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in Kaoko in Erwägung gezogen und die Ansiedelung
des Missionars Lang in Otyihaenena (Nosobgebiet)
beschlossen. — Die Friedensverhandlungen zwischen
Hendrik Witbooi und den Hereros haben auf Ver-
anlassung und unter Vermittelung des Kapitäns von
Rehoboth Hermanus von Wijk Mitte Oktober in
Rehoboth begonnen. Witbooi, der durch das Ver-
bot der Einfuhr von Gewehren und Munition und
die Hinderung des Waffenschuuggels in arge Be-
drängniß gekommen ist, hofft auf diese Weise Rück-
halt bei den Hereros, seinen bisherigen bittersten
Feinden, zu finden. — In dem von Witbooi bean-
spruchten fast verlassenen Hoakhanas soll ein Theil
der Gideoner sich ansiedeln wollen. — Am 27. No-
vember wurde in Otyimbingue die fünfundzwanzig-
jahrige Gedenkfeier der Einweihung der dortigen,
einstmals vom Missionar Hahn erbanten Kirche be-
gangen. Der Vertreter des Reichskommissariats hatte
aus seinem Garten dazu eine Anzahl Palmenzweige
beigesteuert, während die Frauen und Töchter der
weißen Einwohner Mengen von Guirlanden und
Kränzen gewunden hatten. — Die Station Okom-
bahe wird nach Emeritirung des eingeborenen Lehrers
Daniel Cloete jetzt wieder von einem deutschen
Missionar Schaar verwaliet.
Leber den jüngst gemeldeten Ausstand der Somalis
in Rismayu
bringt die „Gazette for Zanzibar and East Alrika“
vom 15. Februar nach der nun erfolgten Rückkehr
Mr. Rennell Rodds mit dem englischen Kriegsschiff
„Philomel“ nach Sansibar nähere Einzelheiten, die
um so interessanter für die deutschen Leser sind, weil
gerade am Jub von den Somalis früher auch zwei
deuische Forscher, von der Decken und Dr. Jühlke,
ermordet worden sind. Seit einiger Zeit schon
war eine Mißstimmung der Somalis bemerkbar, die
sich in den letzten Wochen so steigerte, daß das
englische Kriegsschiff „Widgeon“ sich nach Kismayn
egab. Nach der Ankunft des „Widgeon“ hielten
die Somali-Häuptlinge eine Versammlung und mach-
ten in derselben den Versuch, den Repräsentanten der
Britisch-Ostafrikanischen Gesellschaft Mr. Todd, ge-
rade wie früher Dr. Jühlke, hinterrücks zu ermor-
den. Nur mit genauer Noth wurde Todd, der
eine schwere Kopfwunde erhalten hatte, von den in
der Versammlung mit amwesenden Grafen Lovatelli
und Mr. Farrant gerettet. Die Aslaris gaben
nun Feuer auf die Somalis und tödtelen eine ganze
Anzahl von ihnen.
„Widgcon“ wurde ausgeschifft und die Somalis
wurden, als sie einen weiteren Angriff versuchten,
in die Flucht geschlagen, so daß sie die Stadt ver-
ließen und sich in das Innere flüchteten. Die Euro-
päer aber wurden zu ihrer eigenen Sicherheit an
Bord des „Widgeon“ genommen. Auf die Nachricht
von diesen Vorfällen begab sich Mr. Rennell Rodd
Ein Theil der Besaßung des
selbst in Begleitung des Mr. Pigott an Bord des
„Philomel“ nach Kismayu an Ort und Stelle und
sand dort, daß die Somalis nicht wieder zurückgelehrt
waren. Kismayu soll jetzt befestigt und stark besetzt
werden. Bis diese Arbeiten ausgeführt sind, wird
der „Widgeon“ vor der Stadt liegen bleiben.
Die evangelische Missionsgesellschaft für Deutsch-
Ostafrika
hat die Gründung einer Station in Usambara be-
schlossen und als Platz für dieselbe Mtili ins Auge
gefaßt, wohin Missionar Johanssen im vorigen
Jahre eine Reise gemacht hatte. Missionar Becker
wird mit dem im Mai hinausgehenden Missio-
nar Döring die Arbeit übernehmen. Auch der
Missionar Holst wird im Mai nach Afrika gesandt
werden. Mit den beiden Missionaren gedenkt Mis-
sionsinspektor Winkelmann nach Afrika zu reisen,
um eine Inspektion der Stationen vorzunehmen und
die Verhältnisse aus eigener Anschauung kennen zu
lernen. Für die Reise ist ein halbes Jahr vor-
gesehen worden.
Ostafrikanischer Raffee.
Paler Horner, Superior von Mrogoro, theilt
mit, daß der daselbst gebaute Kaffee von vorzüglicher
Qualität ist und den Kassee der Insel Bourbon
durchschnittlich übertrifft. Der Kaffee wird in einer
von einem Bache gebildeten und bewässerten Schlucht,
elwa 600 Meter über dem Meeresspiegel, gebaut,
und es sind bereits vier kleinere Ernten erzielt, die
natürlich jedes Jahr zunehmen.
Oflafrikanische Zaumwolle.
Wir haben in voriger Nummer über Versuche
berichtet, welche mit dem Anbau von Baumwolle in
der Nähe von Pangani gemacht worden sind. Nach
einem Gutachten der Bremer Baumwollenbörse war
die untersuchte Probe lang, aber theilweise schwach
und unregelmäßig im Stapel; der Werth wird auf
eltwa 60 bis 65 Pf. geschätzt.
Ausslellung von Sklavenfreibriefen im oflafrikanischen
Schutzgebiete.
Im Jahre 1892 sind in Deutsch-Ostafrika ins-
gesammt 776 Sklavenfreibriese ausgestellt worden.
Dieselben vertheilen sich auf die einzelnen Bezirks-
ämter wie solgt:
Tanga 270, Pangani 22, Bagamoyo 174, Dar-
es-Saläm 131, Kilwa 1083, Lindi 66, Milkindani 2,
Saadani 8.