Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Von diesen Ziffern bedeutet die Hamburger 
und Londoner Quote eine Abnahme gegen den 
Mai, die sich bei Hamburg auf rund 45 000, 
bei London auf 26 000 Rup. beläuft. Mar- 
seille ist ziemlich ständig geblieben. Die Ab- 
nahme der Hamburger Waarenzufuhr dürfte 
mit einiger Sicherheit auf die Zunahme 
der dortigen direkten Verschiffung nach der 
Küsie zurückzuführen sein, während die Abnahme 
der Zufuhr von London aus bereits weiter 
oben ihre Erklärung gesunden hat. 
Bemerkenswerth ist, daß gegenwärtig noch 
keineswegs für alle Einfuhrartikel unserer Küste 
der Weg der direkten Verschissung beliebt ist. 
Nach dem Inni-Ausweis erreicht die Waaren- 
verschiffung von Sansibar nach unserer Küste, 
die schon im Mai gegen den April um beinahe 
120 000 Rup. zugenommen hatte, die Höhe 
von 558 087 Rup. Dies bedeutet im Gegen- 
satz zu dem Rückgange des Verkehrs von hier 
nach der englischen Küste und den sidlichen 
Plätzen eine weitere Zunahme von rund 
200 000 Rup. gegen den Mai. Man wird 
nicht fehlgehen, wenn man die so bedeutend 
vermehrte Waarenabgabe nach unseren Küsten- 
plätzen ebenfalls mit der zunehmenden Elfenbein- 
Saison im nördlichen und der Gummi= und 
Sesamernte im südlichen Theile unseres Schutz- 
gebietes in Verbindung bringt. Dieselbe zeigt 
deutlich, wie auch für viele Artikel der Einfuhr 
Sansibar nach wie vor der Stapelplatz ist, 
welcher die gesammte Küste versorgt. Dies 
gilt in erster Linie von allen Gütern indischer 
Provenienz und dürfte zur Genüge sich daraus 
erklären, daß der große Händler — der 
indische wie der europäische — drüben seine 
Filialen oder Abnehmer hat, die den dortigen 
Markt von Sansibar aus versehen. Es kommt 
hinzu, daß bei der Dampferverschissung nach 
der Küste die Landungsspesen gewöhnlich der- 
artig hohe sind, daß die Landung und 
Weiterbeförderung per Dhau bedeutend billiger 
einsteht. 
Die Antheilziffer, mit welcher allein unsere 
Küste als Abnehmerin für die Einfuhr Sansi- 
bars in europäischen und asialischen Erzeug- 
nissen auftrilt, erreicht im Juni die Höhe von 
nahezu drei Vierteln dieser gesammten Einfuhr 
und zwar ungeachlet der zunehmenden direklen 
Verschiffung von Europa aus. 
Im Ganzen gab Sansibar im Juni von 
den genannten Einfuhrartikeln für 725.524 Rup. 
d. i. 98 pCt. an das afrikanische Festland nebst 
Inseln wieder ab, wobei von dem Kupfer- 
münzen= Export als nicht das Waarengeschäft 
bereffend, wie oben erwähnt, abgesehen wird. nach Europa: 
Nach dem Juni-Ausweis zu schließen, 
müßle also angenommen werden, daß fsast der 
547 
  
1 
* Einfuhrhandel von Sansibar Transil- 
handel ist 
Nehulich liegen die Verhällnisse bezüglich 
der Ausfuhr. 
Werden von der oben gegebenen Werth- 
zisser des Exports nach Abzug des Betrages 
der ansgeführten Münzen weiterhin, als nicht 
dahin gehörig, diejenigen Importartikel euro- 
päischen, amerikanischen und asiatischen Ur- 
sprungs in Abzug gebracht, die zur Küste 
weitergingen, so bleibt für den reinen 
Export — d. h Im den Export afrikanischer 
Produkte agvon 453 682 Rup. 
  
Angeführt wurden dagegen in diesen Produkten 
von dem Festlande nebst Inseln für 483627 Rup. 
Es zeigt sich mithin, daß auch der Ausfuhr= 
handel Sansibars in der Hauptsache lediglich 
im Transitgeschäft besteht. Sansibar bildet 
eben den Lokalmarkt bezw. Ausfuhrplatz für 
den größten Theil der Ausfuhrartikel der ge- 
sammten Ostküste Afrikas, ohne selbst einen 
irgendwie in die Wagschale fallenden Antheil 
zu der Gesammtausfuhr zu siellen. 
Von den erwähnten Zufuhren kamen: 
von der deutschen Küste 320 751 Nup. 
von den Häfen der Brilisch- 
Oslafrikanischen Gesellschaft 43 123 
Der Rest vertheilt sich auf die südlichen 
Hafenplätze und Inseln und die Besitzungen 
des Sultans (Pemba, Lamu u. s. w.). 
Die deutsche Küste fungirt mithin nicht 
allein, wie oben gezeigt, zu nahezu drei Viertel 
als Abnehmerin für die Waareneinfuhr San- 
sibars; sic liefert auch, das Juni-Ergebniß als 
Norm angenommen, fast zu demselben Bruchtheil 
der Ausfuhr dieses Platzes das Material. 
Diese Zissern lassen deutlich genug erkennen, 
wie eng der Handel unseres Schutzgebietes, 
des natürlichen Hinterlandes von Sansibar, 
mit demjenigen Sansibars vercquickt ist. 
Was die Absatzgebiete der Juni-Ausfuhr 
Sansibars in Gütern afrikanischer Provenienz 
betrifft, so steht unter ihnen in erster Reihe 
Enropa mit 232 340 Rup. In zweiter folgt 
Asien mit 165976 Nup. und in dritter Amerika 
mit 115 524 Rup. Bei ihnen allen macht 
sich, wie schon weiler oben erwähnt, gegen den 
Mai eine Abnahme der Absorptionsziffern 
bemerkbar, am geringsten bei Europa (18756 N.), 
am größten bei Asien (39 881 Nup.). Noch 
größer ist die Disserenz, welche sich bei einer 
Vergleichung mit dem April zu Ungunsten des 
Juni ergiebt. Es betrug nämlich der Export: 
im April im Mai im Juni 
348 360 251 095 232 340 
Amerika: 54 308 148 750 115524 
Asien: 272 449 205 857 165 976
	        
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