Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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in Kaoko in Erwägung gezogen und die Ansiedelung 
des Missionars Lang in Otyihaenena (Nosobgebiet) 
beschlossen. — Die Friedensverhandlungen zwischen 
Hendrik Witbooi und den Hereros haben auf Ver- 
anlassung und unter Vermittelung des Kapitäns von 
Rehoboth Hermanus von Wijk Mitte Oktober in 
Rehoboth begonnen. Witbooi, der durch das Ver- 
bot der Einfuhr von Gewehren und Munition und 
die Hinderung des Waffenschuuggels in arge Be- 
drängniß gekommen ist, hofft auf diese Weise Rück- 
halt bei den Hereros, seinen bisherigen bittersten 
Feinden, zu finden. — In dem von Witbooi bean- 
spruchten fast verlassenen Hoakhanas soll ein Theil 
der Gideoner sich ansiedeln wollen. — Am 27. No- 
vember wurde in Otyimbingue die fünfundzwanzig- 
jahrige Gedenkfeier der Einweihung der dortigen, 
einstmals vom Missionar Hahn erbanten Kirche be- 
gangen. Der Vertreter des Reichskommissariats hatte 
aus seinem Garten dazu eine Anzahl Palmenzweige 
beigesteuert, während die Frauen und Töchter der 
weißen Einwohner Mengen von Guirlanden und 
Kränzen gewunden hatten. — Die Station Okom- 
bahe wird nach Emeritirung des eingeborenen Lehrers 
Daniel Cloete jetzt wieder von einem deutschen 
Missionar Schaar verwaliet. 
  
Leber den jüngst gemeldeten Ausstand der Somalis 
in Rismayu 
bringt die „Gazette for Zanzibar and East Alrika“ 
vom 15. Februar nach der nun erfolgten Rückkehr 
Mr. Rennell Rodds mit dem englischen Kriegsschiff 
„Philomel“ nach Sansibar nähere Einzelheiten, die 
um so interessanter für die deutschen Leser sind, weil 
gerade am Jub von den Somalis früher auch zwei 
deuische Forscher, von der Decken und Dr. Jühlke, 
ermordet worden sind. Seit einiger Zeit schon 
war eine Mißstimmung der Somalis bemerkbar, die 
sich in den letzten Wochen so steigerte, daß das 
englische Kriegsschiff „Widgeon“ sich nach Kismayn 
egab. Nach der Ankunft des „Widgeon“ hielten 
die Somali-Häuptlinge eine Versammlung und mach- 
ten in derselben den Versuch, den Repräsentanten der 
Britisch-Ostafrikanischen Gesellschaft Mr. Todd, ge- 
rade wie früher Dr. Jühlke, hinterrücks zu ermor- 
den. Nur mit genauer Noth wurde Todd, der 
eine schwere Kopfwunde erhalten hatte, von den in 
der Versammlung mit amwesenden Grafen Lovatelli 
und Mr. Farrant gerettet. Die Aslaris gaben 
nun Feuer auf die Somalis und tödtelen eine ganze 
Anzahl von ihnen. 
„Widgcon“ wurde ausgeschifft und die Somalis 
wurden, als sie einen weiteren Angriff versuchten, 
in die Flucht geschlagen, so daß sie die Stadt ver- 
ließen und sich in das Innere flüchteten. Die Euro- 
päer aber wurden zu ihrer eigenen Sicherheit an 
Bord des „Widgeon“ genommen. Auf die Nachricht 
von diesen Vorfällen begab sich Mr. Rennell Rodd 
Ein Theil der Besaßung des 
  
selbst in Begleitung des Mr. Pigott an Bord des 
„Philomel“ nach Kismayu an Ort und Stelle und 
sand dort, daß die Somalis nicht wieder zurückgelehrt 
waren. Kismayu soll jetzt befestigt und stark besetzt 
werden. Bis diese Arbeiten ausgeführt sind, wird 
der „Widgeon“ vor der Stadt liegen bleiben. 
  
Die evangelische Missionsgesellschaft für Deutsch- 
Ostafrika 
hat die Gründung einer Station in Usambara be- 
schlossen und als Platz für dieselbe Mtili ins Auge 
gefaßt, wohin Missionar Johanssen im vorigen 
Jahre eine Reise gemacht hatte. Missionar Becker 
wird mit dem im Mai hinausgehenden Missio- 
nar Döring die Arbeit übernehmen. Auch der 
Missionar Holst wird im Mai nach Afrika gesandt 
werden. Mit den beiden Missionaren gedenkt Mis- 
sionsinspektor Winkelmann nach Afrika zu reisen, 
um eine Inspektion der Stationen vorzunehmen und 
die Verhältnisse aus eigener Anschauung kennen zu 
lernen. Für die Reise ist ein halbes Jahr vor- 
gesehen worden. 
  
Ostafrikanischer Raffee. 
Paler Horner, Superior von Mrogoro, theilt 
mit, daß der daselbst gebaute Kaffee von vorzüglicher 
Qualität ist und den Kassee der Insel Bourbon 
durchschnittlich übertrifft. Der Kaffee wird in einer 
von einem Bache gebildeten und bewässerten Schlucht, 
elwa 600 Meter über dem Meeresspiegel, gebaut, 
und es sind bereits vier kleinere Ernten erzielt, die 
natürlich jedes Jahr zunehmen. 
  
Oflafrikanische Zaumwolle. 
Wir haben in voriger Nummer über Versuche 
berichtet, welche mit dem Anbau von Baumwolle in 
der Nähe von Pangani gemacht worden sind. Nach 
einem Gutachten der Bremer Baumwollenbörse war 
die untersuchte Probe lang, aber theilweise schwach 
und unregelmäßig im Stapel; der Werth wird auf 
eltwa 60 bis 65 Pf. geschätzt. 
  
Ausslellung von Sklavenfreibriefen im oflafrikanischen 
Schutzgebiete. 
Im Jahre 1892 sind in Deutsch-Ostafrika ins- 
gesammt 776 Sklavenfreibriese ausgestellt worden. 
Dieselben vertheilen sich auf die einzelnen Bezirks- 
ämter wie solgt: 
Tanga 270, Pangani 22, Bagamoyo 174, Dar- 
es-Saläm 131, Kilwa 1083, Lindi 66, Milkindani 2, 
Saadani 8. 
 
	        
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