Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

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mung nicht eingeschlagen werden. Ich wählte 
daher den weiteren Weg über Mvona und 
Kolero. Der Weg nach Mona führt durch 
Steppe, welche in ihren niedriger gelegenen 
Theilen unter Wasser stand, weite Maisfelder 
vor dem Dorfe Mvua waren ebenfalls über- 
schwemmt, und mußte hier eine Strecke von 
etwa ¾ Stunden durch bis an die Hüsten 
reichendes Wasser marschirt werden; das 
Durchschreiten des Moua-Baches bereitete keine 
Schwierigkeiten, das Wasser desselben reichte etwa 
bis zur Brust. Auf dem rechten Ufer des 
Baches, welches das andere um etwa 10 m 
überhöht, liegt das Dorf Mona. Der Jumbe 
desselben, Namens Kibunguzi, hatte zur Feier 
meiner Ankunft einen etwa 2 m breiten Weg 
vom Flusse bis zum Lagerplatz anlegen und 
letzteren säuberlich roden lassen. Die Einwohner 
waren nicht entflohen und brachten sofort nach 
meinem Eintressen Nahrungsmittel in reichlicher 
Menge. Auseerdem hatten sich viele Leute aus 
den in der Nähe gelegenen Dörfern Magogoni 
und Tulo eingefunden in der Absicht, mich zu 
begleiten und in Kisaki ihre geraubten Ver- 
wandten wiederzuerhalten. Der Marsch von 
Tununguo nach Mona hatte elwa 8 Stunden 
gedauert. 
Mit dem nächsten Tage trat ich aus der 
Ebene des Kinganinetzes heraus in die Vor- 
berge des Ulungurn= Gebirges. Von diesem 
aus hat man einen herrlichen Ausblick nach 
Norden in das Gebirge, welches einen sehr 
markirten Charakter hat, nach Süden in die 
weite Ebenc des Nufidji. Die Ulunguruberge 
haben eine geringe Längenausdehnung, doch 
erheben sich die Gipfel derselben zu beträcht- 
licher Höhe, insbesondere gewähren der Kitonga, 
Mwencholuc, Ukuama, Longwe, Ukambalu und 
Mhunsugurn (von Süden nach Norden aufge- 
zählt) einen imposanten Anblick. 
Nach vierstündigem Marsche wurde Kolero 
erreicht. Die Einwohner dieses Dorfes hatten 
bis auf etwa 4 km Entfernung eincu breiten 
Weg angelegt und auch den Lagerplatz vor- 
bereitet. Kolero wurde noch vor einem Monat 
von den Masitis heimgesucht; hierbei brannten 
diese etva 30 Hütten des Dorfes nieder, 
raubten 25 Menschen und tödteten fünf. 
Die Anführer dieses Nanbzuges waren die 
Masiti-Häuptlinge Hongo, Kamamkla und 
Mkambi, alle Unterthanen des großen Mafiti- 
Häuptlings Mtikatika. Der Grund zu dem 
Kriege soll solgender gewesen sein: Der Mafiti 
Mkambi hatie bei einem längeren Aufenthalte 
in Kolero Mlamhangara, die Tochter der Re- 
gentin dieses Dorfes, geschwängerl. Bei seiner 
Rückkehr nach Kisaki verlangte er die Mlam- 
hangara zur Frau. Da sie ihm jedoch ver- 
  
weigert wurde, beschloß er sie zu rauben. Dies 
gelang ihm nicht, denn seine Auserwählte 
rettete sich durch die Flucht. Aus Rache äscher- 
ten die Mafitis Kolero theilweise ein. 
Kolero ist ein sehr großes, wohlhabendes 
Dorf mit im Ganzen etwa 500 bis 800 Hütten. 
Es liegt vollständig verborgen mitten zwischen 
Urbusch und Felsen, am Abhange einer Höhe 
und besteht aus etwa 15 verschiedenen Theilen, 
welche nahe beisammen liegen und nur durch 
äußerst schwierige Felspsade miteinander ver- 
bunden sind. Die einzelnen Hütlen, rund ge- 
baut, sind oft zwischen große Felsblöcke so 
eingezwängt, daß sie gar nicht zu bemerken 
sind; die zwischen den Felsen übrig gebliebenen 
schmalen Zwischenräume bilden den Zugang zur 
Hütte. Die Einwohner des Dorfes zeigten sich 
bei meinem Besuche sehr zutraulich, selbst die 
Frauen liefen nicht fort. Die Leute scheinen 
sehr fleißig zu sein, die Felder sind in gutem 
Zustande. 
Eine alte ehrwürdige Frau Namens Msigila, 
welche in ihrer Jugend sehr hübsch gewesen sein 
mag, führt die Herrschaft über dieses Dorf; 
hierin wird sie unterstützt von ihrem Bruder 
Mfaume und ihrem Sohn Tschiguta, ihr au- 
derer Sohn Mhangala ist beim letzten Mafiti- 
Einfall getödtet worden. 
In der Nacht auf den 18. März entliesen 
wieder 30 Träger. Zum Anwerben von neuen 
und zum Nachbringen der zurückbleibenden 
Lasten ließ ich einen Suaheli-Schausch mit 
fünf Mann zurück. 
Der Weg von Kolero nach Kisaki verläßt 
sehr bald die Berge und tritt in die Ebene 
des Mgeta und Ngasi, welche mit sehr hohem 
Gras bestanden und gegenwärtig vielfach über- 
schwemmt ist. Unterwegs wurde die Spur 
einer Karawane angetroffen, welche in entgegen- 
gesetzter Richtung zu uns marschirt und in der 
Richtung nach Matombo abgezweigt war; um 
ein Uhr wurde auch deren Lagerplatz mit noch 
glimmenden Feuern erreicht. Obwohl die Ver- 
muthung nahe lag, daß Masitis hier genächtigt 
hätten und vielleicht auf Raub ausgezogen 
wären, so hielt ich doch eine Verfolgung der- 
selben für aussichtslos, denn abgesehen davon, 
daß sie sich im hohen Gras einer Verfolgung 
sehr leicht entziehen konnten, hatten sic min- 
destens einen halben Tag Vorsprung, waren 
also nicht mehr zu erreichen. Ich bezog das 
verlassene Lager, ließ das hohe Gras bis auf 
eine Entfernung von etwa 100 m ringsherum 
niederlegen und sicherte mich durch zahlreiche 
Posten. 
Am nächsten Tage erreichte ich nach heißem 
elfstündigen Marsch, der fortgesetzt durch hohes 
Gras, oft weite Strecken durch überschwemmtes
	        
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