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geschildert. Was damals galt, gilt im Wesentlichen
auch noch heute, und wir dürfen uns keiner Täu-
schung darüber hingeben, daß wir auf diesem Gebiete
nur schrittweise zu Erfolgen zu kommen vermögen.
Jusbesondere ist hervorzuheben, daß die allgemeinen
geschäftlichen Zustände in Ostafrika, als einem Gel-
tungsbereiche des Silbers, auch im Jahre 1892
durch den fortgeseyten Nückgang des weißen Metalls
beträchtlich zu leiden hatten. Entsprechend sind wir
leider abermals von einem ansehnlichen Verluste auf
Kursdifferenz-Konto betroffen worden. Die Waaren-
einfuhr nach Deutsch-Ostafrika und die Produkten=
ausfuhr daraus haben sich im Jahre 1892, soweit
man nach den Zolleingängen urtheilen kann, auf
gleicher Höhe gehalten wie in 1891. In Bezug auf
das Geschäftsergebniß in 1892 ist übrigens zu be-
merken, daß im Gegensaße zum Vorjahre, worin
unsere sämmtlichen Küstenstalionen einen Verlust ge-
zeigt haben, diesmal immerhin die Niederlassungen
Bagamoyo und Kilwa einen Nutzen aufweisen. An-
gesichts der allgemein ungünstigen Preislage, bei
welcher die Hauptartikel nur einen äußerst schmal
bemessenen Vortheil lassen, müssen wir, im Hinblick
namentlich auf unsere hohen Generalunkosten in Ost-
afrika, die größten Anstrengungen machen, unsere
Umsähe im Waaren= und im Produktengeschäft zu
steigern. Im Jahre 1892 hat eine beträchtliche
Steigerung schon stattgefunden, insbesondere nachdem
wir im Juni in Nossibe (auf der Insel Madagas-
kar) eine Niederlassung begründet hatten. In dem
direkten Geschäftsverkehr der Küstenpläße der deutschen
Kolonie mit Bombay hat der im Mai 1892 von
uns ins Leben gerufene Dienst des Dampfers
„Safari“ vorerst nur eine mäßige Belebung ge-
bracht; das Weitere muß der Zukunft vorbehalten
bleiben. Unsere Münzausprägungen haben im Jahre
1892 den regelmäßigen Fortgang genommen. Die
Aussendung betrug 360 000 Rupienstücke und
17 640000 Pesastücke. Im Januar d. J. ist eine
Gouvernementsverordnung ergangen, wodurch die
Einführung von Pesas fremder Prägung verboten
und mit Konfiskation und sonstigen Strafen bedroht
ist. Die aus unserer und der Eisenbahngesellschaft
für Deutsch-Ostafrika (Usambara-Linie) Veranlassung
hervorgegangene Expedition des Herrn Dr. Baumann
ist im laufenden Jahre glücklich zu Ende geführt
worden. Dieselbe hat ergeben, daß die Fortsetzung
der Usambara-Linie über Korogwe hinaus einerseits
zum Victoriasee, andererseitks nach Tabora keinen
übermäßigen Hindernissen begegnet. Zu geologischen
Zwecken, insbesondere zur Untersuchung der zahl-
reichen Graphitvorkommnisse in den Landschaften
Ukami und Usagara, haben wir im Jahre 1892
Herrn Dr. v. d. Vorne nach Ostafrika entsandt. Zu
greisbaren Ergebnissen hat diese Aussendung nicht
geführt. Die Anzahl unserer Angestellten in Ost-
afrika im Jahre 1892 hat 42 betragen gegen 37
in 1891. Unser bisheriger Generalvertreter in Ost-
afrika, Herr Ebenau, ist im Dezember 1892 aus
seiner Stellung ausgeschieden, um sich in anderer
Weise der Mitarbelt bei uns zu widmen; als seinen
Nachfolger haben wir Herrn Hans Warnholtz aus
Hamburg gewonnen, der schon von Juni 1892 an
gemeinschaftlich mit Herrn Ebenau thälig gewesen
war. Als ein Ereigniß von besonders glücklicher
Bedeutung für die gesammte deutsch-ostafrikanische
Kolonie glauben wir den im Juni und Juli 1892
stattgehabten Besuch derselben durch den Dirigenten
der Kolonialabtheilung des Auswärtigen Amtes,
Herrn Wirklichen Geheimen Legationsrathes
Dr. Kayser aufführen zu müssen. Aus Veran-
lassung der Reise des Herrn Dr. Kayser hat sich
hleichzeitig unser Direktor Lucas nach Ostafrika be-
geben. Auch der unserem Verwaltungsrathe ange-
hörende Herr Amtsgerichtsrath Dilthey hat sich im
Laufe des Jahres 1892 mehrere Monate lang in
Deutsch-Ostafrika aufgehalten.
Was die finanzielle Lage der Gesellschaft betrifft,
so ergiebt der Abschluß des Jahres 1892 Folgendes:
Vorlrag aus 1891 117 154 M., Effektengewinn
68 382 M. und Gewinne aus Provisionen, Zinsen
und Münzausprägungen 378757 M. Dagegen er-
sorderten verschiedene Abschreibungen 1133 M., Ab-
schreibung auf den Dampfer „Safari“ 33 048 M.,
Kursverluste 122 272 M., Unkosten in Berlin
631 82 M. und Verlust lant Sonderbilanz Sansibar
139,098 M., so daß 205 560 M. Gewinn zu fol-
gender Verwendung bleiben: Rücklage 8841 M.,
Rücklage für etwaige Ausfällc 40 000 M., 5 PpCt.
Dividende auf 1 873 000 M. Vorzugsantheilc mit
25 pCt. Einzahlung 23512 M. und Vortrag auf
1893 133 307 M.
Die Usambara-Baffeebau-Gesellschaft
hat sich am 7. Juni auf Grund des Reichsgesetzes
von 1888 als deutsche Kolonialgesellschaft mit einem
vorläusigen Kapital von 250 000 Mark konstikuirt
und in der ersten Hauptversammlung ihren Aufsichts-
rath gewählt. Zum Vorsitenden des Aussichtsraths
wurde Korvettenkapitän a. D. Rüdiger, zum
Direktor Herr G. Meinecke gewählt.
Pandelsverkehr des Rongostaates.
(Vergl. D. Kol. Bl. 1892, S. 318 f.)
Die Ausfuhr aus dem Gebiete des Kongostaates
belief sich nach dem „Bulletin Ollicicl“ (April-
heft) im Jahre 1892 auf 7 529 980 Fres. gegen
10 535 619 im Vorjahre. Hiervon stammten aus
dem Kongostaat selbst für 5 487 633 Frcs. Von
der Ausfuhr des Jahres 1892 war bestimmt nach
Belgien sür 2 949 150 Frcs.,
den Niederlanden. . . 2501 536 =
den benachbarten französischen
Besitzunggen 917 400