Stunden vom Feinde entsernt, das Lager ausschlugen.
Unterwegs schlossen sich uns in kleinen Trupps eine
Anzahl von dunkeln Kriegern an, dic alle helfen
wollten, den Marugurn abzuthun.
Die schweigsamen Gestalten, die bis an die Zähne
bewassnet und augenscheinlich zum Aeußersten ent-
schlossen waren, gewährten einen spaßhast düsteren
Anblick. In der Nacht meldete noch Magoto, daß
in Maamanda die Kriegstrommel geschlagen werde.
Unsere Hülssvölker, etwa 100 Mann slark, erhielten
als Erkennungszeichen eine weise Binde um den
linken Arm und einen grünen Busch an den Hut.
Wenngleich der Oberführer kein großes Vertrauen
in unsere Parteigänger setzte, so glaubte er doch,
daß er sie vielleicht zur Umgehung des Feindes
werde verwenden können.
In der Frühe des 13. März rückten wir über
Pugue auf Maamanda los. Dieser Ort lag in
einem dichten sch und war nur in der Front
angreisbar. Der Eingang zum Dorfe war durch
eine Pallisadenwand besestigt und wurde durch vor-
geschobene Buschverhaue flankirt.
Als wir die feindliche Boma zu Gesicht bekamen,
benutzten unsere kricgerischen Freunde einen Seiten-
psad, um sich in die Büsche zu schlagen. Bei der
nun solgenden Gesechtsaufstellung bildele mein Zug
den rechten, der des Feldwebels Kühne den linken
Flügel. Das Geschütz befand sich in der Mitte.
Von dort aus leitete auch der Oberführer das
Gesecht. Der Kompagnieführer Podlech führte den
Neservetrupp von etwa 25 bis 30 Mann. Nachdem
wir eine Zeit lang den seindlichen Platz beschossen
und uns der Boma bis auf 100 Meter sprung-
weise genähert hatten, wurden wir plötzlich, bei einem
weiteren allgemeinen Anlauf, vom Feinde, der bis
dahin keinen Schuß gelhan hatte, mit heftigem Feuer
überschüttet. In dem Angenblick, als auf das Kom-
mando „Halt — nieder!“ die Mannschaften sich
niederwarfen, erhielt der Feldwebel Kühne einen
Schuß in den Leib. Er fiel. Seine letzten Worte
galten seiner Mutter und seiner Braut. Wir befanden
uns jetzt so dicht vor den vom Feinde besetzten
Buschflanken, daß sich der Feuerstrom aus den seind-
lichen Gewehren noch bemerkbar machte. Unsere
schnell auseinander folgenden Salven brachten jedoch
das Feuer der Vertheidiger bald zum Schweigen.
Diesen Moment der Stille benutzte der Oberführer,
den Reservctrupp heranzuziehen und zum Sturm auf
die zerschmekterte Pallisadenwand zu entsenden. Die
Stürmenden wurden indeß heftig beschossen. Der
Diener von Podlech fiel an der Seile seines Herrn,
und drei Sudanesen wurden schwer verwundct.
Erst nachdem das Thor durch einen Kanonenschuß
aus nächster Nähe gesprengt worden war, gelang es
Podlech, mit seinen Leuten einzudringen. Noch
ein kurzer Kampf und das Dorf war genommen.
Der Feind floh, eine Herde Ziegen und Schase,
sowie einige alte Weiber zurücklassend. Hinter der
feindlichen Stellung wurden acht Leichen ausgefunden;
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wieviel fortgeschleppt waren und wieviel in den
Büschen lagen, konnte nicht sestgestellt werden.
Späteren Nachrichten zufolge soll Maruguru gegen
30 Mann verloren haben. Dorf und Befestigung
wurden zerstört, die gefangenen Weiber ihren Ver-
wandten übergeben. Maamanda, das ungesähr
70 Hütten zählte, liegt eine Stunde südlich von
Makuru, welcher Ort auf der Kiepertschen Karte
angegeben ist.
Nach dem Gefecht sahen wir auch unsere Allürten
wieder. Sie saßen, ihr Gewehr im Arm, in einer
Reihe hinter unserer Bagage, von wo aus sie dem
Kampfe zugesehen hatten. Troß aller Vorsicht hatte
aber doch einer der Helden eine leichte Verwundung
durch eine verirrte Kugel davongetragen. Sehr viel
Unbehagen bereitete es ihnen, als sie unsere Todten
und Verwundeten bis zum Lagerplatz bei Pugne
tragen mußten. Bei Sonnenuntergang wurden dem
tapferen Feldwebel Kühne die leyten militärischen
Ehren erwiesen. Emige Mimosen beschatten sein
Heldengrab. Unweit von ihm wurde auch der brave
Diener Podlechs beerdigt, der seine Treue mit dem Tode
besiegelt hat. Die Verwundeten wurden am folgenden
Morgen durch den Zahlmeisteraspiranten Koch
nach Saadani überführt, wo einer derselben noch
seiner Verwundung erlegen ist.
Mit der Bestrafung Marugurus waren unsere
Geschäfte in Useguha vorläufig beendet und wir
konnten uns dem Nguru-Gebirge zuwenden, wo
gleichfalls der Schuß des Kaiserlichen Gonvernements
in Anspruch genommen worden wor.
Am Morgen des 14. März marschirten wir auf
der Stokesschen Straße nach Mhonda ab und
lagerten nacheinander in Pamagombe (14. Märzd),
Magubika (15. März), Mgombesi am Lukigula
(16. März), Matungu (17. März) und Kwa Misere
(18. März).
Von der Landschaft Useguha ist wenig zu sagen.
Der Weg führt stets durch die Baumsteppe und ist
ziemlich eintönig. Nur die Umgegend von Magubika
scheint mehr bebaut zu sein. Dort fand sich auch
eine Reihe von Häuptlingen zum Schauri ein, um
ihre uralten Erbschaftsstreitigkeiten vorzubringen.
Besonders eine alle Dame, Mlandugua, Herrscherin
von Konde, die mit einem weiblichen Gefolge dem
Herrn Oberführer ihre Aufwartung machte, war als
„Kali" und kriegerisch verschrieen. Da eine Klärung
der Verhällnisse nicht mehr möglich war, wurde das
Kriegführen im Prinzip verboten und ein jeder
schriftlich in seinem Besic bestätigt, was allgemeine
Befriedigung erregte. —. Beati possidentes. —
Ein fröhliches Erstaunen bei unseren politischen
Freunden rief die Anordnung hervor, daß Jedes
Ehrengeschenk an Schaf= und Ziegenböcken durch ein
ebenmäßiges an weiblichen Thieren aus der erbenteten
Herde sofort feierlichst erwidert wurde. Es dauerte
dann auch nicht lange, so war unsere Maßregel er-
faßt und unser ganzer Bestand an Schafen und
Ziegen gegen Schlachtvieh eingetanscht. Am 18. März