Er hatlte seine 
Büchse seinem Diener gegeben und führte nur 
noch einen Spazierstock. 
Das Niederhauen der Bananen war in der 
letzten halben Stunde nicht mehr gründlich be- 
trieben. Wir bewegten uns auf den ver- 
  
schlungenen Pfaden der Eingeborenen vorwärts. 
Auf einem solchen wendete ich mich mit drei 
Sudanesen rechts in ein Dorf hinein, während 
Schubert sich mit 6 bis 8 Snaheli-Asikaris 
nach links wendete. Die Sudanesen steckten 
eben die Häuser an, als sich plötzlich draußen 
ein wildes Schlachtgeheunl und der Knall von 
Bichsenschüssen vernehmen ließ. Ich stand dem 
Thor zunächst und nahm wahr, wie eine An- 
zahl von Eingeborenen mit gezückten Lanzen 
auf mich einsprang. Ich hatte eben Zeit, durch 
einen Doppelschuß zwei von ihnen zu erlegen, 
und würde wahrscheinlich verloren gewesen sein, 
da ich keinen Schuß mehr zur Verfügung hatte, 
wenn nicht die Sudanesen-Unteroffiziere Achmed 
Ibrahim und Seliman vorgesprungen 
wären, mich zurückgerissen hätten und drei 
weiterc Angreifer, schon im Sprung selbst, mit 
der Kugel aus der Luft geholt hätten. Frei- 
herr v. Pechmann, der den Angriff gehört 
hatte, sprang von rechts, wo er befehligte, über 
eine Umzännung zu meinem Schutze herein. 
Wir gingen nun nach links auf Schubert's 
Seile zu und hatten hier den erschütternden 
Anblick, den jungen lebensfrischen Mann mit 
dem Gesicht vornüber auf die Arme geworfen, 
von 7 bis 8 Lanzenstichen durchbohrt, bereits 
todt zu finden. 
In seiner Nähe lagen die weiteren Leichen 
von zwei Sunaheli-Asikaris und zwei Ver- 
wundete. Die Eingeborenen hatten sich an 
diesem Theil ihrer Befestigungen in die Erde 
eingegraben und waren, wie auf mich, so auch 
plötzlich auf Schubert eingesprungen. Aber 
während die Sudanesen bei mir Stand hielten, 
waren die Suaheli-Asikaris bei Schubert, 
trotz dessen wiederholten Aufrufs, auch ohne 
nur ihre Gewehre abzufeuern, einfach aus- 
gerissen, und so war an dieser Stelle der 
Ueberfall geglückt. Schubert hatte zweimal 
gefeuert und ward dann getödtet. Während an 
meiner Seite von den Sndanesen keiner ge- 
fallen war, waren von den Ausreißern vier 
niedergemacht worden. Ich ließ nun unsere 
Leichen und Verwundeten zurückbringen und 
übernahm dann die Führung des Gesechts 
in meinem Sinne. Ich ließ eine lange Linie 
bilden, deren rechten Flügel Freiherr v. Pech- 
mann befehligte, während ich die linke Seite 
führte. Wir rasirten jetzt das Terrain von den 
Bananen und gaben damit unserer Feuerwafsse 
ihr natürliches Uebergewicht. Die Eingeborenen 
versuchten zweimal einen Massenangriff, wurden 
aber ohne Weiteres durch die Salven der 
Schützenlinie zurückgeworsen. Bis zur Dunkel- 
heit hatten wir bis zu fünfzig Dörfer verbrannt. 
Die Gegner hatten eine Reihe von Verlusten, 
unter denen sich zwei ihrer Sultane, Kalun-
	        
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