Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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u. s. w. in Muhalala ein, die Eingeborenen alar- 
mirten sofort, bernhigten sich aber wieder; Erklärung 
für die merkwürdige Aufregung konnte ich mir zur 
Zeit nicht verschaffen. 
Am 18. marschirte ich um 4 Uhr morgens ab 
und stieg gegen 8½ Uhr bei Kilima-Tinde von dem 
dort etwa 150 m hohen Plateaurande in die Ebene 
hinab. In der dicht bevölkerten Steppe liefen die 
Wagogo alsbald unter allgemeinem Alarmruf zahl- 
reich herbei. Ich hoffte noch wie am vorhergehenden 
Tage die Leute beschwichtigen zu können, ordncte 
aber auf alle Fälle die zweigliedrige Marschordnung 
an und setzte mich mit den Suaheli an die Spigtze, 
die Sudauesen an die Queue. Als die etwa 200 m 
lange Kolonne an einem langhingezogenen, schmalen 
Hügel in die pralle Steppe hinaus defilirte, sah ich 
150 m voraus eine Menge Wagogo aufspringen; 
gleichzeitig hörte ich Geschrei und Schießen hinter 
mir. An der Spitze warsen wir die Angreifer durch 
Schnellfeuer rechtzeitig zurück, hinten drängten sich 
aber die Träger um die Sundanesen und sperrten 
das Schußfeld, so daß die Wagogo mit ihnen hand- 
gemein wurden. Bevor ich sie erreichen konnte, 
gingen die Wagogo zurück; von den Trägern lagen 
dagegen 21 todt, 2 verwundet am Boden, 15 Lente 
wurden vermißt. Der Feind rottete sich wieder zu- 
sammen. Da ich wegen Patronenmangels in Tabora 
nur 45 Patronen pro Mann mitgenommen und 
jetzt noch etwa 30 hatte, beschloß ich mich so- 
fort zur kuapp 7 Stunden entfernten Station durch- 
zuschlagen. Von jetzt ab marschirte ich mit allen 
Soldaten geschlossen neben der Karawane, je nach 
Bedarf rechts oder links durchspringend und hielt 
die Verfolger durch Einzelschüsse ab. Bei Mtiwe 
kam es zu einem allgemeinen Angriff, der sich aber 
schon auf 200 m zerstreute. Zwei Stunden von 
Unyangwira hatten sich die Wagogo gesammelt und 
kamen, aus einem lockeren 500 m entfernten Gebüsch 
heraustretend, in Linie zu zwei Gliedern mil 
250 m Frontbreite geschlossen heran. Ich ließ die 
Karawane weiterziehen und stellte die Soldaten im 
dreiviertel Kreise bei aufgepflanztem Seitengewehr 
auf. Auf 300 m löste sich die geschlossene Linie in 
eine Menge kleiner Trupps auf, die in ungleichen 
Entfernungen uns fast umzingelnd sehr schnell herbei- 
rannten. Bei drei Salven, die ich kommandiren 
konnte, warfen sich die Angreifer auf den Boden, um 
dann sofort, scheinbar ohne Verluste, wieder aufzu- 
springen. 
Einige Trupps waren 50 bis 60 Schritt heran 
und ich kommandirte als letztes Mittel Schnellfeuer; 
die Wagogo stockten fast augenblicklich und liefen dann 
fort, sich sehr schnell im vorerwähnten Busch ver- 
lierend. Ich schätze ihre Verluste auf 20 Todte, 
doch konnte ich dieselben zur Zeit nicht feststellen; 
der nächste lag kaum 30 m von unserem Kreise ab. 
Wir wurden noch bis dicht an der Station von 
den Wagogo weitab begleitet. Von der Station her 
war Salvenfeuer vernehmbar. Als ich gegen 4 Uhr 
  
dort anlangte, erfuhr ich, daß dieses von einer Ab- 
theilung unter Sergeant Wilhelm herrührte, welche 
die tags zuvor von Lieutenant v. Bothmer ein- 
genommene Tembe Masentas zerstörte und dabei 
mit dessen Leuten scharmützelte. Die Soldaten hatten 
sich während des anstrengenden Marsches alle vor- 
züglich verhalten. 
gez. Prince, Kompagnieführer. 
Anlage 2. Bagamoyo, den 19. April 1893. 
Bericht 
über die Einnahme des Kwikurun kwa Muini Mtwana 
bei Mdaburu in Ugogo am 10. März. d. I 
(Vergl. die beigegebene Skizze.) 
Um 8¼ Uhr vormittags des 9. März betrat 
die Expedition bei Sitta das feindliche Gebiet. Ich 
übernahm deshalb das Kommando und beschloß das 
Kwikurn — noch etwa 8 Stunden entfernt — am 
nächsten Morgen anzugreifen, ließ die Truppe nach 
Ansertigung der nöthigen Sturmleitern abkochen und 
trat um 2 Uhr nachmittags den Kriegsmarsch an. 
Marschordnung: 
Spitze und Seitendeckung 12 Soldaten 
Lieutenant Prinee Halbzug 20 - 
1 
Lazarethgehülfe Gruscza 2 - - 
3,7 em Schuellladekanone 4 - 
Stationschef Sigl 3. 20 - 
Unteroffizier Fabian 4 20 - 
Mumition und Leitern. — 
Serhennt Wilhelm 5 " 15 
Sollll 6. - 15 
Expeditionslasten .. . .. — — 
Kapitän Spring 24 Mann der Anti- 
sklavereilottereee 24 
Summe 150 Soldaten 
Ferner elwa 400 Wagogo und Wanyamwesi. 
Nach vierstündigem Marsche über hügeliges 
Terrain machte ich an einer entlegenen Stelle bis 
11 Uhr nachts Halt, marschirte dann durch Dorn- 
busch bis zur Tembe des befreundeten Magongorle, 
welche gegen 2 Uhr erreicht wurde. Hier erfuhr 
ich, daß Mtwana sich durch eine Abtheilung Wahehe 
aus Nondoa verstärkt habe und unseren Angriff für 
den Morgen erwarte; das Kwikuru sei viel größer 
und auch höher als die selbst schon sehr große Tembe 
des Magongorle, habe jedoch keine besondere Boma. 
Der geplante Angriff in üblicher Weise bei Sonnen- 
aufgang schien mir nunmehr — namentlich da ein 
Nückenangriff am Kwikurn durch die Wahehe wahr- 
scheinlich beabsichtigt war — unseren Erfolg nicht 
hinreichend zu garantiren. Die Hülssvölker ver- 
schwanden auch bis auf etwa 30 Leute. Ich beschloß 
daher den Feind durch nächtlichen Sturm unter Ver- 
wendung von Magnesiumfackeln zu überraschen, ließ 
die Lasten hier zurück und trat sofort in aller Stille 
den Weitermarsch an.
	        
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