Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

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auf dem Plateau, iheils im Kinyaviassithal, 
wo ein hoher Wasserfall sich befindet. Kahigis 
Vorfahren, vom Ruhindastamm der Wahuͤma, 
wanderten erst vor drei Generationen aus 
Karrigwe ein. Mit der Station sieht er in 
sehr gutem Verhältniß und liesert außer Kauris, 
Lebensmilteln u. s. w. auch Arbeiter. 
5. Ihängiro, Chef Niernämba, welcher 
ebenfalls von den Ruhinda-Wahuma aus 
Karagwe stammt. Sein Land hat bedeutende 
Größe, scheint aber weniger bewohnt als die 
übrigen. Auch er ist äußerst sreundlich zur 
Station. 
Das noch weiter südlich gelegene Kimoani, 
das ursprünglich zu Usindja gehörte, hat wenig 
Beziehungen zur Station. Da der Chef aber 
oft Karawanen bedrückt, so wird wohl cinmal 
ein Besuch dort nothwendig sein. Mit dem 
großen, aber stellemveise recht dünn bewohnten 
Karägwe, König RNdägara, haben die Bezie- 
hungen der Station ziemlich ausgehört, seitdem 
einmal ein Kommando dort hingesandt werden 
mußte, als RNdäigara die Händler stark bedrückt 
hatte. Gerade über Karägwe und Usäi geht 
die altc Handelsstraße von Tabora nach Uganda, 
welche auch heute noch vielfach von Waniamwesi 
benutzt wird, welche in Uganda, Koki und 
Unyoro gekaufte Sklaven nach Tabora bringen 
wollen. 
Das ganze Land ist eine wellige, 200 bis 
300 m über dem Nyansa liegende Hochebene, 
welche von Thälern durchfurcht wird, deren 
Richlung meist Südsüdost bis Nordnordwest ist. 
Baumwuchs kommt nur selten in den Thälern 
auf, das Plateau ist überall von schönem 
Weideland bedeckt, aus dem nur hier und dort 
Erythrina-, Protea= und Fiensbüsche hervor- 
ragen. Der Viehstand hat durch die Seuche 
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sehr verloren. 
Man baut vor Allem Bananen in vielen 
Varictäten. Sie bilden dichte, oft sehr aus- 
gedehnte Haine um die vereinzelten Hütten 
herum; in ihnen sind immer einzelne gut tra- 
gende Kasseebäume vorhanden. Außerdem baut 
man Steinerdnüsse (Voandzeia), Bohnen, wenig 
Bataten und Maniok und noch weniger Zucker- 
rohr und Erdnüsse (Arachis). Im nördlichen 
Karägwe wird die enropäische Erbse gepflanzt. 
Die Elsenbein-Produktion ist mit Ausnahme 
weniger Zähne aus Mtatemboas Land gleich 
Null; ziemlich bedeutend ist aber die Durch- 
fuhr von Elsenbein aus Uganda und Unyoro 
Durch die Ugandawirren und den Ueberfall 
einer Karawane in Nkole ist der Elsenbein= 
handel jedoch elwas ins Stocken gerathen. 
Außer einigen Waldparzellen giebt es wenig 
Holz im Lande, zum Schiffban scheint die 
Lucmbakashokero-Bucht noch am besten, wo 
– 
früher auch die Araber einige Dhaus kon- 
struirten. 
Gesundheitlich scheint das Land zu den 
besten von Central-Afrika zu gehören. 
Die Sprache der Bewohner ist ein Dialekt 
des Kinyoro, ihre intellektuellen Eigenschaften 
bringen sie aber mehr den Waganda als den 
Wanyoro näher. 
Aus dem Wabebe Gebiet. 
Wie bereils bekannt, hatte nach einem 
Telegramm des Freiherrn v. Soden vom 
17. v. M. Sergeant Köhler aus Kilossa ge- 
meldet, daß am 6. Oltober ein Wahehe-Einfall 
stattgefunden hat, wobei Lieutenant Brüning 
und vier Soldaten gesallen sind. Die Wahehe 
waren abgezogen, ohne die Stationen ange- 
9riffen zu haben. 
Nähere Berichte über dies Gefecht liegen 
noch nicht vor. Dagegen ergiebt sich aus 
einem kürzlich eingegangenen Bericht des 
Lieutenants Prince aus Kilossa vom 15. August 
d. J., daß bereits im Juli und August Gesechte 
mit den Wahehe stattgefunden haben, welche 
einen günstigen Verlauf hatten. 
Lieutenant Prince war am 
Nachts mit 80 Sudanesen und Suahelis, 
Lieutenant Brüning, Sergeant Köhler, 
22 Sulus und dem Maxim-Geschütz von 
Kisali, wo Lieutenant Johannes zurück- 
blieb, nach Mgunda (nördlich des Ruaha in 
der Landschaft Chutu) aufgebrochen, dessen 
Häuptling trotz wiederholter Mahnungen seitens 
der Siation Kilossa die früher vereinbarten 
Friedensbedingungen nicht gehalten hatte. 
Nach Bestrafung des Häuptlings marschirte 
Lientenant Prince nach dem etwa 10 Stunden 
von Marorc (in Usagara ebenfalls noch nördlich 
des Ruaha) gelegenen Dorse des Wahehe- 
häuptlings Kiparamoto, welcher die von 
dem Oberhaupte der Wahehe, Wqwawa, an 
die Mission geschickte Friedensgesandtschaft zur 
Umkehr veranlaßt hatte. Er konnte jedoch des 
Kiparamoto nicht habhaft werden, da dieser 
nicht anwesend war. Am 28. Juni erreichte 
Prince Marore, nachdem vorher Lientenant 
Storch, einer früheren Weisung zusolge, mit 
dem Arzt Dr. Arning, Unteroffizier Hecker 
und 85 Sulus aus Kilossa eingetroffen war. 
Nach Vornahme einer Rekognoszirung bis auf 
das jenseitige Ufer des Ruaha schickte er am 
13. Juni 
3. Juli den Lieutenant Brüning mit Dr. 
Arning, Sergeant Köhler, Unteroffizier 
Hecker und 50 Sulus nach Kilossa zurück. 
Um die noch immer feindselige Bevölkerung 
Marores von der Verbindung mit dem eigent-
	        
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