Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

erwarten war, verließ er Nachts sein Lager, 
kam in einem Boot zu mir, brachte mir Lebens- 
mittel und rieth mir, schleunigst nach Bukoba 
zurückzukehren. Hätte ich diesen Rath nicht 
schleunigst befolgt, wäre ich sicher von den 
Feinden gefangen worden, welche mir auflauerten. 
Nochmals Ihnen und Herrn Kühne meinen 
wärmsten Dank. 
Ich möchte noch erwähnen, daß die Wa- 
sesse erst Miene machten, Herrn Kühne beim 
Landen anzugreisen, daß es aber seiner kühlen 
Besonnenheit gelang, sie zu beruhigen. Auch 
Muanga soll die Absicht gehabt haben, ihn 
zu tödten, doch glückte es auch dabei seiner 
Geistesgegenwart, die Gefahr abzuwenden. 
gez. Stephen S. Bagge.“ 
  
Bericht des Dr. Stublmann an Frhrn. v. Soden 
aus Bukoba vom 15. Febvruar d. J. 
Ew. Excellenz melde ich ganz gehorsamst, 
daß ich in Eilmärschen am 15. Febrnar heute 
Mitlag hier eingelroffen bin und daß in Anbe- 
tracht der Pocken der stellvertretende Stations= 
chef, Feldwebel Kühne, die Quarantäne erllärt 
hat, welche streng beachtet wird. 
Da ich Herrn Premierlientenant Lang- 
held hier nicht getrossen habe, so werde ich 
zu Lande in möglichster Eile nach dem Süd- 
ende des Viktoria-Sees marschiren und mich 
dort mit ihm berathen, ob ein sofortiger Rück- 
marsch angerathen ist und er für meine ziem- 
lich kleine Karawane die Straße zur Küste für 
gesichert hält oder ob ein Marsch zusammen 
mit der Ablösung für Bukoba praktischer sein 
wird. 
Die Leute der Karawane, welche binnen 
eines Monats nur zwei Nasttage hatten, be- 
dürsen unbedingt einiger Ruhetage, und meine 
Lasten müssen neu gepackt werden. So werde 
ich am 20., 21. oder 22. Februar weiter mar- 
schiren und hoffe zwischen dem 10. und 15. März 
am Südkriek des Nyansa zu sein, woselbst ich 
Herrn Lieutenant Langheld zu tresfen gedenke. 
Der Gesundheitszustand der Karawane ist 
jetzt befriedigend und sind bis heute keine neuen 
Pockenfälle ausgetreten. Die Nasttage werde 
ich, um jede Ansteckungsgefahr auszuschließen, 
nicht hier, sondern einen Tagemarsch weiter 
südlich verbringen, sobald ich hier das Noth- 
dürftigste gepackt habe. 
Das Granat-Schnellseuergeschütz Kal. 3,7 cm 
bleibt mit seiner Munition von 97 Granaten 
hier auf der Station, bis Herr Lientenant 
Langheld weiter darüber verfügt. Ebenso werde 
ich Geschenke für Chefs und andere Sachen 
hier lassen und dagegen einige Stosfe als Wege- 
ration von der Station erhalten, worüber ich 
316 
  
– 
Ew. Excellenz nach Vollzug ganz gehorsamst 
berichten werde. Von Sr. Excellenz fehlen 
jede Nachrichten und kann ich keine Zeit für 
seinen Anmarsch angeben, der jedensalls bei 
seinem äußerst leidenden Zustande nur langsam 
erfolgen kann. 
Lachrichten über die Expedition Emin paschas. 
Ein später eingetroffener Bericht Dr. Stuhl= 
manns aus Karagwe vom 9. Februar enthält 
Nachrichten über den Verlauf der Expedition 
Emin Paschas, welchen wir folgendes ent- 
nehmen: 
Am 22. März 1891 brach Emin mit 
32 Soldaten in zwei Kolonnen von Bukoba 
auf. Er marschirte durch Karagwe und Mpöroro 
und erreichte am 9. Mai den Albert Eduard 
Sec. Am Westufer entlang marschirend, hatte 
er Gefechte namentlich mit den Warassura zu 
bestehen. 
Anfang August stießen auf seine Auf- 
forderung 33 Sudanesen aus Kavalli mit 
ihren Angehörigen (im Ganzen 194 Personen) 
zu ihm, von denen jedoch bald neun unter 
Mitnahme von Waaren und Munition ent- 
wichen. Er marschirte durch West Lendu 
Gwischen 2° und 3°5 nördl. Br. und 30“ östl. 
Länge) bis nach Süd-Momfü. Ende September 
verweigerten die Träger infolge von Hungersnoth 
und Schwäche den Weitermarsch, während die 
Soldaten zum Vormarsch bereit waren und 
sämmtlich Lasten aufnahmen. Der Rückmarsch 
wurde augetreten und östlich der früher ge- 
wählten Straße genommen. Von den Ein- 
geborenen stark belästigt, gelangte die Expedition 
am 12. November nach Undussuma mit 10 
alten, 20 neuen Sudanesen und 20 Askaris 
zurück. Da die Pocken ausbrachen, und Emin 
selbst leidend und nahezu erblindet war, mar- 
schirte auf seinen Befehl Dr. Stuhlmann am 
10. Dezember mit 10 Sudanesen und 20 As- 
karis vorauf. Er zog durch Mboga (nahe 
dem Schnittpunkte des 2° nördl. Br. mit dem 30°% 
östl. L.), das inzwischen durch Kapitän Lugard 
von den Warassura gesäubert war, nach Kiri- 
amo, wo er hörte, daß die Sudanesen aus 
Kavalli sich zum Theil am Ruwenzori ange- 
siedelt hätten, während ein anderer Theil mit 
Lugard nach Unioro gezogen war. Der Weiter- 
marsch ersolgte westlich vom Semliki-Issango 
Fluß durch dichtesten Urwald und von Sklaven- 
jägern bevölkertes Gebiet. Am 3. Jannar 
schlug er am Rande des Graslandes in Höhe 
Tenge Tenge's (0° 28“ nördl. Br.) Lager auf, 
wartete über den ihm gestellten Termin (10. Ja- 
nuar) bis zum 15. Januar vergeblich auf 
Emin, erreichte am 20. Jannar den Albert
	        
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