Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

wir von Hütten und einem Gesträuch her, 
sowie von der gegenüberliegenden zweiten 
Bohlenthür und Tembe erneutes Feuer erhielten. 
Vom Dache und der Thür aus wurde es 
zum Schweigen gebracht, während die Thür 
mit fünf Schüssen eingelegt wurde. Im Lauf- 
schritte besetzten wir nun diese, während zwei 
Patrouillen die im Hofraume stehenden Hüllen, 
theilweise mit Maisstengel-Wänden unter- 
einander verbunden, absuchten und in Brand 
sleckten. Die Wohnungen des Tembenringes 
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waren vom Feinde geräumt, dagegen wurden 
hier 14 Weiber zu Gesangenen gemacht. Beim 
Vorgehen war der Südanese Bischara Achmed 
gefallen. Ueber einen schmalen nach links 
durch Hütten abgegrenzten, nach rechts sich 
wie eine Straße hinziehenden Hof lag ein 
zusammengedrängter Komplex von 
einem Theile der Leute dahin, brachte es zum 
Aufhören und kehrte zur alten Stelle zurück; 
hierbei war der Ombasch Farak Wached 
gefallen. Als ich jetzt Jurock befahl, durch 
die Mauer auf die am Giebel erkennbare 
Sultanshütte zu seuern, meldete er, nur noch 
eine Patrone und zwei Versager zu haben. 
Der Nest der beiden Abtheilungen — ich 
hatte einen Posten von vier Mann am ersten 
Eingange bei den Verwundeten gelassen — 
betrug noch etwa 26 Mann, mit welchen ich 
weder eine Suche in den Temben beginnen 
durste, noch das Viereck umschließen konnte; 
n nur nenuer Verlust ohne weiteren Erfolg war 
Temben, 
Bastionen und engen Gassen vor; von rechts 
her, wo die Sultanstembe liegen mußte, 
vernahm ich Gewehrfener. Rechts einschwen- 
kend, rückten wir Schritt für Schritt vor, mit 
Salven den unsichtbaren und ohne Unterlaß 
uns beschießenden Feind in Schranken haltend, 
und gingen dann, ohne uns um das Feuer 
weiter zu kümmern, mit Hurrah bis zu der 
Stelle vor, wo ich nach der Disposition ein- 
treten sollte. Links und rechts Temben mit 
Thüren und Baracken, vor uns das nahezu 
fünf Meter hohe Mauerviereck und nach hinten 
rechts eine Baslion — erhielten wir ein schweres 
Kreuzseuer, das noch mehr Verluste brachte, als 
Kapitän Spring mit seinen Leuten und dem 
Geschütze in derselben Eckenoch hinzukam. Derselbe 
meldete die schwere Verwundung des Grafen 
Schweiniß, daß die Somalis, die ihn wie 
einen Vater verehren, ihm gefolgt seien, eine 
Thorwache aufgestellt sei und die Westabtheilung 
starke Verluste habe. Daß Kapitän Spring 
die mit dem Grafen vereinbarte Disposition, 
direkt gegen den Eingang dieser innersten Be- 
festigung mit seinen Leitern vorzugehen, nicht 
durchgeführt hatte, konnte in diesem Momente 
nicht redressirt werden, zumal Niemand über 
den Verbleib der Leitern Auskunft geben 
konnte, und wir das Feuer hier erst bewäl- 
tigen mußten. Die beiden Geschütze und Feuer 
durch die Schießscharten und Salven durch 
die Wände brachten den Feind endlich 
zum Zurückziehen. Hier wurde Lazarethgehülfe 
Weidner durch die Brust getroffen, der 
Ombascha Fernzi Abdallah, die Sudanesen 
Cher Ali, Achmed Fadlallah, Farak Ibrahim 
und Johar Abdallah, sowie der Waganda- 
Askari Nasibu verwundet. Mit dem Ab- 
nehmen des seindlichen Feuers hier begann ein 
neues auf dem von mir passirten Wege gegen 
die einzeln Vorbeigehenden. Ich eilte mit 
  
zu erwarten. Dem Surltan blieb allezeit die 
Möglichkeit, sich nach Süden oder Osten durch 
die Flucht zu retten, nur uns konnte von außen 
her durch Freunde des Sultans noch Schaden 
gebracht werden, da die Wangwaner Taboras, 
die uns den Rücken freihalten und unser Vor- 
dringen ausnuben sollten, weder gekommen noch 
angemeldet waren. So ließ ich denn um 
8 ¼ Uhr „Das Ganze halt“ blasen, sammeln, die 
Verwundcten und Geschütze vor das Dorf 
bringen, übergab dem Kapitän Spring die 
Führung derselben mit dem Befehle, einen 
Beobachtungsposten zurückzulassen, und eilte 
selbost zu den verwundeten Europäern nach 
Tabora. Von dem Augenblicke an, als das 
Hornsignal erlönte, siel kein Schuß im Dorse 
mehr, nur eine beim Abmarsche erfolgte Deto- 
nation im Innern bewies, daß die weiter- 
greifenden Flammen ein Pulverdepot des Sul- 
laus erfaßt hatien. 
Während des Gefechtes fiel mir mehrfach 
das beherzte Vorgehen der Manjema-Askaris 
auf, obwohl auch die übrigen Neueingestellten 
sich wacker hielten; alle aber hatten sich nahezu 
ganz verschossen. Der Feind mußte eine große 
Menge fertiger Ladungen für die Vorderlader 
gehabt haben und sehr geübt im Laden sein. 
Der Bau des Dorfes im Innern wich wesent- 
lich von allen erhallenen Beschreibungen ab. 
Der Verlust des Feindes soll sich auf 60 Todte 
und noch mehr Verwundete belaufen, unter 
Letßteren zwei Führer. 
Bericht über den Einfall der wabeb#e 
in Nondoa. 
Anbei beehre ich mich Euerer Excellenz 
einen soeben eingelaufenen Bericht des Ser- 
geanten Köhler #) zu geneigter Kenntnißnahme 
gehorsamst zu übersenden. 
*) Nachstehend abgedruckt.
	        
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