Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

bildend, welche behufs Vergleichung in dem 
Nachstehenden mehrfach herangczogen werden 
sollen. Ein mächtiges Gebirge, das, wenn 
man einer neueren Nachricht Glauben schenken 
darf, bis zu 15 000“ aufsteigt und ewigen 
Schnee trägt, bildet den Grundstock; diesem 
sind Züge minderen Ranges vorgelagert, zu 
deren Füßen sich, insoweit sie nicht unvermittelt 
an das Meer herantreten, oder nicht durch 
Korallenrisse gehoben sind, weite, mit reichem 
Alluvium gesättigte, wohlbewässerte Ebenen 
erstrecken. Unter den letteren ist diejenige an 
der Astrolabe-Bai in einem Maße die vor- 
nehmste, daß ich, nachdem ich alsbald nach 
meiner Ankunft im Schutgebiete den größeren 
Theil der Küste von Neu-Guinea kurz hinter 
einander zweimal gründlich gesehen hatte, 
bereits zu Beginn des Jahres 1887 empfohlen 
habe, sämmtliche Kräfte auf sie zu konzentriren 
und erst nach ihrer erfolgreichen Entwickelung 
ein anderweiles Centrum in Angriff zu nehmen. 
Das Leßtere hat, nachdem das Erstere mittler- 
weile bewirkl worden ist, auch heute noch die 
Parole für die nächste absehbare Zukunft 
zu sein. 
Mit Erstaunen habe ich während meiner 
Auwesenheit in Berlin wahrgenommen, wie 
sehr selbst in kolonialfreundlichen und als 
unterrichtet geltenden Kreisen die Bedeutung 
von Neu-Guinea, oder besser gesagt, des 
deutschen Theiles von Neu-Guinea, Kaiser 
Wilhelmsland, unterschätzt wird. Um den 
Werlh eines Dinges richtig zu bestimmen, 
handelt es sich darum, einen zuverlässigen 
Werthmesser zu finden, was in dem vor- 
liegenden Falle sicherlich nicht besser bewirkt 
werden kann als dadurch, daß man Kaiser 
Wilhelmsland in Vergleich zu den oben ge- 
nannten hochberühmten Nachbarkolonien setzt. 
Geschieht dies, so kann kein Zweifel daran ob- 
walten, daß Kaiser Wilhelmsland diese an 
leichter Zugänglichleit, an Fruchtbarkeit des 
Bodens und günstigen Bewässerungsverhält- 
nissen — also gerade hinsichtlich der wesent- 
lichsten Faktoren für das Gedeihen einer Pflan- 
zungskolonic — weit überragt. 
Das erste dieser Momente wird meist gar 
nicht beachtet, sondern einfach als gegeben hin- 
genommen, während es sich von einer immer 
gesleigerten Bedeutung erweisen wird, daß 
Kaiser Wilhelmsland eine ganze Reihe mehr 
oder minder brauchbarer Häsen, unter denen 
der Friedrich Wilhelms= und der Alexis-Hafen 
vorzüglich zu neunen sind, besitzt, und von 
ihnen aus der Zugang zum Lande auf kein 
einziges nennenswerthes Hinderniß stößt. Wie 
ganz anders liegen diese Verhältnisse auf Java, 
Sumatra und Ceylon, und welche ungeheuren 
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Opfer hat es erfordert, bezw. erforderk es 
noch, ihrer Herr zu werden. Daß Javas 
steil abfallende Südküste für einen Hafenver- 
kehr nicht in Frage kommt, ist allgemein be- 
kannt; aber auch seine Nordküste besitzt von 
Natur keinen einzigen Hafen. Denn Cheribon, 
Tegal, Pekalongan und Samarang sind ledig- 
lich offene Rheden, deren seichtes Wasser die 
Schiffe zudem noch nöthigt meilenweit ent- 
fernt vom User zu ankern. Die gleiche Natur 
zeigt die Rhede von Soerabaja, nur daß diese 
durch die davor gelagerte Insel Madocra einen 
ausgezeichneten Schutz erhält und dadurch, daß 
sie von Ost wie von West zugänglich ist, für 
Segelschiffe besonders brauchbar ist; immerhin 
bedarf es aber unausgesetzter Baggerung, um 
die erforderliche Wassertiefe zu erhalten und 
kleineren Fahrzeugen den Eingang zum Flusse 
zu ermöglichen. Tandjong Priok, der Hafen 
von Batavia, ist lediglich ein durch Molen 
geschütztes Breakwater, dessen Anlegung Mil- 
lionen gekostet haben muß. An Sumatras 
Ostküste benutzen die Schiffe die größeren Fluß- 
mündungen, um Schuß zu finden und die 
weiten sumpfigen Userregionen zu überwinden. 
In Asahan hat es daun noch stundenlanger 
Straßen bedurft, um von der Ankerstelle zu 
brauchbarem Lande zu gelangen. In Deli 
fuhr man früher mit den Schiffen auf dem 
versumpften und verseuchten Flusse nach dem 
Fieberneste Labocan hinauf, während dieselben 
heute an der Mündung in Belawan, einer 
den umgebenden Sümpfen abgerungenen Stelle, 
anlegen, welche so ungesund ist, daß Europäer 
daselbst nur wohnen, soweit sie für die Ver- 
waltung der Eisenbahn und der Lagerhäuser 
absolut nothwendig sind, und daß trotz des 
bedeutenden Verkehrs kein Hotel besteht. Von 
Belawan führt eine mit unsäglichen Mühen 
und Opsern angelegte Eisenbahn nach dem 
Innern; sie hat zunächst den meilenweiten 
Sumpf und den Fluß, dessen Brücke etwa- 
200 m lang ist und zwanzig flach gespannte 
Bogen zählt, zu überschreiten. Bei der An- 
legung des erforderlichen Dammes, wolcher 
auch heute noch nur ganz langsam befahren 
wird, sollen die Kulis in einem Maße gesiorben 
sein, daß jeder von ihnen im Jahre durch- 
schnittlich viermal zu ersetzen gewesen ist, d. h. 
um am Jahresschlusse den ursprünglichen Kuli- 
bestand aufzuweisen, ist eine fünffach so große 
Anzahl Leute einzustellen gewesen. Auf Ceylon 
ist Point de Galle verlassen worden, nachdem 
in Colombo Hasenbauten, welche Millionen 
erfordert haben und noch des Abschlusses durch 
einen Norddamm harren, hergestellt worden 
sind; die Schisse können indeß nicht am User 
anlegen, sondern müssen durch Leichter ent= bezw. 
beladen werden. 
 
	        
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