Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

ist der Mangel an eingeborenen Mitarbeitern, 
da die Heranbildung solcher längere Zeit er- 
jordert. Als besonders förderlich für die 
Missionsthätigkeit bezeichnet der Bericht die 
Wirksamkeit der Schulen und die Herausgabe 
des Handbuchs der Duallasprache durch den 
Lehrer Christaller. 
Dic meisten Fortschritte hat das Gebiet der 
Station Bonaberi am Mungofluß gemacht, wo 
13 Kapellen und zwei Lehrerhäuser errichtet 
wurden und die Zahl der Christen sich ver- 
doppelt hat. In Bakundu zeigt sich bereits 
ein lebhafter Gegensatz zwischen Christen= und 
Heidenthum. Im Wurigebiet hat der König 
Ngale von Bodiman den Dieust des beliebtesten 
Götzen Dschengn ausgehoben. In Lobethal 
haben die Eingeborenen sogar die Sonntags 
ruhe eingeführt. In Miang im Abolande ist 
dagegen ein Rückschritt zu verzeichnen, da in- 
folge einer nothwendig gewordenen Straf 
expedition die Dörser verödet sind, und die 
Leute im Busch leben. In Malimba, wo auch 
einmal eine Züchtigung Eingeborener stattfinden 
mußte, hat diese dagegen die besten Wirkungen 
hinterlassen. Die Station in Buca, wo 
Gravenreuth siel, ist nach dem Abzug der 
deutschen Expedition von den Bakwiris zerstört 
worden. Das Gebirge ist der Mission seit- 
dem verschlossen, was sich sehr fühlbar 
macht, da in Buca eine gute Erholungsstälte 
für Genesende war. Im Gebiete der Station 
Mangamba hat die Mission eine so ersolgreiche 
Wirkung ausgeübt, daß nach Angabe des Be- 
richtes ein Christ, der in Duala das Schneider- 
handwerk erlernen wollte, seine Stelle verließ, 
„weil ihm einmal sein Meister befahl, eine 
Flasche Schnaps zu tragen, und ein anderes 
Mal, solchen in der Faktorei zu holen.“ Die 
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Gesammtkosten, welche der Gesellschaft durch 
die Thätigkeit in Kamerun erwachsen sind, be- 
liesen sich im Jahre 1891 auf 1140.10 Mark. 
Die Ratholische Mission in Kamerun 
besitzt jetzt drei Stationen: Marienberg (Toko- 
town), Kribi und Edea. Die beiden letzteren 
sind neu angelegt. Edea liegt am Sannaga- 
lusse und soll den Ausgangspunlt für das 
Hinterland bilden, Kribi befindet sich an der 
Küste. Auf Kribi gründet die Mission der 
Pallotiner besondere Hoffnungen, da hier das 
Klima besser als irgendwo in der Kolonie ist, 
die Seeschisse direlt landen klönnen, und die 
Bevölkerung sehr entgegenkommend sich zeigl. 
Noch vor Fertigstellung der Station fragten 
viele Kinder, ob bald die Schule beginne. 
Der Präsekt beabsichtigt daher, die Haupt- 
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niederlassung hierher zu verlegen. — Die Erfolge 
der Mission im Innern sind geringer, da die 
Stämme hier noch immer sich ausschließlich 
mit Handel beschäftigen und aufs Eifersüchtigste 
darüber wachen, daß ihnen das Monopol des 
Zwischenhandels nicht entrissen wird. Von 
klein auf drehen sich alle ihre Gedanken nur 
um den Handel. Schon die Kinder haben 
einen so herrischen, unbändigen, dabei ver- 
schlagenen Charakter, daß jeder Fremde staunt. 
Allerdings sind ihre geistigen Fähigkeiten gut 
entwickelt, und die Schulknaben machen erstaun 
liche Fortschritte. Die Mission beabsichtigt, auf 
den neuen Stationen ebenso wie in Marien 
berg hauptsächlich Sklavenkinder aufzunehmen, 
ön erziehen und aus ihnen Gemeinden zu 
bilden. 
Aus dem nördlichen Kamerun -Gebict. 
Nach Berichten aus Kamerun ist die Straße 
von Baliburg nach Mundame völlig sicher, und 
es herrschen dort allenthalben friedliche Zu 
stände. Der Verkehr zwischen den Stationen 
hat keine Störung erlitten. An Stationen 
bestehen gegenwärtig: Baliburg, Tinto (unge- 
jähr eine Stunde von der Handelsstation 
Mijimbi) und Mundame, woselbst in jüngster 
Zeit ein Haus gebaut und nahezu fertig gestellt 
isl. Die alte Barombi-Station sollte als 
Sanatorium benutzt werden. Der Expeditions- 
meister Carstensen ist Ansang Oktober von 
Kamerun mit dem für die Weißen benöthigten 
Proviant und mit Baumaterialien nach Mun- 
dame abgegangen, welches zum Haupt-Depot 
sämmtlicher zur Expedition gehörenden Güter 
bestimmt ist. 
Ueber den Stand der Arbeiterfrage in Kamerun 
wird berichtet: 
Seit Monaten wurden Versuche gemacht, 
Kameruner anzuwerben, allein mit wenig Er- 
jolg, weil sowohl die Abneigung derselben gegen 
anstrengende körperliche Thätigkeit als das 
Vorurtheil, sich durch solche nur dem Sklaven 
geziemende Arbeil etwas zu vergeben, ein zur 
Zeit noch schwer überwindliches Hinderniß bilden. 
Dagegen ist es dem Kanzler a. i., Assessor 
Wehlan, gelungen, auf seinen Dienstreisen 
Arbeiter anzuwerben. Es sind gegenwärtig 
bei dem Hafenbau beschäftigt: 52 Malimba-= 
leute, 14 Balwiris, 9 Kameruner und 3 Ba 
kokos; insbesondere die ersigenannten, meist 
kräftig gebaute Leute, arbeilen mit großem 
Fleiße, und wenn der Eiser und die Arbeits-
	        
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