von Morgen ehemaliger Schamben von größter
Fruchtbarkeit verwildern.
Augenblicklich sollen die Pocken bei den Wahehe
herrschen; die beiden Unterhäuptlinge Kiparamoto
und Farhanga sind gefallen oder gestorben, und der
frühere Kwaba ist angeblich an einer im Zelewskischen
Gefecht erhaltenen Schulterwunde vor einiger Zeit
gleichfalls gestorben. Dies sind aber für ihre Kriegs-
lust keine Hinderungsgründe.
Was die Station Kilosa betrifft, so fand ich sie,
abgesehen von dem noch gänzlich unfertigen Zustande,
in musterhafter Ordnung. Die Haltung der Askaris,
wie schon gesagt, sehr gut. Eine Alarmirung zeigte
die gute Instruktion und Disziplin der Lente.
Die Umfassungsmaner nebst Bastionen ist im
vertheidigungsfähigen, aber noch nicht vollendeten
Zustand, sie ist in Luftziegeln begonnen, wird jetzt
aber mit Bruchsteinen weiter gebant. Eine sehr
reichliche Ausrüstung aller Stationen mit Stachel-
draht halte ich für nothwendig. Das Stationshaus
für die Europäer ist im Rohbau fertig, es fehlt
jedoch noch jeglicher Schluß für Thüren und Fenster,
was bei den hier herrschenden starken Bergwinden
große Unannehmlichkeiten hat. Die Unteroffiziere
wohnen noch in einer Hütte im Stationshof, die
Askaris in Hütten außerhalb.
Nach dem Einrücken hatten wir gerade zu Mittag
gegessen, als plötzlicher Alarm entstand. In der
Zeit von 2 bis 3 Minuten waren sämmtliche Aslaris
bewassnet auf den ihnen zugetheilten Posten und die
Station im Vertheidigungszustand; die Weiber
flüchteten in den Stationshof. Durch einen mit
Speerstich in der Seite verwundeten Eingeborenen
war die Nachricht gekommen, daß die Wahehe ein
in der Nähe gelegenes Dorf überfallen und einige
Weiber fortgeschleppt hätten. Wie alle Angaben von
Eingeborenen über Zeit, Ort und Zahl waren auch
diese sehr unsicher, es sollten wingi wingi sana sein.
Infolge dessen wurde die Station mit 25 Askaris
besetzt gehalten, mit dem Rest der hiesigen und
meiner Eskorte brachen wir sofort auf und erreichten
den fraglichen Ort in den Bergen nach etwa
1½ stündigem eiligen Marsch. Alle Einwohner
waren natürlich geflohen, durch einige allmählich
Zurücklehrende wurde schließlich konstatirt, daß
10 Wahehe in das Dorf gedrungen wären und 3 Weiber
geraubt hätten; sie waren natürlich längst über alle
Berge. Nach 3 Stunden waren wir wieder in der
Station und tranken den mittlerweile kalt gewordenen
Kaffee aus. «
Die sämmtlichen Herren hier sind einig, daß
Mangatua der geeignete Punkt für Aulage einer
neuen Station ist, ich werde mir den Punkt an-
sehen, und mich alsdann entscheiden. Während
Lusolwe zwischen Kiperepeta und Kirigawang liegt,
liegt Mangatua weiter rückwärts und näher an Kilosa
am Mayomboflusse, wo es immerhin eine noch nicht ganz
verwüstete, fruchtbare Gegend deckt, während bei
Lusolwe selbst alles verwüstet und verlassen ist.
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Ich hatte mir zuerst die Verlegung in die Gegend
des gleichfalls zerstörten Mbamba gedacht, um von
dort aus wenigstens das Einfallsthor in das Thal
zwischen Kihondo und Ulugurugebirge zu schließen,
indessen wird wohl vorläufig auf diesen Gedanken
verzichtet werden müssen, sowie aber Mittel vorhan-
den, wird er zur Verbesserung der Stationskette
Mpwapwa—Kisaki, welche ich für das allein richtige,
noch auf lange Zeit nöthige Schutzmittel halte,
wieder aufgenommen werden müssen. Aus diesem
Grunde denke ich über Mbamba nach Kisaki zu
marschiren, dort voraussichtlich zwischen dem 12. und
14. Februar einzutreffen und somit Ende Februar
oder Anfang März wieder in Dar-es-Saläm sein
zu können.
Wir müssen aus den Stationen bei Ueberfällen
hinausgehen, um den Eingeborenen möglichst Schutz
angedeihen zu lassen, dies ist der einzige Zweck der-
selben und auch das einzige Mittel, um unser Ansehen
zu heben und ihr Vertrauen zu gewinnen. Bei den,
wie oben schon gesagt, stets absolut unzuverlässigen
Ork-, Zeit= und Zahlenangaben, kann es allerdiugs
hierbei sehr leicht vorkommen, daß man in Gesechte
verwickelt wird, die man bei Kenntniß aller Umstände
lieber vermieden hätte.
Die über Kondoa zur Küste führende Karawanen=
straßeist wegen der Unsicherheit gänzlich aufgegeben, alles
wählt von Mpwapwa den Nordweg über Mlali u. s. w.
Auf dem Marsch habe ich mir auch bezüglich der Anlage
einer Eisenbahn mit Aufmerksamkeit die Gegend an-
gesehen, da man nicht weiß, wann man wieder dorthin
kommt. In der jetzigen Trockenzeit sollte man meinen,
daß die Anlage eine verhältnißmäßig sehr leichte und
wenig kostspiclige ist. Der Uebergang über die
Puguberge, sowie über den Kingani, Geringeri und
Makata dürfte absolut keine Schwierigkeiten machen.
Auf drei Fünftel des von mir zurückgelegten Weges
könnten die Schwellen sast auf den gewachsenen
Boden gelegt werden. Indessen dürfte während und
nach der Regenzeit auf einigen Strecken, jetzt kennklich
durch schwarzen tief aufgerissenen Boden, größere
Schwierigkeiten entstehen.
Eine Beurtheilung derselben ist indessen nur in
diesen Jahreszeiten selbst durch nähere Boden-
untersuchung möglich.
Von Kilosa ist Oberstlientenant v. Schele am
18. Januar nach Mpwapwa marschirt, wo er am
20. Jannar anlangte. Es wurde daselbst ein
Wahehe gefangen genommen, der als Führer bei dem
Einfall von Kondoa bezeichnet wurde.
Am 25. Januar traf Oberstlieutenant v. Schele
wiederum in Kilosa ein.
Ueber die Wissmannsche Leeun. Expedition
sind der Ausführungskommission des Antistlaverei-
Komitees weitere Berichte ihres Führers zugegangen,
welche wir im Anschluß an unsere früheren Mit-
theilungen (S. 612 ff. des v. I. hier folgen lassen: