herumgehen, wie sie geschaffen sind. Die
Balingamänner machen eine Ausnahme. Sie
tragen Lendentücher aus Baumrinde. Balinga
selbst ist immer verhältuißmäßig nobel, nach
Ngilaart bekleidet. Er ist ein großer, schlanker,
etwa 40 Jahre alter Mann mit sehr ener-
gischen Bewegungen. Gewöhrlich sitzt er vom
Morgen bis zum Abend auf einer Bank in
der in der Mitte des Dorfes stehenden Ver-
sammlungshalle und ist stets, auch auf dem
Marsche, von einigen seiner Frauen umgeben.
In dem großen, aus 35 Hütten bestehenden
Dorse wohnen nur seine Frauen, von denen
immer eine, sozusagen, den Tagesdienst hat.
Derselbe besteht darin, daß sie ihm Morgens
das Frühstück bringt und ihn daun roth an-
malt. Die Farbe wird aus Rothholz gemacht,
das, da es in Balinga nicht wächst, auch ein
beliebter Handelsartikel ist. Es wird gestampft,
gerieben und, wenn es ganz fein ist, mit Wasser
angerührt. Der Anstrich muß, wenn er
gleichmäßig sein soll, mehrere Male wiederholt
werden, und dieser Prozedur unterzieht er sich
jeden Morgen ohne seine Stellung zu ver-
ändern oder seine augenblickliche Beschäftigung
zu unterbrechen. Die zweite Aufgabe der „Frau
vom Dienst“, die immer neben ihm auf der
Bank sitzt, ist die Besorgung der Pfeife. Sie
muß dieselbe stopfen und anbrennen.
Balinga hat seine Leute gut im Zuge, und
sie thun Alles, was er befiehlt, ohne Weiteres.
Jedenfalls ist der Verkehr und Umgang mit
ihm leicht, und man kann, so lange man
gut mit ihm steht, Alles von ihm erreichen.
Daß Balinga unter allen den Häuptlingen,
die uns alle lieber gehen als kommen sehen,
der einzige ist, der die Weißen zu Freunden
haben will, ist nur Berechnung. Die Vortheile,
dic er durch die Anlage einer Station gewinnt,
kennt er ganz genau und richtet danach sein
Benehmen der Station gegenüber ein. Es zeugt
sicher von seinem Einfluß, daß es ihm gelungen
ist, alle seine Leute und seinen Freund Wettina
von seinen Anschauungen zu überzeugen, und
daß auch nicht die geringste Opposition von
Seiten der Balinga gegen die Anlage der
Station vorhanden war. Die Leute benehmen
sich im Allgemeinen vorzüglich. Sie halfen
beim Bau, besorgten andere Dienste und, was
mir besonders gefiel, sie bektelten nicht so wie
andere Neger hier. Nach meiner Ansicht ist
die Station Balinga, so lange das freund-
schaftliche Verhältniß aufrecht erhalten wird,
absolut sicher, und die Weißen leben dort unter
den Balingas ebenso sicher, wie in Kamernn.
Nach meiner Ueberzeugung ist es bei dem Cha-
rakter Balinga's für den Stationschef ein Leich-
tes, allmählich einen großen Einfluß auf ihn
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zu gewinnen und ihn nach den Wünschen der
Station zu lenken. Vor Allem kann der
Stationschef durch ihn Verbindungen anknüpfen
mit den entfernter wohnenden, großen Häupt-
lingen, mit denen Balinga als kluger Geschäfts-
mann freundschaftliche Beziehungen unterhält.
Am 9. Mai marschirte ich mit D#r. Richter,
38 alten Expeditionsleuten, 38 Akkraleuten
(rößtentheils abgelöste Jaundeleute), einigen
Weibern, Jaundeleuten, 59 Balingaleuten,
12 Sribssinene zusammen mit 212 Personen,
einigen Jungen und der Familie des schwarzen
Expeditionsmeisters Cornelius, die ich von
Jaunde mitgebracht hatte, von Balinga ab und
bin nach elf Gewaltmärschen in Edea ange-
kommen.
Die Wintschobaleute hatten während meiner
Abwesenheit in Jaunde drei Gewehre, den
Koffer des Dr. Richter, einen Kasten mit
Verbandstossen und einige Ausrüstungsgegen-
stände der ermordeten Leute an Lieutenant
v. Volckamer ausgeliefert und einen großen
Elsenbeinzahn überbracht. Da sie nun aber
glaubten, daß ich mit der Hauptmacht in
Jaunde bleiben würde, lieferten sie die anderen
Sachen, die sie noch hatten — ein Gewehr,
Patronentaschen mit Patronen u. s. w. — nicht
aus, bedrohten die Jambassaleute, sperrten
die Straße wieder und ließen die Lente,
die vom Südufer des Sannaga mit Salz nach
Balinga gehen wollten, nicht passiren.
Bei meinem Abmarsch begleitete mich da-
her wieder Lieutenant v. Volckamer mit einem
Theil seiner Stationsbesatzung und etwa
600 Balinga= und Jambassaleuten, geführt von
ihren Häuptlingen Balinga und Weltina. An
der Grenze des Wintschobagebietes erwarteten
uns die bewaffneten Wintschobalente und ver-
suchten, uus den Weg zu verlegen. Sie ver-
suchten, die an der Quene, die Dr. Richter
mit den Jaunde-Akkras deckte, befindlichen 300
bis 400 Balingas zurückzudrängen, und wichen
erst wieder zurück, als Dr. Richter mit den
Akkras Feuer gab und mit „Marsch, marsch,
Hurrah“ auf sie losging. Dann fielen die
Balingas über sie her. Es war ein bewegtes
Bild, wie diese Eingeborenen mit Speeren und
Pfeilen und Bogen sich gegenseitig bekämpften
und mit furchtbarem Geschrei und Gebrüll
gegeneinander fochten. Sie sind in ihren
Bewegungen außerordentlich gewandt und ge-
schickt und verstehen es ausgezeichnet, sich mit
ihren mannshohen Schilden (aus Antilopenfell)
gegen Speere und Pfeile zu decken. Einen
geradezu komischen Anblick boten sic, wenn sie
die vorüberpfeisenden Kugeln hörten und dann
blitzschnell hinter dem Schild verschwanden.
Wo die Kugeln aber zu ihrem größten Er-