MA AAAMAAMAMAMAAA
Verschiedene Mittheilungen.
Einberufung des Rolonialralbes.
Der Kolonialrath ist zum 20. d. M. ein-
berufen worden.
Bericht des misstionssuperintendenten Nerenskyo
über die NReise nach dem Konde -Land.
Pipagika bei Makatungilas Stadt, Kondeland,
deutsche Interessensphäre am Nyassa,
15. Oktober 1891.
Eurer Excellenz beehre ich mich, hierdurch
ganz ergebenst mitzutheilen, daß unsere Verliner
Missions-Expedition an der oben bezeichneten
Stelle Anfang dieses Monats eingetroffen ist
und ihrer Aufgabe gemäß eine Missionsstation
hier begründet hat.
Unsere Reise den Quaqua, Schire und
Nyassa herauf ist eine außergewöhnlich lange
gewesen. Erst am 21. September trasen wir
in Karonga ein. Die Verkehrsmittel der
Lakes-Company waren den in diesem Jahre
gewaltig gestiegenen Anforderungen nicht ge-
wachsen. Man ist uns aber von Seiten der
Beamten dieser Gesellschaft ausnahmslos
freundlich entgegengekommen; ohne den Bei-
stand der Beamten in Karonga hätten wir
von dort die Landreise hierher gar nicht an-
treten können, weil Träger dort nur durch
deren Vermittelung zu haben sind.
Nachdem wir am 25. September den
Sengwe überschritten und damit deutsches Ge-
biet betrelen hatten, erreichten wir am 2. Ok-
tober diesen Ort, wo wir auf dem Pipagika
genannten, am oberen Lauf des Lufira ca. 40 km
vom Nordende des Sees gelegenen Vorhiügel
der Livingstoneberge, im Gebiet des Häupt-
lings Makatungila, unsere Station gründeten,
welche wir Wangemannshöh genannt haben,
unter der Voraussetzung, daß unser Vorstand
in Berlin diesen Namen gutheißen wird.
Es wird voraussichtlich leicht sein für uns,
von dem Häuptling Makatungila ein für unsere
Zwecke genügendes Stück Land um die Station
herum käuflich zu erwerben, da er unser
Bleiben selbst erbeten hat und Alles thut, um
uns zu dauerndem Bleiben zu ermuthigen. Von
dem etwa vollzogenen Kaufe werde ich nicht
verfehlen, Eure Excellenz unter abschriftlicher
Mittheilung der betreffenden Urkunden bald-
möglichst in Kenntniß zu setzen.
234 —
Ich füge noch hinzu, daß sämmtliche Häupt-
linge der Konde, bei denen wir vorüberkamen,
den Wunsch ausgesprochen haben, daß wir bei
ihnen bleiben möchten. Wir haben seit unserem
Eintritt in dies Land sechs Stück Rindvieh
von verschiedenen Häuptlingen als Geschenk
erhalten.
Noch erlaube ich mir, einige kurze Angaben
über das Volk der Konde hinzuzusügen.
Dieses Volk, in mehrere kleinere Stämme
zerfallend, bewohnt ein Gebiet von etwa 70 km
von Nord nach Süd bei 100 km von Ost
nach West im Norden des Sees. Die Seelen-
zahl möchte ich zu schätzen nicht versuchen.
Die Häuptlinge, welche am See wohnen, Mak-
husa, Manyawara und Mankendya, sollen etwa
6000 Krieger stellen können, was auf eine
Seelenzahl ihrer Stämme von ca. 36 000
würde schließen lassen.
Die Konde treiben einen hoch entwickelten
Ackerbau und einc mit Sorgfalt gepflegte Vieh-
zucht. Das Vieh sieht Nachts in Ställen und
wird gefüttert und selbst gewaschen. Der
Häuserbau ist so gut entwickelt, wie ich das
nirgends in Afrika bisher gesehen habe. Wir
fanden Ställe, 100 bis 200 Fuß lang, zierlich
aufgeführt. Das Volk hat sich bisher der
Angrisse der Magwangwara auf der einen
Seite und mit Hülfe der Eugländer von
Karonga der Angrisse arabischer Sklaven-
jäger auf der anderen Seite mit Erfolg
erwehrt. Die Wakinga in den Livingstone-
Bergen siehen zu den Kondehäuptlingen in
einem Abhängigkeitsverhältniß. Nur von dem
Unterstamme der Wakukwe, welcher um den
Rungwe-Berg wohnt, sind einige Häuptlinge
in Abhängigkeit von Merere, dem Häuptling von
Usanga gerathen, welcher araberfreundlich sein
soll; in Folge dessen sind diese Kukwehäupt-
linge gegen die Europäer nicht so freundlich
gesinnt als die übrigen Kondehäuptlinge.
Die Häuptlinge haben auf mich fast aus-
nahmslos den Eindruck verständiger, fried-
liebender Männer gemacht. Ich erlaube mir,
zu bemerken, daß wir uns politischer Kund-
gebungen und Erörterungen, die außerhalb des
Kreises unseres Amtes liegen, selbstverständlich
enthalten haben, daß aber die deutsche Flagge
auf unserer Station aufgehißt ist und wir
gelegentlich den Leuten sagen, daß wir Deutsche
sind.
Noch muß ich die Bitte hinzufügen, aus
der Liste unserer Berliner Missionare in
Deutsch-Ostafrika, welche ich Enerer Excellenz
von Quilimanc aus zusandte, den Namen des
Missionars Franke streichen zu wollen, welcher
von Blantyre aus nach Natal zurückkehren