gramms angelegt und mag etwa 100m
lang und 70 m breit sein. Der größte
Theil der Mauer ist bereils eingestürzt und
das Material gänzlich verwittert. Die noch
vorhandenen Bauresie haben durchschnittlich nur
eine Höhe von 3 m 50 cm und eine Breite
von 1 m. An den vier Ecken und in der Mitte
der Längsmauer stehen noch ziemlich gut er-
haltenc achteckige Thürme, welche vollständig
massiv sind. Einige Schutthaufen und die
noch sichtbaren Fundamente von Häusern lassen
erkennen, daß diese Festung bewohnt gewesen
ist. Aus einem zweiten Felsgrad, nur durch
eine schmale Schlucht von diesem alien Festungs-
werk getrennt, liegen die Ruinen einer kleinen
Stadt, welche ebenfalls von einer Mauer um-
geben ist und etwa aus 50 Häusern bestanden
haben mag. Die Lage dieser alten Nieder-
lassung ist äußerst günstig, da der Hügel, auf
dem sie erbaut ist, nach drei Seiten schroff
zum Meere absällt und unmittelbar am
Eingang des Hafens liegt. Troß dreitägiger
eifriger Nachforschungen ist es mir nicht ge-
lungen, irgend eine Inschrift aufzufinden und
mit Ausnahme einiger weniger brauner Kalt
steine, welche eine ziemlich rohe Arbeit zeigen,
irgend ein Merkmal zu entdecken, welches auf
das Alter oder den Ursprung dieser Bamverke
schließen ließe. Der ganze Charakter der
Bauten zeigt jedoch eine so wesentliche Ver-
schiedenheit von der portugiesischen und
arabischen Bauart, daß sic einer andern und
zwar einer früheren Periode angehören müssen.
Ob wir in diesen Ruinen die Reste der frühe
sten arabischen Ansiedelung oder die Vurg einer
persischen Dynastic, von welcher uns die alten
Geschichtsschreiber melden, zu suchen haben, läßt
sich heute nicht mehr feststellen. Jedenfalls
sind diese Baureste wohl die Nuinen der älte-
sten Niederlassung auf der Insel Kilwa.
Transport von Sugochsen aus Walfischbai
nach dem Rongo.
Die Compagnie du chemin de ser du
Conto, welche 3000 Arbeiter beschäftigt, ist
im Begriff, die in Deutsch Südwestafrika üb-
lichen Transportmittel für ihre Arbeiten nutbar
zu machen. Sie hat lürzlich von Walfischbai
aus vier Ochsenwagen nebst drei Treibern und!
300 Ochsen nach dem Kongo übergeführt. Ob
der Versuch glücken wird, bleibt abzuwarten. 1
Sollte es der Fall sein, so dürfte es sich
empfehlen, auch in Deulsch-Oslafrika erneute
Versuche in dieser Richtung zu machen. Am
meisten geeignet als Treiber und Gespannführer
würden vermuthlich Sulus sein, unter denen
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sich ebenfalls Leute finden, die mit dem Ochsen-
wagen umzugehen verstehen. Dieselben würden
voraussichtlich das Klima besser ertragen, als
Leute aus unserem südwestafrikanischen Schutz=
gebiete.
Der botanische Garten zu Bunitenzorg (Java).
Der botanische Garten zu Buitenzorg dient
nicht bloß wissenschaftlichen Zwecken, sondern
ist eine landwirthschaftliche Versuchsstation, die
Niederländisch Indien bereits wichtige praktische
Dienste geleistet hat. Auch deuuche Bestrebun
gen wissenschaftlicher und praktischer Art fanden
bei den Leitern des Instituis und insbesondere
bei dem jetzigen Direktor Dr. Treub stets
eifrige Förderung. Ans Aulaß der in diesem
Jahre begaugenen Feier des 75 jährigen Be-
stehens des Gartens sind eine Festschrift und
eine Festrede des Direktors erschienen, denen
wir über die Bedentung der Anstalt Nach-
stehendes entnehmen.
Der Garten, der am 18. Mai 1817 an-
gelegt worden ist und sich aus kleinen Anfängen
immer weiter entwickelte, hat lange Jahre hin-
durch unter der Ungunst finanzieller und
sonstiger Verhältnisse zu leiden gehabt. Schließ-
lich hat sich die Ansicht von der praktischen
Bedeutung des Instituts für die tropische
Agrikultur Bahn gebrochen, und heute steht
der Garten als eine Musteranstalt für ähnliche
Institute der Tropenwelt da.
Das Personal besteht aus dem Direktor,
12 Europäern und 200 Eingeborenen, das
Institut hat folgende sechs Abtheilungen mit
je einem wissenschaftlichen Leiter an der Spitze:
1. Herbarium und Museum. 2. Botanisches
Laboratorium. 3. Garten für Nutzpflanzen
(72 Hektar) und agrikulturcchemisches Labora-
torium. 4. Pharmakologisches Laboratorium.
5. Botanischer Garten (58 Hektar) und Berg-
garten (31 Hektar). 6. Büreau, Bibliothek
und photographisches Abtelier.
Was zunächst die wissenschaftliche Bedeutung
des Instituts anlangt, so hebt Dr. Treub in
seiner Rede hervor, daß Exemplare tropischer
Pfslanzen, die als typische Repräsentanten für
die Botanik gelten können, nur in tropischen
Gärten wachsen. Die tropischen Gewächse, die
in curopäischen Gärten gezogen werden, haben
nur Eien geringen wissenschaftlichen Werth, da
sie hier, ihrer natürlichen Lebensbedingungen
beraubt, gewissermaßen künstlich am Leben er-
halten werden. Die tropische Pflanzenwelt ist
wegen ihrer Manmigfaltigkeit und Eigenartigkeit
für die Botanik, insbesondere für die Pflanzen-
anatomie und Physiologie, von besonderer