Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

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ziehen, wird sich das Dromedar als Traus- 
portmittel empfehlen. In unserem Schub- 
gebiet würde dies der Fall sein in dem 
Damarabergland außerhalb der Hauptverbin- 
dungen, in dem längs der Küste sich hin- 
ziehenden Dünengebiet, den steinigen Rand- 
erhebungen des Namalandes und in 
Durstfelde der Kalahari. 
Doch muß dabei bemerkt werden, daß die An- 
schaffungskosten der Dromedare gegenüber denen 
der bisher für Transportzwecke benußten Zug- 
ochsen sehr bedeutende sind. 
Ueber die Ansiedelungen in windhoek') 
berichtet Hauptmann v. Frangois unter dem 
16. August Folgendes: 
Mit den in einigen Tagen von Deutschland 
hier eintreffenden Ansiedlern beläuft sich die 
Zahl der Letzteren zunächst auf zwei Familien 
und drei Ansiedler. Weitere Gesuche um Ueber- 
lassung einer Heimstätte auf Klein-Windhoek 
von hier lebenden Deutschen liegen vor und 
werden dem Vertreter der Siedlungsgesellschaft 
bei seiner Ankunft hier zugestellt werden. Um 
die von Deutschland kommenden Ansiedler den 
hier bereits Anwesenden gegenüber nicht zu 
benachtheiligen, habe ich den Bitten der Lehteren 
um Zutheilung der Heimstätte noch nicht ent- 
sprochen. Die Vorarbeiten sind aber derart 
gediehen, daß die Vertheilung unmittelbar nach 
Ankunft der Ersteren vorgenommen werden kann. 
Dem Wunsche der Siedlungsgesellschaft ent- 
sprechend, habe ich zunächst nur die in der 
Nähe des Missionshauses gelegenen Heimstätten 
abstecken lassen. (Siehe Plan von Windhoek.) 
Jede Heimstätte in der Größe von vier Morgen, 
darunter drei Morgen Gartenland. Der größere 
dem 
  
Theil des Gartenlandes ist schon im vergangenen 
Jahre durch die Schutztruppe und deren farbiges 
Personal bestellt gewesen und wird daher ohne 
große Mühe zu bearbeiten sein. Auf vier 
Morgen Garten steht Weizen und Haser und 
in dem Missionsgarten sowie in den angren- 
zenden zwei Morgen Gemüse, so daß dem 
Bedürsniß der Ansiedler in dieser Beziehung 
für die erste Zeit genügt ist. Mit Schlacht- 
vieh und Proviant wird aus dem Vorrathe 
der Schutztruppe ausgeholfen werden können. 
Ebenso habe ich aus dem Viehstande derselben 
jedem kein Muttervieh besibenden Ansiedler 
sechs Kühe und fünfzig Ziegen zutheilen lassen. 
Je nach Rasse, ob Damara= oder Namaluh, 
ist die Kuh mit Kalb für 40 bezw. 60 Mk., 
die Ziege mit Lamm für 6⅛½ Mk. abgelassen 
*) Vergl. die Karte. 
  
worden. Zur Unterstützung der Ansiedler, zur 
Entgegennahme ihrer Wünsche u. s. w. habe 
ich es für zweckmäßig befunden, einen Mann 
der Schuttruppe auf Klein-Windhoek stationirt 
zu lassen, derselbe bewohnt daselbst den Thurm 
der Truppe, welcher nebst dem angrenzenden 
Grund und Boden (I) bis auf Weiteres für 
die Truppe vorbehalten bleibt. Selbstredend 
würden die innerhalb des Grundstückes gelegenen 
Quellen, die zur Berieselung der Heimstätten 
zwischen Mission und Thurm erforderlich sind, 
der gemeinschaftlichen Benußung übberlassen 
bleiben. Die an den genannten Quellen vor- 
zunehmenden nicht unbedentenden Arbeiten, wie 
Freilegen, Einsassen und Verbinden derselben, 
würden durch die Truppe; der es an er- 
fahrenen Krästen in dieser Beziehung nicht 
sehlt, erfolgen und hiermit wiederum eine 
wesentliche Entlastung der Ansiedler eintreten. 
Eine weitere Vergünstigung wird dem An- 
siedler durch freie Benutzung eines noch an- 
zulegenden Cementbeckens geboten werden, in 
welchem die an der Näunde erkrankten Ziegen 
und Schafe mit Coopers Dip oder einem 
anderen Desinfektionsmittel gewaschen werden 
können. Erwähnte Krankheit tritt zeitweise 
unter den Ziegenbeständen auf. 
Im Allgemeinen herrscht unter den An- 
siedlern größle Zufriedenheit. Nur sprechen 
sich Einige gegen eine gemeinschaftliche Be- 
nuhung des Weidefeldes aus. Es läßt sich 
nicht verkennen, daß sobald einmal eine größere 
Zahl von Ansiedlern versammelt sein wird, die 
Gemeinweide allerdings eine rationelle Vieh- 
zucht, im Besonderen die Ausroltung unter 
dem Vieh ausgebrochener ansteckender Krank- 
heiten, erschweren kann. Eine Regelung der 
Weide, wie auch der Wasserbenutung wird 
zur Vermeidung von Streitigkeiten unter den 
Ansiedlern durch den Ortsältesten bald er- 
folgen müssen. Mit zunehmendem Viehstande 
wird es zur Erhaltung des Stadtweidefeldes 
von Klein-Windhoek nothwendig werden, daß 
die Ansiedler nur das dringend zum Haus- 
stande erforderliche Milch-, Schlacht-, Zug- 
und Reitvieh auf der Stadtweide halten, das 
andere Vieh aber Außenposten zutheilen. Die 
Zahl der Außenposten müßte durch Herstellung 
von Wasserstellen derart vermehrt werden, 
daß dem Wunsche der Ansiedler der alleinigen 
Bennußung einer Wasserstlelle mit Weidegrund 
enksprochen werden kann. Dem Ansiedler 
wird diese Vergünstigung aber erst in vollem 
Umfange zu Theil werden können, wenn die 
Verhältnisse in dem Schnusgebiet völlig ge- 
sichert sind.
	        
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