Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Die Missionstbätigkeit in den deutschen Rolonien. 
Ostafrika. 
Im. Krankenhause zu Dar-es-Saläm sind laut 
Nummer 1 der „Nachrichten aus der ostafrikanischen 
Mission“ im September 1892 zwanzig Kranle auf- 
genommen worden, von denen elf als geheilt ent- 
lassen werden konnten und einer starb. Zu den acht 
verbleibenden traten im Oktober zehn neue Kranke. 
Im November waren davon noch fünf in Pflege. 
Zu ihnen kamen im Laufe dieses Monats 14 neue. 
Von den 19 Kranken wurden acht noch im selben 
Monat hergestellt. 
In Tanga ist für die Frauen der Mission ein 
neues Haus fertiggestellt worden. Auch in der 
Station Hoffnungshöhe bei Kisserawe ist ein neues 
Wohnhaus errichtet. · 
Die Berliner Mission im Nyasalande hat am 
Kiedjoberge eine zweite Station errichtet. 
Die bayerische Mission hat am 20. November 
zwei Missionare nach Ostafrika geschickt. Jede ihrer 
drei Stationen ist jetzt mit drei Europäern besetzt. 
Diese Gesellschaft hat übrigens am 12. Dezember 
ihre Auflösung und Uebergabe ihrer Stationen an 
die bisher noch nicht in Oslafrika zur Thätigkeit ge- 
langte Leipziger Missionsgesellschaft beschlossen. 
Pfarrer Ittameier in Reichenschwand, der bisherige 
Leiter der bayerischen Mission, ist in das Leipziger 
Kollegium eingetreten. Die drei auf englischem Ge- 
biete liegenden bayerischen Stationen sollen als Stütz- 
punkt zur Ausdehnung des Missionswerkes auf das 
deutsche Territorium dienen. 
(Evangel. Missionsmagazin.) 
Südsce. 
Die für Neu-Pommern bestimmten Missionare 
vom heiligen Herzen Jesu sind am 8. September in 
Stephansort auf Neu-Guinen angekommen. Sie 
mußten dort beinahe einen Monat auf den Dampfer 
warten. Am 17. Oktober langten sie an ihrem Be- 
stimmungsorte Herbertshöh an. 
Am 22. November kam der Missionsbischof mit 
vier Missionaren und sechs Schwestern von Europa 
in Gorima, der Station der Astrolabebai, an. Am 
20. Dezember erreichten sie nach beschwerlicher Ueber- 
fahrt Herbertshöh. Die Schwestern sind in der 
Station Wlawollo stationirt worden. Es ist für sie 
ein aus Europa mitgebrachtes Haus aufgebaut worden. 
Eine dritte Expedition von drei Missionaren und 
fünf Schwestern hat am 6. November Europa ver- 
lassen. („Gott will es.“) 
Bekämpfung der Sklavervei. 
Das zweite Heft des laufenden Jahrganges von 
„Gott will es“ bringt einen sehr interessanten Brief 
des leider so früh verstorbenen Missionars P. Schynse 
über die Bekämpfung des afrikanischen Sklavenhandels. 
Es heißt darin: 
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„Die Sklaverei ist eine Institution, welche völlig 
mit dem Charakter des Negers verwachsen ist; sie 
herrscht überall in Afrika vom Kongo bis Sansibar 
und bildet eine Grundlage des gesammten Neger- 
lebens. Dies mit Bajonetten an einem Tage 
ändern zu wollen, wäre Wahnsinn; hier muß 
die christliche Moral einschreilen, und in 
dieser Beziehung hat man Recht, zu sagen, 
man müsse die Missionare unterstützen, um 
so eine geistige Umwandlung in den Volks- 
anschaunngen herbeizuführen.“ 
Wohl zu unterscheiden hiervon sei aber der im 
Innern durch die Araber betriebene Menschenraub 
und -handel. Ihm lasse sich nur durch Anlage stark 
bewaffneter Stationen in den besonders von Sklaven- 
jägern heimgesuchten Gebieten vorbeugen. Die Mission 
sei an der Errichtung solcher Posten in hervorragen- 
dem Maße interessirt. 
„Der brutalen Gewalt der Araber gegenüber 
bedürfen die Misssonare der schützenden Macht des 
Europäers, welcher den Eingeborenen sagt: Die Mis- 
sionare sind meine Freunde; wer sie anrührt, hat es 
mit mir zu thun. Wollt ihr leben, wie sie es euch 
sagen, so ist mir dies sehr recht, und wehe dem, der 
euch deshalb belästigt. Wollt ihr nicht, so könnt 
ihr, wie bisher, ruhig Maniok und Miama bauen 
und Pombe trinken, nur Kinderdiebstahl, Krieg und 
Raub müssen aufhören; dann können wir in Frieden 
leben, und ich werde jene schützen, welche dies 
beobachten."“ 
Der Dafen von Kamerun und seine nördliche Fortsetzung. 
Unter diesem Titel veröffentlicht das Hydrogra- 
phische Amt des Reichs-Marine-Amts eine von dem 
Unterlieutenant zur See Deimler im Jahre 1891 
aufgenommene Karte des Hafens von Kamerun. 
Die mit großer Sorgfalt unter Benutzung des 
neuesten Materials ausgeführte Karte giebt ein klares 
Bild der dortigen Verhältnisse. Ueberall sieht man 
dem eigentlichen Festlande große Bänke vorgelagert, 
welche bei niedrigem Wasser trocken fallen und, da 
sie mit Schlamm und Unrath bedeckt sind, dann 
durch ihre Ausdünstung sehr viel zu dem schlechten 
gesundheitlichen Zustande des Ortes beitragen. 
Es ist deshalb das Bestreben der Regierung 
darauf gerichtet, diese Bänke fortzuschaffen und zwar 
durch Anlage einer Kaimauer. Zunächst ist die Strecke 
vom Gouwernement bis zur Faktorei von A. Her- 
schell in Angriff genommen. Von letzterem Punkte 
aus wird sich die Kailinie unter einem leichten Winkel 
bis zu der Faktorei von Woermann in Alwadorf 
erstrecken. Die dann noch vor dieser Kaimauer lie- 
genden Bänke werden ausgebaggert und zur Auf- 
füllung des Kais benußt. Auf diese Weise wird in 
Zukunft das Wasser des Flusses stets ½ m tief vor 
der Kaimauer stchen und dadurch der Gesundheits- 
zustand erheblich gebessert werden.
	        
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