schläge für die Verbesserung der Einrichtungen
jener Linie und befürwortet eine Revision des
mit derselben geschlossenen Vertrages. Eine
solche sei im Hinblick auf die Eröffnung einer
direkten deutschen Dampferverbindung zwischen
Deutsch-Ostafrika und Indien dringend geboten.
Die letztere Einrichtung bedentet nach Ansicht
des Verfassers „die Bankerotterklärung des
deutschen Kapitals gegenüber dem kolonial=
politischen Prinzip, daß die Kolonie das beste
Absatzgebiet für die Industrie des Mutterlandes
sein soll“. Dr. Kaerger fürchtet, daß, falls
wir verabsäumen, einen direkten Verkehr der
Kolonie mit dem Mutterlande schon jetzt durch
eingreisende Maßnahmen anzubahnen, dies mit
jedem Jahre sich erweiternde Absatzfeld uns
verloren gehen wird.
Was die Beförderung der Einfuhr kolo-
nialer Produkte in das Mutterland betrisft, so-
befürwortet Dr. Kaerger für gewisse Früchte,
als Ananas. Mango-Marmeladen, Jugwer,
getrocknete Bananen Zollvergünstigungen bei
der Einfuhr in Deutschland; wichtiger noch er-
scheint ihm, daß bei der Ausfuhr aus der
Kolonie ein höherer Zollsatz — 10 bis 15 Pro-
zent mehr — von allen Erzeugnissen erhoben
wird, welche nicht nach Deutschland verschifft
werden.
Den Ausfuhrzoll auf Tabak und Nelken
empfiehlt er gänzlich aufzuheben, da deren durch
weisse Unternehmer betriebene Kultur möglichst
zu begünstigen sei; den Ausfuhrzoll auf die
von Eingeborenen angebanten Produkte dagegen
will er bestehen lassen, da derselbe ein vor-
treffliches Mittel bietet, die Eingeborenen zu
besteuern und auf diese Weise ein Entgelt für
unseren Schutz zu erhalten. Um den Anban
des Kaffee, Kakao und anderer Gewächse zu
fördern, welche vermöge ihres langsameren
Wachsthums längere Zeit gebrauchen, ehe sie
Ertrag liefern, befürworket er die Gewährung
von Ausfuhrprämien. Auch spricht er sich für
die Ertheilung von Gewerbemonopolen unter
näherer Darlegung der Gründe aus, welche
dieselben für junge Kolonien nühßlich erscheinen
lassen.
Bedeutende Erfolge in finanzieller Hinsicht
verspricht sich der Verfasser, wenn die Dorf-
häuptlinge angehalten würden, längs der dentsch-
ostafrikanischen Küste bis zu 10 km landein-
wärts Kokospalmen anzupflanzen. Nachdem er
ferner seine Ansicht über die einzuschlagende
Methode der Landvertheilung und die noth-
wendigen Vorarbeiten für die Ansiedelung im
Hinterland von Tanga längs der Eisenbahn
nach Korogwe dargelegt hat, empfiehlt er ins-
besondere die Aulage einer landwirthschaftlichen
Versuchsanstalt in Vondö.
217
Wenngleich nicht unerwähnt bleiben soll,
daß manche Vorschläge des Verfassers, wie dic-
jenigen über „Kolonisation im großen Stil“,
sich kaum als durchführbar erweisen dürften
und daß seinc Auffassung gewisser internationaler
Vereinbarungen nicht durchweg als zutreffend
bezeichnet werden kann, so zeugt doch das vor-
liegende Buch von umfassenden Kenntnissen
und enthält auch eine Reihe auregender Ge-
danken, so daß es als eine immerhin bemerkens-
werthe Erscheinung der neueren bolonialen
Litteratur zu bezeichnen ist.
Die Baumwolle, ihre Kultur, Struklur
und Verbreitung. Von Heinrich Kuhn.
Wien, Pest, Leipzig. A. Hartlebens Ver-
lag. Preis 7,20 M.
Das Werk ist bemüht, vor allen Dingen
den Vertretern der Baumwollenindustrie und
den in ihren Etablissements angestellten Per-
sonen eine genaue Kenntniß des zu verar-
beitenden Rohproduktes und damit diejenige
wissenschaftliche Basis zu verschaffen, ohne
welche eine erfolgreiche Konkurrenz nicht mög-
lich ist. Es bezeichnet sich als eine Zusammen-
fassung unserer gegenwärtigen Kenntnisse über
die Faser. Seinem Zwecke, dem praktischen
Bedürfnisse zu entsprechen, wird das Buch in
vollstem Maße gerecht, indem es nach einer nur
kurzen botanischen Beschreibung zunächst die
Kultur der Pflanze im Allgemeinen eingehend
behandelt und dann nach Produktionsländerns)
geordnete Schilderungen über Anban und Qua-
lität der kultivirten Arten giebt. Darau schließen
sich, nachdem vorher eine kurze Betrachtung
dem Baumwollensaatöl als Nebeuprodukt der
Pflanze gewidmet worden war, mit großer
Sachkenntniß geschriebene Abhandlungen über
das Hauptprodult, die Baumwollenfaser- Hier
finden aber außerdem die übrigen Spinnfasern,
Wolle, Seide, Hauf, Ramie und Inte, ge-
bührende Berücksichtigung. Den Schluß bildet
eine Beschreibung des Umfangs der Baum-
wollenindustrie in den einzelnen Staaten, wobei
die historische Entwickelung und das Konkurrenz-
verhältuiß zu anderen Ländern mit in Betracht
gezogen ist. Zahlreiches statistisches Material,
eine kolorirte Abbbildung der Pflanze und
vier Tafeln mit mikroskopischen Darstellungen
der Faser vervollständigen die interessanten
Schilderungen.
*) Auf einem Jrrihmm beruht es, wenn S. 100
des 2rudl gesagt ist, daß die Deuisch Ostafrika=
nische Gesellschaft in Togo und Kamerun Baum-
wollenplantagen anlege. D Die genannte Gesellschaft
beschränkt sich in dieser Beziehung auf Ostafrika,
während in Togo und Kamerun zpeennngsseieg der
Anbau der Baumwolle befördert wird.