Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

von Morgen ehemaliger Schamben von größter 
Fruchtbarkeit verwildern. 
Augenblicklich sollen die Pocken bei den Wahehe 
herrschen; die beiden Unterhäuptlinge Kiparamoto 
und Farhanga sind gefallen oder gestorben, und der 
frühere Kwaba ist angeblich an einer im Zelewskischen 
Gefecht erhaltenen Schulterwunde vor einiger Zeit 
gleichfalls gestorben. Dies sind aber für ihre Kriegs- 
lust keine Hinderungsgründe. 
Was die Station Kilosa betrifft, so fand ich sie, 
abgesehen von dem noch gänzlich unfertigen Zustande, 
in musterhafter Ordnung. Die Haltung der Askaris, 
wie schon gesagt, sehr gut. Eine Alarmirung zeigte 
die gute Instruktion und Disziplin der Lente. 
Die Umfassungsmaner nebst Bastionen ist im 
vertheidigungsfähigen, aber noch nicht vollendeten 
Zustand, sie ist in Luftziegeln begonnen, wird jetzt 
aber mit Bruchsteinen weiter gebant. Eine sehr 
reichliche Ausrüstung aller Stationen mit Stachel- 
draht halte ich für nothwendig. Das Stationshaus 
für die Europäer ist im Rohbau fertig, es fehlt 
jedoch noch jeglicher Schluß für Thüren und Fenster, 
was bei den hier herrschenden starken Bergwinden 
große Unannehmlichkeiten hat. Die Unteroffiziere 
wohnen noch in einer Hütte im Stationshof, die 
Askaris in Hütten außerhalb. 
Nach dem Einrücken hatten wir gerade zu Mittag 
gegessen, als plötzlicher Alarm entstand. In der 
Zeit von 2 bis 3 Minuten waren sämmtliche Aslaris 
bewassnet auf den ihnen zugetheilten Posten und die 
Station im Vertheidigungszustand; die Weiber 
flüchteten in den Stationshof. Durch einen mit 
Speerstich in der Seite verwundeten Eingeborenen 
war die Nachricht gekommen, daß die Wahehe ein 
in der Nähe gelegenes Dorf überfallen und einige 
Weiber fortgeschleppt hätten. Wie alle Angaben von 
Eingeborenen über Zeit, Ort und Zahl waren auch 
diese sehr unsicher, es sollten wingi wingi sana sein. 
Infolge dessen wurde die Station mit 25 Askaris 
besetzt gehalten, mit dem Rest der hiesigen und 
meiner Eskorte brachen wir sofort auf und erreichten 
den fraglichen Ort in den Bergen nach etwa 
1½ stündigem eiligen Marsch. Alle Einwohner 
waren natürlich geflohen, durch einige allmählich 
Zurücklehrende wurde schließlich konstatirt, daß 
10 Wahehe in das Dorf gedrungen wären und 3 Weiber 
geraubt hätten; sie waren natürlich längst über alle 
Berge. Nach 3 Stunden waren wir wieder in der 
Station und tranken den mittlerweile kalt gewordenen 
Kaffee aus. « 
Die sämmtlichen Herren hier sind einig, daß 
Mangatua der geeignete Punkt für Aulage einer 
neuen Station ist, ich werde mir den Punkt an- 
sehen, und mich alsdann entscheiden. Während 
Lusolwe zwischen Kiperepeta und Kirigawang liegt, 
liegt Mangatua weiter rückwärts und näher an Kilosa 
am Mayomboflusse, wo es immerhin eine noch nicht ganz 
verwüstete, fruchtbare Gegend deckt, während bei 
Lusolwe selbst alles verwüstet und verlassen ist. 
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Ich hatte mir zuerst die Verlegung in die Gegend 
des gleichfalls zerstörten Mbamba gedacht, um von 
dort aus wenigstens das Einfallsthor in das Thal 
zwischen Kihondo und Ulugurugebirge zu schließen, 
indessen wird wohl vorläufig auf diesen Gedanken 
verzichtet werden müssen, sowie aber Mittel vorhan- 
den, wird er zur Verbesserung der Stationskette 
Mpwapwa—Kisaki, welche ich für das allein richtige, 
noch auf lange Zeit nöthige Schutzmittel halte, 
wieder aufgenommen werden müssen. Aus diesem 
Grunde denke ich über Mbamba nach Kisaki zu 
marschiren, dort voraussichtlich zwischen dem 12. und 
14. Februar einzutreffen und somit Ende Februar 
oder Anfang März wieder in Dar-es-Saläm sein 
zu können. 
Wir müssen aus den Stationen bei Ueberfällen 
hinausgehen, um den Eingeborenen möglichst Schutz 
angedeihen zu lassen, dies ist der einzige Zweck der- 
selben und auch das einzige Mittel, um unser Ansehen 
zu heben und ihr Vertrauen zu gewinnen. Bei den, 
wie oben schon gesagt, stets absolut unzuverlässigen 
Ork-, Zeit= und Zahlenangaben, kann es allerdiugs 
hierbei sehr leicht vorkommen, daß man in Gesechte 
verwickelt wird, die man bei Kenntniß aller Umstände 
lieber vermieden hätte. 
Die über Kondoa zur Küste führende Karawanen= 
straßeist wegen der Unsicherheit gänzlich aufgegeben, alles 
wählt von Mpwapwa den Nordweg über Mlali u. s. w. 
Auf dem Marsch habe ich mir auch bezüglich der Anlage 
einer Eisenbahn mit Aufmerksamkeit die Gegend an- 
gesehen, da man nicht weiß, wann man wieder dorthin 
kommt. In der jetzigen Trockenzeit sollte man meinen, 
daß die Anlage eine verhältnißmäßig sehr leichte und 
wenig kostspiclige ist. Der Uebergang über die 
Puguberge, sowie über den Kingani, Geringeri und 
Makata dürfte absolut keine Schwierigkeiten machen. 
Auf drei Fünftel des von mir zurückgelegten Weges 
könnten die Schwellen sast auf den gewachsenen 
Boden gelegt werden. Indessen dürfte während und 
nach der Regenzeit auf einigen Strecken, jetzt kennklich 
durch schwarzen tief aufgerissenen Boden, größere 
Schwierigkeiten entstehen. 
Eine Beurtheilung derselben ist indessen nur in 
diesen Jahreszeiten selbst durch nähere Boden- 
untersuchung möglich. 
Von Kilosa ist Oberstlientenant v. Schele am 
18. Januar nach Mpwapwa marschirt, wo er am 
20. Jannar anlangte. Es wurde daselbst ein 
Wahehe gefangen genommen, der als Führer bei dem 
Einfall von Kondoa bezeichnet wurde. 
Am 25. Januar traf Oberstlieutenant v. Schele 
wiederum in Kilosa ein. 
Ueber die Wissmannsche Leeun. Expedition 
sind der Ausführungskommission des Antistlaverei- 
Komitees weitere Berichte ihres Führers zugegangen, 
welche wir im Anschluß an unsere früheren Mit- 
theilungen (S. 612 ff. des v. I. hier folgen lassen:
	        
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