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Ich bin mir bewußt, daß die in vorliegender
Denkschrift entwickelten Ideen, die mir zur
Zeit eine ausführlichere Darstellung nicht ge-
statten, aber doch auch in dieser Gestalt vielleicht
eine Vorstellung von dem zu geben im Stande
sind, was die Zukunft Kamerunus ist und was
dafür nothwendig zu geschehen hat, wohl ge-
eignet sind, unser gesammtes an Maonschen
und Mitteln versügbares Material in vollsten
Anspruch zu nehmen.
Die Eingeborenen zur Plantagenwirthschaft
zu bringen, ist eine Ausgabe, die so viel Arbeit
und Mühe, so viel Geduld und Ruhe erfordert,
daß sie, bis zum Erfolg durchgeführt, die
ganze Krast und Energie eines Mannes auf
eine Reihe von Jahren hinaus in Anspruch
nehmen wird. Die pekuniären Mittel sind
im Verhälmiß dazu gering zu nennen. Denn
ich halte eine jährliche Ausgabe von etwa
50 000 Mk. zur Bezahlung der Plantagen-
Inspektoren, zur Anlage von Pflanzschulen,
zur Vertheilung von Prämien endlich für hin-
reichend, sofern diese Ausgabe auf 6 bis 8 Jahre
in dieser Weise als stehend angenommen werden
kann. Diese Summe dürfte sich aber um so
leichter im Schutzgebiete von Kamerun heraus-
wirthschaften oder vielmehr sparen lassen, als
sich daselbst die großen Unkosten für eine
stehende Schutztruppe, ich sehe von etwa
50 Mann Küstengendarmerie ab, sehr wohl
vermeiden lassen, denn die für uns in cinem
Radius von etwa 200 km um das Kamernn-
Becken herum zunächst in Betracht lommende
eingeborene Bevölkerung ist, sofern ihr die
richtige Vorstellung von dem beigebracht wird,
was wir wollen, so leicht zu leiten, daß der
Gedanke an eine militärische Besetzung dieses
Theiles, denn das besorgt doch schließlich die
Schutztruppe, durchaus abzulehnen ist. Einige
ungeberdige Häuptlinge direkt an der Küste,
von denen es übrigens noch nicht hinreichend
seststeht, ob sie dem „eigenen Triebe“ ge-
horchen, werden durch gelegentliche Exekutionen
seitens der Bali-Truppen sehr bald zur Ver-
nunft gebracht werden; das kann übrigens
schon eine gelegentlich durchfegende Expedition
besorgen. Angreifer werden die Waldland-
stämme niemals werden; ist aber eine größere
Exekution trotzdem nöthig, nun dann haben
wir in derselben Zeit hinreichend Balis in
diesen Gegenden, wie etwa Soldaten in Ost-
afrila, wo doch erst eine Zusammenziehung der
räumlich weit auseinander liegenden Schuß-
truppentheile nothwendig ist.
Aber ich glaube zuversichtlich und die bis
zur heutigen Stunde gemachten Erfahrungen
bei den Balis bestätigen mich darin, daß man
die Neger eher durch eine verständig ge-
leitete Interessenpolitik zu seinem Vor-
theile beherrscht, als durch vorschnell an-
gewandte Gewalt, denn jene zieht an, diese
schreckt ab.
Darum möge es bald gefallen, jene Wege
zu beschreilen, welche unter Innehalten der
der zur Zeit für die Kamerun-Kolonie ver-
sügbaren Mittel es ermöglichen, dieselbe nach
einer absehbaren Reihe von Jahren, wenn die
Handelsära mit ihren Erträgnissen dahin ist,
durch die neue Aera der durch Eingeborene
betriebenen Plantagenwirthschaft als ein Vor-
bild für andere Kolonien hinzustellen. Dieses
ist nur möglich, wenn wir im Lande selbst
Fuß fassen, wenn die Schwarzen für uns den
Boden umbrechen.
Afrika den Afrikanern, die Afrikaner
für uns!
Das sei das künftige Zauberwort.
von den Missionen in den Schutzgebieten.")
1. Ostafrika.
Die Expedition der Brüdergemeinde nach
den Ländern nördlich des Nyassa-Sees hat ihr
Reiseziel erreich. Am 7. Juli v. J. landete
sie in Kararamnka, und wurde alsbald in dem
Gebicte des Häuptlings Makapalile, wo die
Missionare freundliches Entgegenkommen fanden,
in dem Orte Rungwe, wenige Meilen nord-
westlich von Kararamuka, mit dem Bau einer
Station begonnen.
Auf der Reise ist leider einer der Brüder,
Martin, dem Fieber erlegen.
Auch die Expedition unter dem Super-
intendenten Merensly (Verlin 1) wird in-
zwischen an den Zielpunkt ihrer Reise gelangt
sein. Auf ihrem Wege durch portugiesisches
Gebiet wurden die Missionare von Seiten der
dortigen Beamten bereitwilligst unterstützt.
Insbesondere hatie der portugiesische Gouver=
neur auf Veranlassung des deutschen Konsulats-
verwesers in Quelimane den Regierungsdampfer
„Cherim“" zur Verfügung gestellt, als der Dampfer
„James Stevenson“ der „Alrican Lakes Com-
pany“ zur Weiterreise von Vincente nicht recht
zeitig bereitgeslellt war. In der Folge benutzte
man aber dennoch letzteren Dampfer für die am
30. Juni augetretene Fahrl auf dem Sambesi
und Schire, weil dieses Schiff bessere Ein-
richtungen für die am Fieber erkrankten Passa-
*) Nach den legten bekannt gewordenen Nach-
richten; vergl. D. Kol. Bl. 1891 S. 483.