Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

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sich der einige Tage vorher durchmarschirten 
Karawane des Lieutenants Stairs, sowie der- 
jenigen des Hauptmanns Jacques lleinere 
Araber-und Negerkarawanen angeschlossen hatten, 
um unter dem Schutze der großen Expeditionen, 
ohne Hongo (Tribut) zu zahlen, durch Ugogo 
zu gelangen. 
Ueber diesen entgangenen Gewim waren 
die Wagogo aufgebracht. Die Herren Stairs 
und Jacques haben dem Kaiserl. Gouverneur 
brieflich ihren Dank für die ihnen gewährte 
Unterstüßtzung ausgesprochen, wobei Hauptmann 
Jacques hervorhebt, daß der Vorfall mit den 
Wagogo durch die Fama, wie gewöhnlich, in 
der übertriebensten Weise aufgebauscht worden 
sei. In Tabora war, wie Lieutenant Sigl 
meldet, trotz des regen Lebens und Verkehrs, 
den die Ankunft so vieler Karawanen hervor- 
gerufen, bis zum Abgang des Berichtes nicht 
die geringste Unordnung und Ausschreitung vor- 
gefallen. Die Katanga-Expedition sollte am 
13. September, Hauptmann Jacques einige 
Tage später nach Karema aufbrechen. 
Die Expedition des Pauptmanns Freiberrn 
v. Gravenreutbh. 
Hauptmann Freiherr v. Gravenreuth, 
welcher den Auftrag erhalten hatte, eine 
Forschungs-Expedition in das Hinterland von 
Kamerun zu führen, hatte am 5. Juli d. J. 
gleichzceitig mit dem stellvertretenden Gouverneur 
für Kamerun, Legationsrath v. Schuckmann, 
die Ausreise von Hamburg nach Kamerun an- 
getreten. Die Vorbereitungen für die Expedition 
waren in umfassendster Weise zunächst von dem 
Premierlieutenant Morgen getroffen worden, 
welcher auf seinem bekannten Zuge von der süd- 
lichen Kamerunküste bis nach Adamana reiche 
Erfahrungen gesammelt hatte, die Verhältnisse 
genau kannte und ursprünglich die Leitung der 
Expedition selbst übernehmen sollte. Familien= 
verhältnisse nöthigten ihn zum Nücktritt. Auf 
sreiwillige und wiederholte Meldung wurde 
die Führung der Expedition dem Freiherrn 
v. Gravenreuth übertragen, welcher das Per- 
sonal und die Ausrüstungs-Gegenstände noch 
über das Maß des von dem Premierlientenant 
Morgen für ausreichend Erachteten ergänzte. 
Der Expedition waren an Offizieren beigegeben: 
Premierlientenant a. D. Schäffler und Sekond- 
lieutenant Steinhäuser, à la Suite des 
Insanterie-Regiments Herzog Friedrich Wilhelm 
von Braumschweig (Ostfriesisches) Nr. 78, 
welche mit Gravenreuth von Hamburg ab- 
reisten, serner Premierlieutenant Volckamer 
v. Kirchensittenbach, à la suite des 
  
Königlich Bayerischen Infanterie-Leib-Regiments, 
Assistenzarzt Dr. Richter, Zahlmeister Scadock, 
Unterofsizier Gansow und Gefreiter Held. 
Premierlieutenant v. Stetten hatte sich der 
Expedition als Freiwilliger angeschlossen. 
Von den Offizieren der Expedition wurde 
Lieutenant Steinhäuser, trotzdem er bereits 
durch längeren Aufenthalt in Neu-Guinca an 
das Tropenklima gewöhnt war, bald nach 
seiner Ankunft in Kamerun so slark von 
Fieberanfällen heimgesucht, daß seine Rücksendung 
erfolgen mußte. Er erlag dem Fieber auf der 
Nhede von Lagos. Lieutenant Schäfflers) 
siel in Kamerun einem Gehirnleiden zum 
Opfer, dessen Symptome sich schon auf der 
Ausreise bemerkbar gemacht hatten. 
Trotz diefer Unglücksfälle war es dem 
Hauptmann v. Gravenreuth gelungen, die 
Vorbereitungen zur Expedition in kürzester Zeit 
zu vollenden. Schwierig war namentlich die 
Anwerbung der Leute. Ein Theil derselben 
wurde in Accra an Bord der „Ella Woer- 
mann= genommen, ein anderer Theil in 
Monrovia, ein Theil — etwa 100 — in Togo, 
der größte Theil — etwa 300 Mann nebst 
100 Weibern — in Weidah angeworben. 
Die Stärke der Expedition stellte sich 
nach vollendeter Anwerbung auf 3 Offiiere 
(v. Gravenreuth, v. Volckamer, v. Stetten), 
1 Arzt, 3 Unteroffiziere, 1 schwarzen Expe- 
ditionsmeister, 385 Schwarze und 158 Weiber. 
Ein Theil der Accra-Leute, welche sich als 
Soldaten nicht geeignet zeigten, wurde Ansang 
Oktober unter dem Unteroffizier Gansow 
nach dem an den Fällen des Sannaga (süd- 
liches Kamerungebiet) gelegenen Orte Idea 
entsandt, um dort mit dem Bau einer Station 
zu beginnen.“) Ferner wurde eine lleine Polizei- 
truppe gebildet und einem Unterossizier unter- 
stellt, welcher gleichzeitig für die Herstellung 
von Baracken Sorge irug, bei deren Bau die 
Weiber mithalfen. 
Die übrigen Leute wurden in drei Kom- 
pagnien eingetheilt, welche für die Expedition 
nach dem Innern bestimmt wurden. 
Die 1. Kompagnie, bestehend aus 100 Togo- 
Leuten, wurde dem Lientenant v. Stetten 
(Unteroffizier Scadock), die 2. Kompagnic, 
Wei= und Accra-Leute sowie einige Dahomey-= 
Leute, im Ganzen ebenfalls 100 Mann slark, 
dem Assistenzarzt l'r. Nichter unterstellt. 
*) Derselbe halte sich auf der Seewarte in 
Hamburg schon seit längerer Zeit für Rontenauf: 
nahmen und Ortsbestimmungen mit Erfolg vor- 
bereitet. 
* ) Seit dem 15. Oltober haben diese Leute 
mit dem Stationobau begonnen.
	        
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