Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

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laßt, und sie scheinen jetzt mit ihrem Schicksale 
gänzlich ausgesöhnt zu sein. Sie sind fleißiger, 
als die übrigen Neger dieser Gegenden. Zu 
stolz, um Lasten zu tragen, wollten sie mir 
keine Träger stellen, lieferten aber 80 Lente, 
die seit drei Wochen pünktlich bei der Station 
antreten und tagsüber unter fortwährendem 
Gesange beim Stationsbau arbeiten. 
Durch die Wambunga habe ich einen Brief 
zu den Mahenge gesandt, des Inhalts, sie 
sollen nach Kisaki zum Schauri kommen, oder 
ich würde zu ihnen an den Ruaha gehen. 
Welchen Erfolg der Brief haben wird, ist 
nicht vorauszusehen. Mit Lieutenant Fromm, 
der hier einige Tage — aus Aunlaß seiner 
Fahrt auf dem Rufidschi — sich aufhielt und 
an den sie sich auch gewandt hatten, habe ich 
ausgemacht, daß, falls sie zuerst zu ihm kommen 
sollten, er sie der Station zuschicke. 
Zwischen den Dörfern der übrigen Einge- 
borenen bis Mgunda hin wohnen mehrere 
Hundert Wandongwe, welche von den Wasa- 
gara Wahehe genannt werden. Sie sind ein 
älterer Theil des bei der 3. Kompagnie zahl- 
reich vertretenen Mindongwestammes und werden 
von diesen an dem Stammesabzeichen, das 
aber von dem der Mindongwe verschieden ist, 
als solche anerkannt. Sie sind ruhige Acker- 
bauer und haben, obgleich aus dem südlichen 
Ubehe stammend, keine Fühlung mehr mil den 
Wahehe. 
Die noch vorhandenen Wakutu siehen unter 
den Häuptlingen Mhuntsi, Korrongo und Uongo, 
und bewohnen, im Gegensatze zu den Wam- 
bunga, feste Buschbomas von bedeutender Aus- 
dehnung. Sie werden in allem Wichtigen 
von den Wambunga durchaus beherrscht. Weiter 
im Osten wohnen Wakutu, Wakami und Wasa- 
ramo, lauter jammervolle Menschenarten, deren 
Hauptcharaktereigenschaften Feigheit, Mißtrauen, 
Verlogenheit und Unzuverlässigkeit sind; aller- 
dings kann man ihnen einen gewissen Grad 
von Fleiß und Willigkeit nicht absprechen. 
Mhunts ist ein ruhiger, brauchbarer Häupl- 
ling, Korrongo, ein mürrischer alter Neger, ist 
leicht durch Furcht zu regieren, Uongo ist ein 
eitler, junger Windhund. 
In den geradezu entzückend schönen Thälern 
des gewaltigen Urugurugebirges liegen die zahl- 
reichen Dörfer der Waruguru. Diese sprechen 
ihren besonderen Dialekt, der den übrigen Ein 
geborenen ziemlich unverständlich ist. Sie machen 
einen zwerghaften Eindruck und gehen sast nie aus 
ihren Bergen. Es erscheint nicht unwahrschein- 
lich, daß sie die Urbevölkerung sind. Die meisten 
Häuptlinge haben ihren Frieden mit der Station 
gemacht, nur der einflußreichste, Bambaraue, 
hält sich trotzig fern. Da es bei ihm war, 
  
dafß von der Sch midt schen Expedition im August 
vorigen Jahres ein Suaheliaskari getödtet und 
ein Träger verwundet wurde, wird Bambarane 
wohl bestraft werden müssen, sofern man seiner 
habhaft wird. 
Bericht des Lehrers KRoebele über den Stand 
der deutschen Schule in Cogo. 
Meine im Berichte vom Dezember v. J.“) 
ausgesprochenen Hoffnungen betreffs Schüler= 
zahl und Schulbesuch sind insofern nicht einge- 
trosfen, als die Zahl der Schüler von 65 auf 
45 gesunken ist und zwar hauptsächlich infolge 
von Schulversäumnissen, indem Schüler, die 
sich innerhalb eines Monats eine größere Zahl 
von solchen zu Schulden kommen ließen, aus 
der Schule verwiesen wurden. Der größte 
Theil kommt auf Vadji, woher von 15 Schülern 
keiner mehr kommt und kommen darf. Ein- 
zelne mußlen auch entlassen werden, weil sie 
schlechterdings nicht mitkamen, bezw. von 
Klasse A nach B versetzt werden. Der Rest 
ist bis jetzt treu geblieben. In der Entwicke- 
lung der beiden Klassen ist ein großer Unter- 
schied zu Tage getreten, indem Klasse A der 
Klasse B weit vorangegangen ist 
Klasse A wird von 8 bis 11 sür, Klasse B 
von 2 bis 1½ Uhr unterrichtet, zweimal in 
der Woche hat A mit B gemeinschaftlichen 
Singunterricht von 4 bis 5 Uhr;: Turnen 
wird wie bisher von 5 bis 6 Uhr ertheilt. 
Ich komme nun an die einzelnen Fächer 
und beginne mit 
Klasse A. 
Schreiben. Zuerst wurden das kleine und 
große deutsche Alphabet auf der Tafel geschrieben, 
sodann mit Heftschreiben begonnen. Bei letz- 
terem muß ich hervorheben, daß die Schüler 
mit geringen Ausnahmen sehr reinlich sind, 
und ihre Hefte können sowohl in Betreff des 
Schreibens als der Reinlichleit den Vergleich 
mit Heften deutscher Schüler sehr wohl aus- 
halten. 
Lesen. Gleich nach Eintreffen der Fibeln 
(Fibel für die evang. Volksschulen Württem- 
bergs) wurde mit dem Buchlesen begonnen 
(1. Febrnar) und zwar wurde bis jetßzt 
Seite 1 bis 42 gelesen. Die gelesenen Wörter 
bezw. Sätze wurden in Ewe übersetzt und so 
eingeübt, daß die Schüler beim Lesen des 
deutschen Textes jedesmal das betreffende Wort 
in Ewe hinzufügen mußten, daß der Lesestoff 
in Ewe vorgesprochen und von den Schülern 
*) Vergl. D. Kol. Bl. 1892, S. 209.
	        
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