Bauwerken empfängt, nachdem man sich müh-
sam durch Gesträuch und Mauertrümmer einen
Weg bis zum Eingang gebahnt hat, ist ein
sehr günstiger und fast großartiger, da alle
Dimensionen im Halbdunkel bis ins Unend-
liche vergrößert erscheinen und durch die eigen-
artige, grünliche Beleuchtung, welche durch den
Reflex der Sonnenstrahlen im Laub hervor-
gerufen wird, das Innere der Moschec wie
mit einem grünen Lichtschimmer übergossen ist.
Das Dach der Moschee besteht aus kleinen
flachen Kuppeln, welche auf rechteckigen Säulen
mit einfachen Kapitälern ruhen: an den Wänden
und an der Innenseite des Gewölbes erkennt
man noch Spuren einer rohen Farbenverzierung.
Ein merkwürdiger Schmuck sind eine Reihe von
Tellern und Tassen, welche in den Kuppeln
eingemauert sind. Ueber den Ursprung dieser
Teller, welche dem seinsten chinesischen Porzellan
gleichen, ist man nicht ganz einig. Während
einige aus dem blanen Brand auf der Rück-
seite schließen wollen, daß dies Erzeugnisse der
ältesten holländischen Porzellan = Manufaktur
sind, glauben andere, daß die Teller, welche
besonders häufig in Mombassa und Lamn in
alten Gräbern und Moscheen gefunden wurden,
von Portugiesen aus China hierher gebracht
sind. Ganze Exemplare finden sich jetzt nur
noch sehr selten, da die werthvolleren Stücke
von früheren Reisenden bereits ausgebrochen
sind. Wenn auch dieses Bauwerkt als das best
erhaltene einige Beachtung verdient, so sind
doch die Verhältnisse so zwerghaft, und die Aus-
sührung so plump, daß diese Bauresie eher
gegen als für eine entwickelte arabische Kultur
an der ostafrikanischen Küste sprechen würden.
Daß v. d. Decken dieses Bamwerk begeistert
mit der Alhambra vergleichen konnte, ist mir
gänzlich unverständlich.
Einer zweiten für sich abgeschlossenen
Periode gehören die portugiesischen Bauten
im Westen der Insel an, welche tro#tz
ihres hohen Alters von 300 bis 100
Jahren noch zum Theil vollständig erhalten
sind; es ist dies ein grofßzes, burgähnliches
Gebäude, an welches sich eine Umfassungs-
mauer mit Eckthürmen auschließt. Dieses ganze
Bauwerk entspricht vollkommen der Beschreibung,
welche uns durch einen Augsburger Kaufherrn,
der Kilwa im 16. Jahrhundert besuchte, über.
liefert wurde. Die innere Einrichtung der Burg,
welche drei Höfe umsaßt, läst auf einen kriege-
rischen Zweck schließen: später ist die Burg,
wie einzelne Ausbesserungen erkennen lassen,
von Arabern bewohnt worden.
Einc große Zahl behauener Steine und
die Reste von Gewölben und Bogengängen
beweisen, daß die Burg von tüchtigen Bau-
sein,
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meistern erbaut ist, und zur damaligen Zeit
muß Kilwa eine stolze Zwingburg gewesen
welche mit den großen schmiedeeisernen
Kanonen, von denen ich noch neun unter den
Trümmern ausgesunden habe, den Portugiesen
eine achtunggebietende Stellung gab.
Von der Decken erwähnt in seinem
Bericht die Ruinen einer Moschee mit
360 Säulen, welche in dem Mangroven-
Dickicht im Westen der Insel verborgen liegen
sollen. Den Eingeborenen war von diesen
Ruinen nichts bekannt, und auch bei niedrigstem
Wasserstande scheint es unmöglich, durch dieses
Mangroven-Dickicht und den knietiefen Schlamm
vorzudringen. Die Existenz einer solchen
Ruine im Vereich der Fluth wäre auch nur
möglich, wenn die Küste sich gesenkt hätte.
Die ganze Ostlüste Afrikas ist aber, wie die
Korallensormationen beweisen, in einem stän-
digen Wachsthum begriffen. Dies läßt sich
bei der Insel Kissiwani noch speziell nach-
weisen, da wir aus den alten portugiesischen
Berichten wissen, daß die Insel damals noch
von großen Segelschiffen umschifft werden
konnte. Dies würde jeßzt selbst für kleinc
arabische Dhaus unmöglich sein. Diese An-
gaben von der Deckens werden daher wohl
auf einem Irrthum bernhen, dem ein Reisender
in Afrika so leicht ausgesetzt ist.
Bei meinen Streifzügen durch die Insel
wurde ich von meinen Führern noch auf ein
Trümmerfeld aufmertsam gemacht, welches,
zwischen dichtem Vuschwerk verborgen, auf der
westlichen Seite der Jusel liegt. Dieser Ruinen
ist von keinem früheren Reisenden Erwähnung
gethan, trotzdem sie ein erhöhtes Interesse be-
anspruchen können, da sie sich wesentlich von
allen übrigen Bauresten auf der Insel unter-
scheiden. Wir entdeckten diese RNuinen ganz
zusällig, als wir in das dichte Ufergebüsch
eindrangen, um eine Juschrift zu entziffern,
welche in einen mächtigen Affenbrodbaum ein-
gegraben war. Es waren dies jedoch nur
einzelne englische Namen, welche voraussichtlich
von den Matrosen eines Kriegsschiffs herrührten
und kein weiteres Interesse beanspruchen konnten.
Von diesem erhöhten Standpunkt aus sahen
wir auf einer tleinen Anhöhe einige Ruinen,
welche mein Interesse erregten: nur mit Mühe
gelang es uns, einen Weg durch das dichte
Buschwert zu bahnen und auf den ziemlich
schroff ins Meer abfallenden Berg zu gelangen.
Hier fand ich auf dem zuseersten Bergrande
die Reste einer Befestigung, welche, nach der
vorgeschrittenen Verwitterung der Kalksteine zu
urtheilen, ein viel höheres Alter haben müssen,
als die portugiesischen Bauten. Die ganze
Besestigung ist in der Form eines Parallelo=