Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Stunden vom Feinde entsernt, das Lager ausschlugen. 
Unterwegs schlossen sich uns in kleinen Trupps eine 
Anzahl von dunkeln Kriegern an, dic alle helfen 
wollten, den Marugurn abzuthun. 
Die schweigsamen Gestalten, die bis an die Zähne 
bewassnet und augenscheinlich zum Aeußersten ent- 
schlossen waren, gewährten einen spaßhast düsteren 
Anblick. In der Nacht meldete noch Magoto, daß 
in Maamanda die Kriegstrommel geschlagen werde. 
Unsere Hülssvölker, etwa 100 Mann slark, erhielten 
als Erkennungszeichen eine weise Binde um den 
linken Arm und einen grünen Busch an den Hut. 
Wenngleich der Oberführer kein großes Vertrauen 
in unsere Parteigänger setzte, so glaubte er doch, 
daß er sie vielleicht zur Umgehung des Feindes 
werde verwenden können. 
In der Frühe des 13. März rückten wir über 
Pugue auf Maamanda los. Dieser Ort lag in 
einem dichten sch und war nur in der Front 
angreisbar. Der Eingang zum Dorfe war durch 
eine Pallisadenwand besestigt und wurde durch vor- 
geschobene Buschverhaue flankirt. 
Als wir die feindliche Boma zu Gesicht bekamen, 
benutzten unsere kricgerischen Freunde einen Seiten- 
psad, um sich in die Büsche zu schlagen. Bei der 
nun solgenden Gesechtsaufstellung bildele mein Zug 
den rechten, der des Feldwebels Kühne den linken 
Flügel. Das Geschütz befand sich in der Mitte. 
Von dort aus leitete auch der Oberführer das 
Gesecht. Der Kompagnieführer Podlech führte den 
Neservetrupp von etwa 25 bis 30 Mann. Nachdem 
wir eine Zeit lang den seindlichen Platz beschossen 
und uns der Boma bis auf 100 Meter sprung- 
weise genähert hatten, wurden wir plötzlich, bei einem 
weiteren allgemeinen Anlauf, vom Feinde, der bis 
dahin keinen Schuß gelhan hatte, mit heftigem Feuer 
überschüttet. In dem Angenblick, als auf das Kom- 
mando „Halt — nieder!“ die Mannschaften sich 
niederwarfen, erhielt der Feldwebel Kühne einen 
Schuß in den Leib. Er fiel. Seine letzten Worte 
galten seiner Mutter und seiner Braut. Wir befanden 
uns jetzt so dicht vor den vom Feinde besetzten 
Buschflanken, daß sich der Feuerstrom aus den seind- 
lichen Gewehren noch bemerkbar machte. Unsere 
schnell auseinander folgenden Salven brachten jedoch 
das Feuer der Vertheidiger bald zum Schweigen. 
Diesen Moment der Stille benutzte der Oberführer, 
den Reservctrupp heranzuziehen und zum Sturm auf 
die zerschmekterte Pallisadenwand zu entsenden. Die 
Stürmenden wurden indeß heftig beschossen. Der 
Diener von Podlech fiel an der Seile seines Herrn, 
und drei Sudanesen wurden schwer verwundct. 
Erst nachdem das Thor durch einen Kanonenschuß 
aus nächster Nähe gesprengt worden war, gelang es 
Podlech, mit seinen Leuten einzudringen. Noch 
ein kurzer Kampf und das Dorf war genommen. 
Der Feind floh, eine Herde Ziegen und Schase, 
sowie einige alte Weiber zurücklassend. Hinter der 
feindlichen Stellung wurden acht Leichen ausgefunden; 
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wieviel fortgeschleppt waren und wieviel in den 
Büschen lagen, konnte nicht sestgestellt werden. 
Späteren Nachrichten zufolge soll Maruguru gegen 
30 Mann verloren haben. Dorf und Befestigung 
wurden zerstört, die gefangenen Weiber ihren Ver- 
wandten übergeben. Maamanda, das ungesähr 
70 Hütten zählte, liegt eine Stunde südlich von 
Makuru, welcher Ort auf der Kiepertschen Karte 
angegeben ist. 
Nach dem Gefecht sahen wir auch unsere Allürten 
wieder. Sie saßen, ihr Gewehr im Arm, in einer 
Reihe hinter unserer Bagage, von wo aus sie dem 
Kampfe zugesehen hatten. Troß aller Vorsicht hatte 
aber doch einer der Helden eine leichte Verwundung 
durch eine verirrte Kugel davongetragen. Sehr viel 
Unbehagen bereitete es ihnen, als sie unsere Todten 
und Verwundeten bis zum Lagerplatz bei Pugne 
tragen mußten. Bei Sonnenuntergang wurden dem 
tapferen Feldwebel Kühne die leyten militärischen 
Ehren erwiesen. Emige Mimosen beschatten sein 
Heldengrab. Unweit von ihm wurde auch der brave 
Diener Podlechs beerdigt, der seine Treue mit dem Tode 
besiegelt hat. Die Verwundeten wurden am folgenden 
Morgen durch den Zahlmeisteraspiranten Koch 
nach Saadani überführt, wo einer derselben noch 
seiner Verwundung erlegen ist. 
Mit der Bestrafung Marugurus waren unsere 
Geschäfte in Useguha vorläufig beendet und wir 
konnten uns dem Nguru-Gebirge zuwenden, wo 
gleichfalls der Schuß des Kaiserlichen Gonvernements 
in Anspruch genommen worden wor. 
Am Morgen des 14. März marschirten wir auf 
der Stokesschen Straße nach Mhonda ab und 
lagerten nacheinander in Pamagombe (14. Märzd), 
Magubika (15. März), Mgombesi am Lukigula 
(16. März), Matungu (17. März) und Kwa Misere 
(18. März). 
Von der Landschaft Useguha ist wenig zu sagen. 
Der Weg führt stets durch die Baumsteppe und ist 
ziemlich eintönig. Nur die Umgegend von Magubika 
scheint mehr bebaut zu sein. Dort fand sich auch 
eine Reihe von Häuptlingen zum Schauri ein, um 
ihre uralten Erbschaftsstreitigkeiten vorzubringen. 
Besonders eine alle Dame, Mlandugua, Herrscherin 
von Konde, die mit einem weiblichen Gefolge dem 
Herrn Oberführer ihre Aufwartung machte, war als 
„Kali" und kriegerisch verschrieen. Da eine Klärung 
der Verhällnisse nicht mehr möglich war, wurde das 
Kriegführen im Prinzip verboten und ein jeder 
schriftlich in seinem Besic bestätigt, was allgemeine 
Befriedigung erregte. —. Beati possidentes. — 
Ein fröhliches Erstaunen bei unseren politischen 
Freunden rief die Anordnung hervor, daß Jedes 
Ehrengeschenk an Schaf= und Ziegenböcken durch ein 
ebenmäßiges an weiblichen Thieren aus der erbenteten 
Herde sofort feierlichst erwidert wurde. Es dauerte 
dann auch nicht lange, so war unsere Maßregel er- 
faßt und unser ganzer Bestand an Schafen und 
Ziegen gegen Schlachtvieh eingetanscht. Am 18. März
	        
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