Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

dieselbe an die Pflanzung der Deutsch-Ostafrikanischen 
Gesellschaft Kikogwe, welche ihm für 1 Pfund englisch 
ungereinigter Baumwolle 3 Pesa bezahlte. Da die 
Baumwolle sehr gut ist, glaubte der Leiter der 
Pflanzung späterhin bis 4 Pesa gehen zu können. 
Die übrigen Versuche, die von den Manja-Arabern 
am Flusse angestellt wurden, sind leider nicht so ge- 
glückt, da plötzlich gegen Erwarten Regenmangel ein- 
trat, so daß die laum aufgegangenen Pflänzchen ver- 
trockneten. Nur an ganz ltief gelegenen Stellen wurden 
einige Resultate erzielt, die aber nicht bedeutend 
waren. Es war jedoch aus der guten Qualitäl der 
Proben zu ersehen, daß der Boden am oberen Flusse 
sich sehr wohl zum Baumwollbau eigne. Die Araber 
sind auch sehr willig, Baumwolle zu bauen, so daß 
sich der Leiter der Plantage Kikogwe, Herr Lauter- 
born, bereit erklärt hat, den Leuten unentgeltlich 
Samen zu verabfolgen. Auch wurde denselben bei 
einem Besuche, den der Bezirkshauptmann mit vielen 
Arabern in Kikogwe zur Besichtigung der Plautage 
machte, das Verfahren bei Anbau von Vammwolle 
erklärt. Der Baumwollbau dürfte nunmehr noch in 
diesem Monat in größerem Maßstabe von den 
Schambenbesilzern in Angriff genommen werden. 
Ueber eine Fabrt auf dem Ragera 
berichtet Graf Schweinitz aus Sansibar unter dem 
26. Jannar der Ausführungs-Kommission des Deut- 
schen Antisklaverei-Komitees, wie folgt: 
Meine Absicht, den Kagera zu befahren, ssieß 
zunächst auf Schwierigkeiten, da Nyansaboote auf dem 
Kagera nicht vorkommen, und die Landesbewohner 
überhaupt sich vor einer Fahrt auf dem Kagera 
scheuen. So konnte ich in Karagwe weder Boote 
noch Bootsleute erhalten und gelang es mir erst an 
der Kitunku-Fähre, durch Vermittelung des mir be- 
freundeten Sultans Mututembe drei ausgehöhlte 
Baumstämme und einige Bootsleute zu erhalten. Die 
drei Baumstämme ließ ich mittelst Querhölzer ver- 
binden, so daß ich nunmehr ein Fahrzeug hatte, in 
welchem ich außer vier Bootsleuten noch vier Askaris 
mit mir nehmen konnte. Den Haupttheil meiner 
Karawane sandte ich zu Lande. Die Eingeborenen 
befahren den Kagera im Allgemeinen nicht, was seinen 
Grund darin hat, daß einmal infolge der vielen 
Krümmungen, selbst stromab, der Wasserweg keine 
Zeitersparniß gewährt und die Fahrt stromauf ganz 
bedeutende Zeit in Anspruch nehmen würde; dann 
aber fürchten sie die in dem Wasser schaarenweise 
vorhandenen Flußpferde und Krokodile. Die aus- 
gehöhlten Baumstämme, in deren Hintertheil der 
Bootsmann aufrechtstehend ruderk, werden nur zum 
Uebersetzen über den Fluß gebraucht, wie an der 
Kitangule= und der Kituntu-Fähre, sowie an den 
verschiedenen am Fluß liegenden Ortschaften, und 
ferner um geringe Strecken am Ufer entlang zu 
  
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fahren, soweit dies die mit Fangkörben betriebene 
Fischerei verlangt. 
Der Kagera führt eine mächtige Wassermasse mit 
sich; er ist meist mehrere Hundert Meter breit; seine 
Ufer aber im Allgemeinen bis auf drei bis vier Meter 
Tiefe mit Papyrus bewachsen. Ein 80 bis 100 Meter 
breiter Theil im Kagera ist offen und hat an den 
tiefsten Stellen im Allgemeinen eine Tiefe von acht 
bis zwölf Metern. Nach dem Nyansa zu nimmt die 
Tiefe im Allgemeinen ab. Der Kagera fließt in 
einem Thal, dessen Ufer nach dem Nyansa zu an 
Höhe abnehmen. In Karagwe sah ich Ufer von 20 
bis 30 Meter Höhe, während die Ufer in der Nähe 
des Nyansa bloß noch zwei bis drei Meter hoch sind. 
Die Kageraufer sind im Allgemeinen nicht bewaldet; 
Wald habe ich nur an den Ufern in Karagwe, sowie 
an dem Norduser in der Nähe des Nyansa gefunden. 
Durch dieses Kagerathal fließt der Kagera, viele Win- 
dungen bildend, mit „reißender“ Geschwindigkeit. Auf 
dem Wasser sieht man in großer Anzahl kleine schwim- 
mende Pflanzen, deren oben aus dem Wasser hervor- 
ragender Theil die Gestalt einer Rose hat. Seiner 
Zeit glaubte ich, daß der Herd dieser schwimmenden 
Pflanze der Akenjaro-See sei. Nachdem jetzt von 
Dr. O. Baumann das Nichtvorhandensein dieses 
Sees sesigestellt worden ist, möchte ich aber glauben, 
daß der Kagera an einer anderen Stelle einen See 
durchfließt. Dem Kagera vorgelagert im Nyansa 
liegt eine Barre, und hatte das Wasser an der von 
mir befahrenen Stelle nur 0,5 Meter Tiefe. Leider 
war es mir nicht möglich, die Einfahrt genauer zu 
unkersuchen; ich glaube aber, daß, wenn die Einfahrt 
für einen Dampfer in Frage kommen wird, man mit 
geringer Mühe wird einen Eingang schaffen können. 
Der Kagera bildet die Grenze zwischen dem Uganda- 
Reiche einerseits und den Wasiba= und den Karagwe- 
Sultanaten andererseits. 
Gefecht bei Tabora gegen den Däuptling Sirki. 
Nach einer telegraphischen Meldung aus Dar- 
es-Saläm ist der Negerhäuptling Sikki von Tabora 
gefallen, nachdem seine Tembe nach dreitägiger Be- 
lagerung durch Lientenant Prince gestürmt worden 
war. Diesseits fielen 1 farbiger Offizier und 4 As- 
karis; 17 Askaris wurden verwundet. Die Er- 
stürmung der Tembe fand am 13. Januar statt, 
also noch vor Eintreffen der Anfang Jannar von 
der Küste nach Tabora entsandten bedeutenden Ver- 
stärkung. 
Sikki hat, wie bekannt, seit Jahren der deutschen 
Herrschaft Widerstand geleistet; er war es haupt- 
sächlich, welcher mit den arabischen Sklavenhändlern 
in Verbindung stand und von diesen insgeheim 
unterstützt wurde. Erst kürzlich war seitens des 
deutschen Stationschefs Dr. Schwesinger ein Ver- 
trag mit Sikki abgeschlossen worden, welchen dieser 
gebrochen zu haben scheint. Es steht zu erwarten,
	        
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