Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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Dahomes hatten die Akkraleute entwaffnet. Ein 
Dahome halte sich zum Headman gemacht, die 
meisten Stationsbestände verkauft und verschleudert, 
die Koffer von v. Volckamer erbrochen und den 
Inhalt ebenfalls meistentheils verbraucht. 
Die Katastrophe lege ich mir nach den ver- 
schiedenen Erzählungen sowie den Aufszeichnungen 
v. Volckamers folgendermaßen zurecht: 
Ramsay hatte bei Gründung der Station 
Lieutenant v. Volckamer 48 Leute zurückgelassen. 
Ramsay schreibt, daß selbst während seines 
kurzen Aufenthalts in Balinga er von dem Häuptling 
verschiedene Male angegangen wurde, deuselben bei 
seinen Kriegszügen zu unterstützen. Diesem Ver- 
langen konnte sich Lieutenant v. Volckamer trotz 
langen Weigerns endlich nicht mehr entziehen. Nach 
seinen Aufzeichnungen scheint sein Verhältniß zum 
Häuptling nie ein sehr herzliches gewesen zu sein, 
besonders wurde er von diesem oftmals mit Lebens- 
mitteln im Stiche gelassen. Meiner Ersahrung nach 
sind die Balinga ein ränberisches Gesindel. Wäh- 
rend ich auf dem Marsche mit den Jaunde nicht den 
geringsten Anstand hatte, hatte ich mit den Balinga 
stets Unannehmlichkeiten. 
Dem sieten Drängen Balingas nachgebend, zog 
Lientenant v. Volckamer am 27. September mit 
Scadock und 26 Leuten der Station gegen die 
Barrongo. Das Gesfecht scheint anfangs glücklich ver- 
laufen zu sein; die Barrongo räumten ihr Dorf, 
welches nun von den Balinga geplündert wurde. 
Da indessen die Patronen zu Ende waren, kamen 
die Barrongo zurück. Lieutenant v. Volckamer 
ordnete den Rückzug an. Bei demselben wurde er, 
Scadock und Balinga niedergemacht, ebenso 
16 Leute der Station und viele Balingalente.“ 
v. Stetten ließ sodann die Barrongo und 
deren Bundesgenossen bestrafen und ihre große 
stattliche Stadt zerstören. 
Die Station selbst war militärisch vorzüglich 
angelegt und von Herrn Premierlientenant v. Volcka- 
mer tadellos ansgebaunt. Trohdem hat v. Stetten 
von ihrer Wiederbesetzung abgesehen, weil die Balinga 
mit allen umliegenden Völkerschaften in Krieg leben 
und deshalb die Stationsbesaßung unverhältmimäßig 
stark sein müßte. Unteroffizier Bärmann ist mit der 
abgelösten Besatzung von Balinga über Jannde zur Küsle 
zurückgekehrt. Wodurch v. Volckamer schließlich sich zu 
dem verhängnißvollen Zuge nach dem drei Stunden nord- 
östlich von Balinga gelegenen Barrongo bestimmen ließ, 
läßt sich nicht mehr fesistellen. Frühere Versuche des 
Häuptlings Balinga, ihn hierzu zu bewegen, hatte er 
stets abgewiesen. 
Es kann wohl angenommen werden, daß, wenn 
v. Volckamer sich auf die Station Balinga be- 
schränkt hätte, er heute noch am Leben wäre, denn 
sie war für den Fall eines Angriffs mit Maxim- 
und Schnellseuergeschütz sowie dazu gehöriger Mu- 
nition ausgerüstet und wohl befestigt. 
Die Geschütze sind zur Zeit in Jaunde. 
  
Bericht des Lieutenants Storch über ein Gefecht bei 
Kwambe. 
Mpwapwa, den 9. Mai 1893. 
Die Bewohner von Kwamba, drei Stunden süd- 
lich Kitangi (Kiepertsche Karte K 15), ein trotziges 
Bergvolk vom Stamme der Wakagurn, welche mit 
Europäern noch in keine Berührung gekommen waren, 
waren beschuldigt worden, Leute erschlagen zu haben. 
Da die Verwandten der Ermordeten den Schutz der 
Station anriesen, so wurden Boten nach Kwamba 
gesandt, um die Aufforderung zu überbringen, sich 
wegen dieser Morde zu rechtfertigen. Die Kwamba= 
leute aber erklärten daraufhin, daß sie die deutsche 
Herrschaft nicht anerkennten. 
Lebteres erfuhr ich auf einer Expedition nach 
Mamboia, wobei mir nur 20 Soldaten und etwa 
15 bewaffnete Wagogo zur Verfügung standen. 
Gleichwohl beschloß ich, die Kwambalente sosfort 
anzugreifen. 
Am 3. Mai nachts gegen 3 Uhr brach die 
Expedilion von Kitangi aus nach Kwamba auf und 
erreichte diese Gegend bei Tagesanbruch. Kwamba 
ist eine weitausgedehnte Berglandschaft; die Temben 
und Hütten der Bewohner liegen weit verstrent auf 
den steilen Rücken der beträchtlich hohen Berge. 
Eine Haupttembe wurde nun sofort überfallen 
und mit Sturm genommen, sämmtliche Inwohner 
gefangen und das Vieh erbentet. Soldaten, welche 
zu einer zweiten Tembe abgeschickt waren, konnien 
den miltlerweile alarmirten Bewohnern das bereits 
weggetriebene Vich noch abnehmen. 
Auf den umliegenden Höhen hatten sich Ein- 
geborene gezeigt, welche auf abgegebenes Feuer hin 
rasch zurückwichen. 
Nachdem die Expedition zwei Stunden in 
Kwamba verweilt hatte, wurde elwa um 8 Uhr 
vormittags der Rücktrausport der Gefangenen und 
des Viehes angetreten. Der Weg führte ins Thal: 
zur Rechten hatte man zwei Meter hohes Mtama, 
zur Linken befanden sich steile Bergzüge, mit dichtem 
Vusch bestanden. 
Bald erschienen vereinzelte Gegner, welche Schüsse 
auf die Kolonne abgaben und rasch wieder verschwanden. 
Allmählich aber wurde das Feuer heftiger und aus 
den Mtamafeldern sowie von den Bergzügen herab 
wurde nun die Abtheilung sehr slark beschossen. 
Diesseits wurde das Feuer durch Salven und Schüßen- 
feuer aufs Krästigste erwidert. Die Askaris schwärm- 
lten in den Feldern und Büschen aus und trieben 
die Gegner überall zurück. Begünstigt jedoch durch 
das unübersichtliche Terrain, konnte der mit der 
Oertlichkeit vertraute Feind immer wieder nahe an 
uns herankommen, ohne gesehen zu werden, und that- 
sächlich wurde lange auf ganz nahen Entfernungen 
gegen einen unsichtbaren Gegner gekämpft. 
Nachdem der Feind durch zahlreiche kleine Vorstöße 
und durch Feuer jedesmal wieder zurückgedrängt war, 
ging ich mit den Soldaten, mit Ausnahme der zur
	        
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