Berathung kamen die Elals für Kamerun,
Togo und Südwest-Afrilan. Bei dem Etat
für Kamerun wurde die Frage wegen Ein
führung eines Einfuhrzolls auf Gewebe erörtert;
eine Diskussion sand sodann über die Regelung
des Grundbuchwesens statt sowie über die
Frage, ob und in welcher Weise die Rechts-
pflege in unseren Kolonien änderungsbedürftig
sei. Der Etat für Togo gab zu besonderen
Bemerlungen leinen Anlaß. Bei dem Etat
für Südwest-Afrika wurde die der South-West-
Afrika Co. ertheilte sogenannte Damaraland-
Konzession einer eingehenden Erörterung unter-
zogen und die Frage, ob bei der Ertheilung
dieser Konzession den deutschen Interessen nicht
hinreichend Rechnung getragen sei, einer
Kommission zur Berathung überwiesen. In
diese Kommission wurden gewählt: Seine
Durchlaucht der Fürst zu Hohenlohe-
Langenburg, Staats-Minister v. Hof-
mann, Geheimer Kommerzien-Rath Langen,
Rechtsanwalt Dr. Scharlach und Oberst-
Lieutenant v. Palczieux.
In der Sitzung vom 25. Oktober trat der
Kolonialrath in die Verhandlungen über den
Etat für das ostafrikanische Schutgebiet. In
der Generaldiskussion, welche darüber stattfand,
lam insbesondere der Wunsch nach einer Ver
mehrung der Schußtruppe zum Ausdruck. Es
wurde serner darauf hingewiesen, daß für die
weitere kulturelle und wirthschaftliche Ent
wickelung des Schutzgebiets hauptsächlich der
Bau von Eisenbahnen und Straßen ins Auge
zu fassen sei. — Die weitere Berathung fand
zunächst in einer Kommission von fünf Mit-
gliedern statt, welche zu diesem Zweck gewählt
wurde.
Ueber das Ergebniß derselben erstattete
Ehren--Domherr Hespers in der Plenarsitzung
am 26. Berichl
Die Kommission empfahl die Annahme
zweier Resolutionen, welche sich auf eine Ver-
mehrung der Schubtruppe und auf erhöhte
Aufwendungen für kulturelle Aufgaben in Ost-
Afrila beziehen. Hierauf wurde in die Spezial-
berathung des Etats getreten.
Die von der Kommission vorgeschlagenen
Resolutionen kamen in folgender Fassung zur
Annahme.
1) In Erwägung, daß nach den Er-
sahrungen der letzten Jahre die Schutztruppe
in Deutsch Ostafrika nicht ausreichend erscheint,
um wichlige bedrohte Karawanenwege hin
reichend zu sichern und gefährdete Vorposten
der deutschen Interessensphäre genügend siark
zu besetzen, hält der Kolonialrath es für noth-
wendig, die Schutztruppc entsprechend zu ver-
mehren und demgemäß den Reichszuschuß zu
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erhöhen. Zugleich spricht der Kolonialrath
aus, daß es nicht seine Absicht ist, durch die
Vergrößerung der Schustruppe die kriegerischen
Aktionen zu vermehren, sondern daß er damit
erstrebt, die friedlichen Beziehungen zu den
eingeborenen Häuptlingen zu entwickeln, dadurch
den deutschen Einfluß und die deutsche Herr-
schaft mehr zur Geltung zu bringen und das
Wirthschaftsleben zu fördern. Der Kolonial=
rath empfiehlt besonders von diesen Gesichts-
punkten aus organisatorische Maßnahmen zum
Zwecke der Vorbereitung der für den Kolonial-
dienst bestimmten Osffizierc, Beamten und Mann-
schaften.
2) Der Kolonialrath ist der Ansicht, daß
die sortschreitende Entwickelung des deutsch-
ostafrikanischen Schußgebiets die Aufwendung
größerer Mittel für öffentliche Kulturarbeiten,
Wegebanten, Telegraphenanlagen, Hafenanlagen
u. s. w. ersordert; insbesondere erscheint es
wünschenswerth, Vorarbeiten zur Anlage einer
Eisenbahn in der Nichtung auf Mpwapwa in
Angriff zu nehmen.
Von sonstigen im Lause dieser Sitzungen
gefaßten Resolutionen ist noch eine Resolution
zu erwähnen, die der Kolonialrath mit Bezug
auf die Verhältnisse im Hinterlande von
Kamerun gefaßt hat. In dieser Resolution
ersucht der Kolonialrath die Regierung, die
durch das Abkommen mit Frankreich im Jahre
1885 bestimmte Grenze zwischen deutschen und
französischen Interessensphäre im Hinterlande
von Kamerun bis zum Tshadsee gegen Ueber-
griffe zu schützen und im Uebrigen dafür Sorge
zu tragen, daß auch von Westen her dic Aus-
dehnung nach dem südwestlichen Theil des
Tshadsees gesichert bleibt.
Nach Schluß der Etatsberathung ver-
handelle der Kolonialrath über einen ihm vor-
gelegten Entwurf zu einer Berordnung, be-
tressend das Verbot der Einfuhr fremder
Kupsermünzen in Ost-Afrika. Einc weitere
Berathung fand über Gewichte und Maße in
Ost-Afrika statt.
Nachdem am Donnerstag die Kommission
des Kolonialraths für die Berathung südwest-
afrikanischer Angelegenheiten getagt hatie, nahm
an demselben Tage um 2 Uhr das Plenum
der Versammlung die Verhandlungen wieder
auf.
Es wurde zunächst zur Wahl des ständigen
Ausschusses geschritten. In denselben wurden
die bisherigen Mitglieder und Stellvertreter
wiedergewählt, nämlich als Mitglieder: Staats-
minister v. Hofmann, Staatssekretär a. D.
Dr. Herzog und Herr Karl von der Heydt;
als Stellvertreter: Staatssekretär a. D. Dr.
v. Jacobi, Ehrendomherr Dr. Hespers und