machen die Fahrt schwierig und man darf nicht ohne
Eingeborene fahren, die das Fahrwasser genau kennen.
Im späteren Verlaufe meiner Reise, als ich in Ge-
genden kam, wo die Eingeborenen noch nie ein
Dampsboot gesehen hatten, war es allerdings
manchmal mit großen Schwierigkeiten verbunden,
einen Führer zu erhalten; das Geräusch der Maschine
und das den Leuten unerklärliche Sichvorwärtsbewegen
der Boote flösten ihnen solche Furcht ein, daß ich
manchmal gezwungen war, drei bis vier Führer ins
Boot zu nehmen, welche sich gegenseitig die Furcht
austreiben sollten.
Um 6 Uhr p. m. desselben Tages wurde bei
den Reisfeldern von Urangeke geankert, nachdem die
„München“ kurz vorher auf einer hervorspringenden,
unsichtbaren Sandbank aufgestoßen war, ohne jedoch
fest zu kommen. Am Donnerstag den 12. Mai wurde
weitergedampft. Am Fluß liegen große Reisfelder
und Bananenpflanzungen und zahlreiche kleine Dörser
unter schattigen Mangobäumen. Ungefähr beim
Dorfe Jobine Jongo hört die Einwirkung von Ebbe
und Fluth auf und werden von hier ab auch die
User etwas höher. Die Kokospalme verschwindet
allmählich, wohingegen die Fächerpalme häufiger
wird. Der Fluß, dessen Strömung etwa 4 Meter
beträgt, macht viele Windungen und bildet zuweilen
starke Strudel.
Um 12 Uhr 10 Minnten wurde nach verschie-
denen vergeblichen Versuchen, eine Barre mit nur
1,8 Meter Wasser zu passiren, beim Dorfe Kilindi
geankert. Etwa sechs Wochen später sah ich bei
meiner Rückkehr diese Barre vollkommen trocken und
mußte einen anderen Flußarm benutzen, der von den
Lootsen auf der „München“ als unpassirbar bezeichnet
worden war, aber troßdem noch überall eine Tiefe
von 2½ Meter hatte, entweder ein Zeichen der Un-
zuverlässigkeit der Lootsen, die ich später oft geung
festzustellen die Gelegenheit hatte, oder aber ein Zeichen
der Veränderlichkeit des Flußlaufes.
Um 2 Uhr 25 Minuten trennten sich die Boote
von der „München“, nachdem die Pinasse so viel
Kohlen genommen hatte wie möglich, und dampften
stromaufwärts, während die „München“ zurückkehrte.
Als drittes Boot nahm ich mir von der „München“
ein leichtes Dingi mit, welches zum Verkehr mit dem
Lande und als Rettungsboot dienen sollte und uns
gute Dienste geleistet hat; beim Stromabwärtsfahren
ließ ich die Boote dagegen längsseits sestmachen, um
beim eventuellen Festkommen ein Gerammtwerden der
Pinasse zu vermeiden, eine Gefahr, die beim Dampfen
gegen den Strom, wo also nur eine geringe Fahrt
über den Grund gemacht wird, nicht zu befürchten ist.
Durch ein Gewirr von Inseln, Lagunen und
unsichtbaren Untiefen hindurch dampften wir bis zu
einer seeartigen Erweiterung, durch welche eine
schmale Fahrrinne von 4 bis 6 Meier Wassertiefe
und etwa 4 Sm. Stromgeschwindigkeit führt. Drei
flache Stellen bieten Ruheplatz für zahlreiche Kibokos
und Schaaren von Wasservögeln; Taucher, Enten,
292
Gänse, Reiher, Pelikane u. s. w. bevölkern die Insel.
Krokodile, welche in geradezu verblüfsender Anzahl
vorhanden sind, liegen an den Ufern oder auf den
Sandbänken, um auf Bente zu lauern, und lassen
sich durch die kleinen Hütten mit Lebensmitteln, welche
die Eingeborenen in abergläubischer Furcht opfern,
nicht im mindesten in ihrer Beschäftigung stören.
Nach dem Passiren dieser seeartigen Erweiterung
wird der Fluß wieder schmaler und wir ankerten
um 5 ½ Uhr bei dem Dorfe Kitonga.
Während der Nacht trieb die Pinasse infolge
des starken Stromes; nachdem der Anker wieder ge-
faßt hatte, mußte die ganze Nacht hindurch gesteuert
werden, um das wilde Gieren des Bootes zu ver-
ringern. Um solchen Fällen auszuweichen, habe ich
in der Folge stets vorgezogen, unmittelbar unter
Land fest zu machen, wo der Strom erheblich
schwächer ist, wo aber zahllose Insekten den Aufeut-
halt im Boot nicht gerade zu einem angenehmen ge-
stalten. Am 13. wurde die Fahrt, nachdem das
Ankerlichten zwei Stunden in Anspruch genommen
hatte, fortgesebt; die Landschaft verändert sich nicht.
Am 14. wurden die Ufer etwas höher und sind dicht
bevölkert. Ueberall viele Bananen, Reiskulturen, manch-
mal auch Zuckerrohr. Bis hierher ist noch kein Dampf-
boot gekommen, daher sind die Leute schen und sehr
schwer zu bewegen, sich zu zeigen und stehen zu bleiben,
wenn man sie anrust. Es wird mit Holzheizung
begonnen, gutes trockenes Brennholz ist überall zu
haben. Wir haben stets trockenes Ebenholz jedem
anderen vorgezogen; es entwickelt große Hitze bei
verhältnißmäßig geringem Verbrauch, hat aber aller-
dings den Nachtheil, daß es die Aexte und Sägen
durch seine Härte bald zu schanden macht. Ebenholz
ist vom Dorfe Nyanda ab, woselbst wir am 14.
abends ankamen, bis nach den Panganifällen hinauf
sehr häufig; mit Ausnahme einer Strecke, wo über-
haupt kein Holz zum Heizen ist. *½
Am 15. und 16. wurden die Kesselrohre gereinigt
und gedichtet und Holz geschlagen. Am 17. kamen
wir an die Stelle, wo am linken Ufer ein alter, jeht
fast ganz ausgetrockneter Flußarm, welcher sich vom
Hauptflusse beim Dorfe Kooni abzweigt, in den
Rufiyi einmündet; später mündet, vom Kechegebirge
kommend, der Rubongwefluß ein, der einzige Neben-
sluß bis zu den Panganifällen, welcher selbst in der
trockensten Zeit nach Aussage der Eingeborenen noch
Wasser führt. Die übrigen Nebeuflüsse bringen nur
in der Regenzeit Wasser in den Rufiyi. Leider war
ich auf meiner Rückfahrt durch Krankheit des
Maschinenpersonals verhindert, den Rubongwefluß zu
untersuchen und damit in das Kechegebirge zu ge-
langen, von welchem sich die Eingeborenen die aben-
teuerlichsten Geschichten erzählen.
Wir gelangen jetzt in eine Gegend, welche stark
mit großen Dumpalmen bestanden und während der
Regenzeit vollständig überfluthet ist. Auch jeßt
standen noch weite Strecken unter Wasser, die von
den in Pfahlbauten lebenden Eingeborenen unter