Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

boote schon Anfang Dezember ihre Aufgabe 
zunächst auf dem Nyassa-See beginnen, gleich- 
zeitig mit dem Ban derjenigen Station, die 
ich in der Nähe des frequentirtesten Sklaven- 
hafens, unweit der Dentschen Missionsstation 
und der den See im Norden umgehenden 
Straße errichten werde. Es siehl dieser Theil 
der Expedition, dessen Führung ich vorlänfig 
selbst übernahm, unter Ir. Bumiller, während 
die Fortsetzung des Transportes mittelst der 
Leichter, deren Arbeit durch eine stetig wehende 
oft steise Südbrise und durch äußerst billige 
eingeborene Arbeitskräfte gefördert wird, unter 
der Leitung des Herrn v. Elb weitergeht. Der 
oben erwähnte erste Theil ist in 5 bis 6 Tagen 
marschbereit, wird, da die Bootssektionen für 
den Landtransport sehr geeignet sind, Ende 
Oktober am Südende des Sees eintreffen. Jch 
werde dort von dem englischen Kommissar 
Mr. Johnston das unserer Regierung ver- 
sprochene Terrain in Empfang nehmen, ein- 
richten und Stores zur Aufnahme der allmählich 
eintreffenden Transportexpedition anlegen. Als- 
dann werde ich zunächst an der Westküste ent- 
lang (denn an der Ostlüste erhält sast bis zur 
Breite des Novuma jedes europäische Boot 
von den Eingeborenen Feuer! den sidlichsten 
Punkt unseres Gebieles gewinnen und eine 
genaue Untersuchung der dort sehr guten Häfen 
vornehmen. Selbstverständlich wird schon damit 
die Hauptaufgabe der Expediton beginnen, da 
ich 70 Mann in den Booten unterbringe, 
von denen das eine mit einem 3,7 cm 
Geschütz, das andere mit einem Maximgun 
armirt ist. 
  
Der Transporttheil der Expedition ist 
lomplett in Port Herald versammelt bis auf 
den Dampfer „Pfeil“, der in der Gegend des 
Zin-Zin stationirt ist und Hochwasser erwarten 
muß. Daß der „Pfeil“ später bei dem 
Transport um die Schiresälle in seinen Nieten 
auseinandergeschlagen werden muß, da er leider 
nicht verschraubt ist, erscheint unumgänglich. 
Herr v. Eltz behält von der Truppe nur zur 
Ueberwachung des Materials und Begleitung 
der Fahrzenge 50 Mann und natürlich das 
gesammte technische Personal. Er kann vor- 
läufig soviel eingeborene Arbeiter bekommen, 
wie er benöthigt und zwar zum Preise von 
4 Rps. pro Träger pro Monat — eine That 
sache, die sich allerdings mit Beginn der 
Regenzeit und der damit wieder aufgenommenen 
Feldarbeit wieder ändern wird. Ich hoffe 
aber, daß bis dahin Alles an die Fälle heran 
gebracht sein wird und damit dann die Arbeit 
vermittelst Feldbahn und Wagen, sowie der, 
mir von Mr. Johnston zur Verfügung 
gestellten Zugochsen vor sich gehen kann. 
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berücksichtigt lassen muß. 
Den von hier ab bis zum Nyassa= See 
reichenden bedenklichen Mangel an Lebens- 
mitteln gleicht der große Wildreichthum dieser 
Gebiete um Einiges aus — ich selbst habe 
hier in Chilorno in 11 Tagen 2 Bihffel, 
1 Zebra und 23 große Antilopen geschossen. 
Der Gesundheitszustand der Karawane ist 
trot der geradezu infernalen Hitze ein guter. 
Es ist ganz auffallend, wie viel geeig- 
neter für Afrika in der Armece gediente Leute 
als nicht gedienthabende sind, und wie 
man fraglos das beste Menschenmaterial für 
Afrika in unserem Unteroffizierstande findet. 
Von diesen haben sich während der ganzen 
Zeit meines Kommissoriums an der Ostküste 
am meisten die sandgeborenen Brandenburger 
des Gardekorps und des dritten Armeekorps 
bewährt. 
Ein Umstand, der für meine Thätigkeit 
am Nyassa-Sec, wie überhaupt für den Süden 
unseres oslafrikanischen Gebietes von Bedeutung 
werden wird, ist der, daß während früher der 
Stamm der Watungwara, ein Sulustamm, 
für feindlich, der Stamm der Hiaos für 
curopäerfreundlich galt, nach den Vorkomm= 
nissen der letzten Jahre dies vollkommen um- 
geschlagen hat und jetzt von allen dort au- 
I sässigen Europäern mit den Wakungwara, die 
gleichzeitig nunmehr Feinde der Araber sind, 
Freundschaft geschlossen ist, mit allen Hiaos 
hingegen offener Kriegszustand besteht. 
(gez.) v. Wissmann, 
Major à la snite der Armee. 
Evangelische Missionsthätigkeit in Ramerun. 
Der am 29. Juni erstattete 27. Jahres= 
bericht der evangelischen Missionsgesellschaft in 
Basel enthält sehr erfreuliche Nachrichten über 
die Erfolge ihrer Thätigkeit in Kamerun. 
Während des Jahres 1891 und der ersten 
Hälfte des laufenden Jahres ist nur einer 
der dort wirtenden Missionare, der Bruder 
Schreier, gestorben. Er ist bereits durch 
Bruder Klöti von der Goldküste ersetzt. 
Gegenwärtig sind els männliche und zwei 
weibliche Mitglieder der Gesellschaft auf fünf 
Stationen in Kamerun thätig. Die Namen 
der Stationen sind: Bethel, Viktoria, Bonaberi, 
Mangamba und Lobethal. Die Bevölkerung 
zeigt an den meisten Orten so großen Eifer, 
daß die Mission viele Bitten um Lehrer un- 
Besonders fühlbar
	        
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