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göte“ gelandet worden. Ueber die Möglichkeit
der Ausführung des Projektes sowie über den
Zeitraum, den dieselbe in Anspruch nehmen
wird, dürften selbst Fachleute sich nicht einig
sein. Die Zeit wird verschieden, von sechs
Monaten bis zu zwei Jahren, angegeben; wer
die Brandungsverhältnisse kennt, schließt sich
der letzteren Meinung auch wohl an.
Politische Gründe und Handels-Interessen
haben gleichmäßig die Veraulassung zu jenem
Brückenbau gegeben, der für das dortige franzö-
sische Schutzgebiet von außerordentlichem Nutzen
sein wird, wenn er gelingt.
Soviel bekannt, ist der Bau ein von
der französischen Regierung subventionirtes
Privatunternehmen und der „Compagnie des
Batignolles“ (Paris) übertragen, welche auch
die Senegal-Eisenbahn gebaut hat.
Rongostaat. verwaltungsmaßregeln.
Durch ein Dekret des Generalgouverneurs
ist für den Kongostaat ein Polizeikorps errichtet
worden, an dessen Spitze ein „Polizeikommissar“,
ein Sergeant und zwei Korporale stehen. Seine
Funktionen bestehen in Ueberwachung der öffent-
lichen Straßen und Märkte, Ermittelung von
Verbrechen und Vergehen, Festnahme von Be-
trunkenen und Deserteuren, Ausübung der Auf-
sicht in den Gefängnissen und Gerichten 2c.
Durch ein Königliches Dekret ist ferner
unter Garantie des Kongostaates eine Spar-
kasse in Brüssel geschaffen worden, um den Be-
amten die Ansammlung von Ersparnissen zu
erleichtern. Die Einzahlungen müssen mindestens
25 Franks betragen; der Zinssatz beträgt 3%
und bei Einlagen über 3000 Mark 2%.
4 A4. A. A A. E. E. 4. E. k. u4. A. A A A. A. A. S. A-K. 4. 4. S. J. .A
Titterarische Besprechungon.
Koloniales Jahrbuch. Herausgegeben
von G. Meinecke. IV. Jahrgang. Das
Jahr 1891. Mit zehn Pflanzenbildern
und zwei Karten im Text. Berlin. Carl
Heymann's Verlag. 1892. Preis 6 Mk.
geb. 7,50 Mk.
Das wohlbekannte Koloniale Jahrbuch von
G. Meinecke hat diesmal wieder einen reichen,
übersichtlich und geschickt zusammengestellten
Inhalt. Wer die Geschichte unserer Kolonien
mit Interesse verfolgt, wird dem Verfasser für
den Beginn und die Fortführung dieses
Unternehmens dankbar sein. Das Jahrbuch
beginnt mit einem Aufsatz über afrikanische
Diplomatie, in welchem Major v. Wissmann
darlegt, welche Politik er anläßlich seiner
Kilimandscharo-Expedition gegenüber den Häupt-
lingen Simbodja, Mandara, Sinna sowie
gegenüber den Waruscha und Massai befolgt
habe; er betont dabei, daß er Gewalt stets
nur als unabwendbare ultima ratio angesehen,
da jedoch, wo es sein mußte, seine Machtmittel
und die ihm zur Verfügung stehende Zeit rück-
sichtslos ausgenutzt habe. Professor v. Stengel
behandelt in einem kürzeren übersichtlichen
Aufsatz die Rechtsverhältnisse der Deutschen
Schutzgebiete. Es folgen Uebersichten über die
evangelische und katholische Missionsthätigkeit
in den Kolonien, erstere von E. Wallroth,
letztere von Kanonikus Hespers, Mitglied des
Kolonialrathes. Dr. R. Hindorf, früher in
Neu-Guinea als Pflanzer thätig, giebt
eine Uebersicht der hauptsächlichsten Kultur-
und Nutzpflanzen, in Neu-Guinca, Carl
Böckner — zuletzt Obergärtner an der bo-
tanischen Zentralstelle für die Kolonien im
hiesigen Königl. Botanischen Garten, jetzt
mit Wegebau und Stationsaulage bei Dr. Zint-
graff beschäftigt — eine solche der wichtigsten
Kultur= und Nutzpflanzen Deutsch-Ostafrikas.
H. Rackow, früher in Togo, jetzt in Kamerun,
bespricht die Anbauverhältnisse in Togo.
Nach einer zusammenfassenden Darstellung
der Kolonialpolitik im Reichstage folgen sodann
die Uebersichten bezw. Besprechungen mit Bezug
auf die Ereignisse in den einzelnen Kolonien
sowie eine Erörterung der Kolonialpolitik im
Allgemeinen, in welcher die Fortschritte und
Erfolge hervorgehoben, im Einzelnen manche
Wünsche und Hoffnungen ausgesprochen werden.
Wir erwähnen hier, daß die von dem Ver-
fasser gewünschte Ernennung eines ständigen
Kommissars für Togo inzwischen stattgefunden
hat und daß nicht eine Verminderung, sondern
eine Vermehrung der in dieser Kolonie thätigen
Kaufleute eingetreten ist. Auch die Anlegung
eines Weges von Lome ins Innere ist bereits
seit längerer Zeit begonnen worden. In Kame-
run wünscht er den Tschadsee als Endziel
unserer Pläne im Auge zu behalten, mahnt
jedoch zur Vorsicht, da der Weg dorthin nur
durch systematische beharrliche Arbeit gewonnen
werden könne, nicht durch fliegende Expeditionen
deren evemuelle Verträge kaum das Papier
werth sind, da der europäischen Macht alle
Mittel fehlen, die Innehaltung derselben durch-
zusetzen. Wir können hier leider nicht im Ein-
zelnen auf alle Darlegungen des Verfassers
eingehen; es ergiebt sich jedoch aus dem Ge-
sagten, daß das Buch eine sehr umfangreiche
mit grosßer Sachkenntniß geschriebene Dar-
stellung aller wesentlichen Ereignisse des letzten
Jahres auf kolonialem Gebiet enthält.