Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

die entsprechenden deutschen Wörter ange- 
geben wurden, daß der deutsche Text vom Buch 
weg in Ewe gelesen wurde und daß endlich 
von vorgesprochenem Ewe die deutsche Ueber- 
setzung geschrieben wurde. 
An das Lesen schließt sich das Dilktat. 
Weil, wie aus dem Obigen hervorgeht, das 
Lesen nur langsam vorwärts schreitet, so kann 
alles auch diktirt werden und zwar nach deut- 
schem Diktat oder Diktat in Ewve. Zusammen- 
hängende Lesestücke werden auswendig gelernt 
und auswendig niedergeschrieben. 
Rechnen. Addiren und Subtrahiren mit 
1 bis 9 innerhalb des Zahlenraumes 1 bis 100; 
mit dem kleinen Einmaleins wurde eben be- 
gonnen. Das schriftliche Rechnen beschränkt 
sich bis jetzt auf Additionen. 
Singen. Wie oben gesagt, haben beide 
Klassen gemeinschaftlichen Unterricht und zwar 
hauptsächlich der Klasse B wegen, die auf die- 
sem Gebiet nicht besonders hervorragt. Neben 
den gebräuchlichen methodischen Uebungen (Ton- 
leiterübungen in verschiedenen Formen u. s. w.) 
wurden folgende Lieder eingeübt (und zwar 
nicht, wie die Illustrirte Zeitung meint, in 
Dualla, sondern in Deutsch): 
Heil dir im Siegerkranz, 
Schützenlied aus Tell (Mit dem Pfeil), 
Ich hatt' einen Kameraden, 
Morgenroth, 
Stille Nacht, heilige Nacht, 
die drei letzten zweistimmig, eingeübt wird: 
„Hinaus in die Ferne“. 
Anschauungsunterricht kann bis jetzt 
nicht in vollem Umfange zur Geltung kommen, 
indem ich die Sprache noch nicht so weit be- 
herrsche, um zusammenhängenden Unterricht 
darin zu ertheilen, und mit dem Dolmetschen 
wenig geholfen ist. Der Unterricht lehnt sich 
an das Lesen an, indem Sätze gebildet, nieder- 
geschrieben und auswendig gelernt werden, an 
der Hand von Bildern das Gelesene erklärt 
und weiter ausgeführt wird. Nebenher werden 
alle Vorkommnisse des täglichen Lebens, soweit 
sie für die Schüler von Interesse sind, be- 
sprochen, im Besonderen wurde noch behandelt 
„der Mensch“. 
Turnen. Verschiedene Freiübungen in 
Gestalt von Arm-, Bein= und Rumpfbewegun- 
gen, Wendungen, Vorübungen zum Marsch 
wurden eingeübl, dazu einfache Uebungen an 
Reck und Barren. Dazu kommen die ver- 
schiedenen Turnspiele, und der große Wurfball 
wird kräftig geschwungen. 
Klasse B. 
steht ziemlich weit hinter Klasse A zurück. 
  
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Im Lesen konnte erst später mit dem Buch 
begonnen werden, gelesen wurde Seite 1 bis 32, 
daneben Lesetabellen. 
Das Schreiben geht mit dem Lesen 
Hand in Hand, das kleine Alphabet wurde 
eingeübt, das große zum Theil. 
Das Rechnen beschränkt sich auf Addiren 
und Subtrahiren mit 1 bis 9 im Zahlen= 
raum 1 bis 20. Mit der Erweiterung des 
Zahlenraumes bis 100 wurde begonnen. 
Singen mit Klasse A. 
Der Anschauungsunterricht wird ebenso 
behandelt wie bei Klasse A 
Turnunterricht wird der Klasse B nicht 
ertheilt. 
Was das Turnen bei Klasse A betrifft, so 
wäre es wünschenswerth, daß die Schüler mit 
Turnstäben, wenn auch nur hölzernen, ausge- 
rüstet würden. 
Zum Schluß kann ich nur noch sagen, daß 
ich in meinem Urtheil über die Schüler nicht 
wankend geworden bin, wenn ich auch natür- 
licherweise jeszt die Sachen mit etwas anderen 
Augen ansehe, als kurze Zeit nach meiner 
Ankunft. 
Sur Neuordnung der Vverwaltung der Rolonie 
Mosambique.*) 
Durch Erlasse vom 11. Februar und 
30. Juli v. J. hatte die portugiesische Re- 
gierung der „Companhia de Mocçambique“" 
die Konzession zur Verwaltung und Ausbeu= 
tung eines Theiles der Provinz dieses Namens 
ertheilt. 
Die Gesellschaft war zur Erhebung von 
Abgaben ermächtigt worden mit der Verpflich- 
tung, die darüber von ihr ausgearbeiteten 
Verwaltungs-Vorschriften der Regierung zur 
Genehmigung vorzulegen. Eine Anzahl dieser 
Vorschriften isl jetzt im portugiesischen Amts- 
blatt vom 12. Juli d. J. veröffentlicht worden; 
dieselben betreffen: 
I. eine Tonnengebühr. Alle Dampf= und 
Segelschiffe für große und Küstenfahrt werden 
in den Häsen der Gesellschaft einer Abgabe 
unterworfen, die nur im ersten Hafen erhoben 
wird, den das Schiff anläuft. Sie beträgt 
für Segelschiffe 150, für Danmpsschiffe 50 Reis 
für die Registertonne und wird für Dampf- 
schisse mit regelmäßiger Fahrt, die monatlich 
wenigstens einmal die Häfen der Gesellschaft 
aulaufen, auf 25 Reis ermäßigt. Fahrzeuge, 
l 
  
I *) Vergl. dazu D. Aeal Er 1891, S. 418 f. und 
S. 491, sowie 1892 S. 3
	        
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