Perschiedene Mittheilungen.
Bericht des Kommandos des Kreuzer-Geschwaders
über einen Besuch mebverer Rüflenplätze von
Deutsch-Ostafrika.
Ueber eine im April dieses Jahres aus-
geführte Reise entlang der Küste des Deutsch-
Ostafrikanischen Schutzgebietes berichtet der
Geschwader-Chef Kontre-Admiral v. Pawelsz
von Bord S. M. S. „Leipzig“:
„Die von mir besuchten Orte in Deutsch-
Ostafrika waren Lindi, Kilwa-Kiwinje, Dares-
salam, Bagamoyo und Tanga, welche zugleich
die Slationsorte der fünf Verwaltungsbezirke
sind.
Die Vezirkshauptleute bezw. ihre Stell-
vertreter waren bemüht, mir Alles zu zeigen
und vorzuführen, was sehenswerth und für
die Beurtheilung der Verhältnisse interessant
und wünschenswerth war.
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In Lindi wurden mir die 60 Mann
starke Polizei= und die gleich starke Schutztruppe
von dem Bezirkshauptmann v. Sivers vor-
geführt. Beim Generalmarsch des Nachts im
Fort war die Vertheidigung in 1/ Minnten
gesichert.
Die Wege, Hütten, Anpflanzungen zeigten
große Sanberkeit und machten einen sehr guten
Eindruck.
Der Wali, die ersten Araber des Orts
und der Umgegend, sowie die reichen Indier
begrüßten mich bei der Landung und waren
in ihrer vornehmsten Tracht, umgeben von
ihren Angehörigen, erschienen.
Durch ein von dem Bezirkshauptmann
v. Sivers wieder in Stand gesetztes aus-
gemanertes Bassin ist diesem Orte ein ange-
nehmes Bad —
gleicher Zeit etwa 50 Personen baden können,
geschaffen. Dasselbe wurde den Mamschaften
der Schisse zur Verfügung gestellt, von welchem
Anerbieten reichlich Gebrauch gemacht wurde.
Es hat für den Nachmittag künstlichen Schutz
gegen die Sonne.
In dem hierselbst befindlichen Lazareth
waren am 5. April nur drei kranke Sudancsen.
— Malaria war zur Zeit nur ganz wenig
vorhanden.
Die Europäer hatten alle ein frisches und
gesundes Aussehen.
Da zur Zeit ein Arzt fehlte, wurden dessen
Funktionen durch einen Lazarethgehülsen, welcher
das Lazareth in sehr sauberer und guter
Ordnung hielt, versehen.
Jeden Morgen sindet zunächst Nevierdienst
für die Schutztruppe, daun Sprechstunde für
die Eingeborenen des Ortes statt, welche für
Quellwasser —, worin zu anur ein Todesfall von perniciöser Malaria
Medikamente und Bandagen einen ganz geringen
Preis bezahlen.
In Kilwa-Kiwinje begrüßte mich der Zoll-
amts-Assistent v. Strautz als stellvertretender
Bezirkshauptmann und zeigte die Sehens-
würdigkeiten des Ortes, welche denselben guten
Eindruck, wie in Lindi, auf mich machten.
Die mir hierselbst durch Lieutenant Fam-
bach vorgeführte Rekrutenkompagnie Sudanesen
— etwa 150 Mann —, die nach deutschen
Kommandos ausgebildet waren, führte ihre
Exerzitien gut aus. — Es waren dies die
Truppen des sogenannten Expeditionskorps,
welches stets bereit sein soll, sofort nach be-
drohten Punkten aufzubrechen
Zur Abwehr gegen einen plöglichen Ueber-
fall, dem die auf dem Marsche befindlichen
Expeditionen oft ausgesetzt sind, ist hier eine
sehr praktische und zweckentsprechende Art ein-
geführt worden, indem die einzeln hinterein-
ander marschirenden Leute bei einem plößlichen
Ueberfall die geraden Nummern rechts, die
ungeraden Nummern links um machen und so
auf beiden Seiten den Feind abwehren können.
Die ärztlichen Funktionen wurden in Kilwa
durch den Arzt der Schutztruppe Dr. Wasser-
sall versehen. Das Lazareth der Europäer,
welches in Folge der Stationirung zweier
Krankenschwestern nicht bloß in sehr reinlichem
Zustande sich befand, sondern sogar in gewisser
Beziehung eine Eleganz im Aussehen darbot,
war mit keinem Kranken belegt. — Eine
Schwester leidet vorübergehend in leichtem
Grade an Malaria.
Im Lagareth der Schwarzen befanden sich
18 Kranke, worunter ein leichter Malaria=
und ein Masernfall.
Seit einem Jahre ist auf dieser Station
unter der weißen Truppe vorgelommen.
In Daressalam habe ich unter Führung
des Gouverncurs alle dort errichteten Anlagen
und Bauten besichtigt und muß bemerken,
daß sämmtliche sich nicht nur in guter Ordnung
befinden, sondern überall die vorhandenen
neuecn NRäumlichkeiten den Verhälktnissen ange-
paßt und in der zweckmäßigsten Weise bewohnt
werden.
Die Bevöllerung fühlt sich unter deutschem
Schutze scheinbar sehr wohl und entwickelt nach
den ertheilten Anweisungen merkbaren Fleiß.
Am 17. April hatte ich Gelegenheit, den
Abmarsch der Expedition des Lieutenants der
Schutztruppe Grafen v. Hessenstein zur An-
lage einer Station in Unjangwiva im Gebiete
Ugogo mit anzusehen. Die Expedition bestand
aus 1 Offizier, 1 Arzt (letzterer soll nach Kisaki),