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Dahomes hatten die Akkraleute entwaffnet. Ein
Dahome halte sich zum Headman gemacht, die
meisten Stationsbestände verkauft und verschleudert,
die Koffer von v. Volckamer erbrochen und den
Inhalt ebenfalls meistentheils verbraucht.
Die Katastrophe lege ich mir nach den ver-
schiedenen Erzählungen sowie den Aufszeichnungen
v. Volckamers folgendermaßen zurecht:
Ramsay hatte bei Gründung der Station
Lieutenant v. Volckamer 48 Leute zurückgelassen.
Ramsay schreibt, daß selbst während seines
kurzen Aufenthalts in Balinga er von dem Häuptling
verschiedene Male angegangen wurde, deuselben bei
seinen Kriegszügen zu unterstützen. Diesem Ver-
langen konnte sich Lieutenant v. Volckamer trotz
langen Weigerns endlich nicht mehr entziehen. Nach
seinen Aufzeichnungen scheint sein Verhältniß zum
Häuptling nie ein sehr herzliches gewesen zu sein,
besonders wurde er von diesem oftmals mit Lebens-
mitteln im Stiche gelassen. Meiner Ersahrung nach
sind die Balinga ein ränberisches Gesindel. Wäh-
rend ich auf dem Marsche mit den Jaunde nicht den
geringsten Anstand hatte, hatte ich mit den Balinga
stets Unannehmlichkeiten.
Dem sieten Drängen Balingas nachgebend, zog
Lientenant v. Volckamer am 27. September mit
Scadock und 26 Leuten der Station gegen die
Barrongo. Das Gesfecht scheint anfangs glücklich ver-
laufen zu sein; die Barrongo räumten ihr Dorf,
welches nun von den Balinga geplündert wurde.
Da indessen die Patronen zu Ende waren, kamen
die Barrongo zurück. Lieutenant v. Volckamer
ordnete den Rückzug an. Bei demselben wurde er,
Scadock und Balinga niedergemacht, ebenso
16 Leute der Station und viele Balingalente.“
v. Stetten ließ sodann die Barrongo und
deren Bundesgenossen bestrafen und ihre große
stattliche Stadt zerstören.
Die Station selbst war militärisch vorzüglich
angelegt und von Herrn Premierlientenant v. Volcka-
mer tadellos ansgebaunt. Trohdem hat v. Stetten
von ihrer Wiederbesetzung abgesehen, weil die Balinga
mit allen umliegenden Völkerschaften in Krieg leben
und deshalb die Stationsbesaßung unverhältmimäßig
stark sein müßte. Unteroffizier Bärmann ist mit der
abgelösten Besatzung von Balinga über Jannde zur Küsle
zurückgekehrt. Wodurch v. Volckamer schließlich sich zu
dem verhängnißvollen Zuge nach dem drei Stunden nord-
östlich von Balinga gelegenen Barrongo bestimmen ließ,
läßt sich nicht mehr fesistellen. Frühere Versuche des
Häuptlings Balinga, ihn hierzu zu bewegen, hatte er
stets abgewiesen.
Es kann wohl angenommen werden, daß, wenn
v. Volckamer sich auf die Station Balinga be-
schränkt hätte, er heute noch am Leben wäre, denn
sie war für den Fall eines Angriffs mit Maxim-
und Schnellseuergeschütz sowie dazu gehöriger Mu-
nition ausgerüstet und wohl befestigt.
Die Geschütze sind zur Zeit in Jaunde.
Bericht des Lieutenants Storch über ein Gefecht bei
Kwambe.
Mpwapwa, den 9. Mai 1893.
Die Bewohner von Kwamba, drei Stunden süd-
lich Kitangi (Kiepertsche Karte K 15), ein trotziges
Bergvolk vom Stamme der Wakagurn, welche mit
Europäern noch in keine Berührung gekommen waren,
waren beschuldigt worden, Leute erschlagen zu haben.
Da die Verwandten der Ermordeten den Schutz der
Station anriesen, so wurden Boten nach Kwamba
gesandt, um die Aufforderung zu überbringen, sich
wegen dieser Morde zu rechtfertigen. Die Kwamba=
leute aber erklärten daraufhin, daß sie die deutsche
Herrschaft nicht anerkennten.
Lebteres erfuhr ich auf einer Expedition nach
Mamboia, wobei mir nur 20 Soldaten und etwa
15 bewaffnete Wagogo zur Verfügung standen.
Gleichwohl beschloß ich, die Kwambalente sosfort
anzugreifen.
Am 3. Mai nachts gegen 3 Uhr brach die
Expedilion von Kitangi aus nach Kwamba auf und
erreichte diese Gegend bei Tagesanbruch. Kwamba
ist eine weitausgedehnte Berglandschaft; die Temben
und Hütten der Bewohner liegen weit verstrent auf
den steilen Rücken der beträchtlich hohen Berge.
Eine Haupttembe wurde nun sofort überfallen
und mit Sturm genommen, sämmtliche Inwohner
gefangen und das Vieh erbentet. Soldaten, welche
zu einer zweiten Tembe abgeschickt waren, konnien
den miltlerweile alarmirten Bewohnern das bereits
weggetriebene Vich noch abnehmen.
Auf den umliegenden Höhen hatten sich Ein-
geborene gezeigt, welche auf abgegebenes Feuer hin
rasch zurückwichen.
Nachdem die Expedition zwei Stunden in
Kwamba verweilt hatte, wurde elwa um 8 Uhr
vormittags der Rücktrausport der Gefangenen und
des Viehes angetreten. Der Weg führte ins Thal:
zur Rechten hatte man zwei Meter hohes Mtama,
zur Linken befanden sich steile Bergzüge, mit dichtem
Vusch bestanden.
Bald erschienen vereinzelte Gegner, welche Schüsse
auf die Kolonne abgaben und rasch wieder verschwanden.
Allmählich aber wurde das Feuer heftiger und aus
den Mtamafeldern sowie von den Bergzügen herab
wurde nun die Abtheilung sehr slark beschossen.
Diesseits wurde das Feuer durch Salven und Schüßen-
feuer aufs Krästigste erwidert. Die Askaris schwärm-
lten in den Feldern und Büschen aus und trieben
die Gegner überall zurück. Begünstigt jedoch durch
das unübersichtliche Terrain, konnte der mit der
Oertlichkeit vertraute Feind immer wieder nahe an
uns herankommen, ohne gesehen zu werden, und that-
sächlich wurde lange auf ganz nahen Entfernungen
gegen einen unsichtbaren Gegner gekämpft.
Nachdem der Feind durch zahlreiche kleine Vorstöße
und durch Feuer jedesmal wieder zurückgedrängt war,
ging ich mit den Soldaten, mit Ausnahme der zur