Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

gramms angelegt und mag etwa 100m 
lang und 70 m breit sein. Der größte 
Theil der Mauer ist bereils eingestürzt und 
das Material gänzlich verwittert. Die noch 
vorhandenen Bauresie haben durchschnittlich nur 
eine Höhe von 3 m 50 cm und eine Breite 
von 1 m. An den vier Ecken und in der Mitte 
der Längsmauer stehen noch ziemlich gut er- 
haltenc achteckige Thürme, welche vollständig 
massiv sind. Einige Schutthaufen und die 
noch sichtbaren Fundamente von Häusern lassen 
erkennen, daß diese Festung bewohnt gewesen 
ist. Aus einem zweiten Felsgrad, nur durch 
eine schmale Schlucht von diesem alien Festungs- 
werk getrennt, liegen die Ruinen einer kleinen 
Stadt, welche ebenfalls von einer Mauer um- 
geben ist und etwa aus 50 Häusern bestanden 
haben mag. Die Lage dieser alten Nieder- 
lassung ist äußerst günstig, da der Hügel, auf 
dem sie erbaut ist, nach drei Seiten schroff 
zum Meere absällt und unmittelbar am 
Eingang des Hafens liegt. Troß dreitägiger 
eifriger Nachforschungen ist es mir nicht ge- 
lungen, irgend eine Inschrift aufzufinden und 
mit Ausnahme einiger weniger brauner Kalt 
steine, welche eine ziemlich rohe Arbeit zeigen, 
irgend ein Merkmal zu entdecken, welches auf 
das Alter oder den Ursprung dieser Bamverke 
schließen ließe. Der ganze Charakter der 
Bauten zeigt jedoch eine so wesentliche Ver- 
schiedenheit von der portugiesischen und 
arabischen Bauart, daß sic einer andern und 
zwar einer früheren Periode angehören müssen. 
Ob wir in diesen Ruinen die Reste der frühe 
sten arabischen Ansiedelung oder die Vurg einer 
persischen Dynastic, von welcher uns die alten 
Geschichtsschreiber melden, zu suchen haben, läßt 
sich heute nicht mehr feststellen. Jedenfalls 
sind diese Baureste wohl die Nuinen der älte- 
sten Niederlassung auf der Insel Kilwa. 
Transport von Sugochsen aus Walfischbai 
nach dem Rongo. 
Die Compagnie du chemin de ser du 
Conto, welche 3000 Arbeiter beschäftigt, ist 
im Begriff, die in Deutsch Südwestafrika üb- 
lichen Transportmittel für ihre Arbeiten nutbar 
zu machen. Sie hat lürzlich von Walfischbai 
aus vier Ochsenwagen nebst drei Treibern und! 
300 Ochsen nach dem Kongo übergeführt. Ob 
der Versuch glücken wird, bleibt abzuwarten. 1 
Sollte es der Fall sein, so dürfte es sich 
empfehlen, auch in Deulsch-Oslafrika erneute 
Versuche in dieser Richtung zu machen. Am 
meisten geeignet als Treiber und Gespannführer 
würden vermuthlich Sulus sein, unter denen 
  
  
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sich ebenfalls Leute finden, die mit dem Ochsen- 
wagen umzugehen verstehen. Dieselben würden 
voraussichtlich das Klima besser ertragen, als 
Leute aus unserem südwestafrikanischen Schutz= 
gebiete. 
Der botanische Garten zu Bunitenzorg (Java). 
Der botanische Garten zu Buitenzorg dient 
nicht bloß wissenschaftlichen Zwecken, sondern 
ist eine landwirthschaftliche Versuchsstation, die 
Niederländisch Indien bereits wichtige praktische 
Dienste geleistet hat. Auch deuuche Bestrebun 
gen wissenschaftlicher und praktischer Art fanden 
bei den Leitern des Instituis und insbesondere 
bei dem jetzigen Direktor Dr. Treub stets 
eifrige Förderung. Ans Aulaß der in diesem 
Jahre begaugenen Feier des 75 jährigen Be- 
stehens des Gartens sind eine Festschrift und 
eine Festrede des Direktors erschienen, denen 
wir über die Bedentung der Anstalt Nach- 
stehendes entnehmen. 
Der Garten, der am 18. Mai 1817 an- 
gelegt worden ist und sich aus kleinen Anfängen 
immer weiter entwickelte, hat lange Jahre hin- 
durch unter der Ungunst finanzieller und 
sonstiger Verhältnisse zu leiden gehabt. Schließ- 
lich hat sich die Ansicht von der praktischen 
Bedeutung des Instituts für die tropische 
Agrikultur Bahn gebrochen, und heute steht 
der Garten als eine Musteranstalt für ähnliche 
Institute der Tropenwelt da. 
Das Personal besteht aus dem Direktor, 
12 Europäern und 200 Eingeborenen, das 
Institut hat folgende sechs Abtheilungen mit 
je einem wissenschaftlichen Leiter an der Spitze: 
1. Herbarium und Museum. 2. Botanisches 
Laboratorium. 3. Garten für Nutzpflanzen 
(72 Hektar) und agrikulturcchemisches Labora- 
torium. 4. Pharmakologisches Laboratorium. 
5. Botanischer Garten (58 Hektar) und Berg- 
garten (31 Hektar). 6. Büreau, Bibliothek 
und photographisches Abtelier. 
Was zunächst die wissenschaftliche Bedeutung 
des Instituts anlangt, so hebt Dr. Treub in 
seiner Rede hervor, daß Exemplare tropischer 
Pfslanzen, die als typische Repräsentanten für 
die Botanik gelten können, nur in tropischen 
Gärten wachsen. Die tropischen Gewächse, die 
in curopäischen Gärten gezogen werden, haben 
nur Eien geringen wissenschaftlichen Werth, da 
sie hier, ihrer natürlichen Lebensbedingungen 
beraubt, gewissermaßen künstlich am Leben er- 
halten werden. Die tropische Pflanzenwelt ist 
wegen ihrer Manmigfaltigkeit und Eigenartigkeit 
für die Botanik, insbesondere für die Pflanzen- 
anatomie und Physiologie, von besonderer
	        
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