Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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Englische Dampferlinie von Lissabon nach Lorenzo 
Marques und Mozambique. 
Die portugiesische Regierung hat mit der „Union 
Steam Ship Company“ zunächst für eine Zeitdauer 
von 5 Jahren einen Vertrag abgeschlossen, wonach 
die Gesellschaft verpflichtet wird, alle 4 Wochen einen 
Dampfer von Lissabon nach den portugiesisch-ost- 
afrikanischen Häsen von Lorenzo Marques, Inhambane, 
Beira, Chinde, Quelimane und Mozambique abzu- 
lassen, außerdem auch einen Dampfer alle 14 Tage 
nach Lorenzo Marques zu expediren, welcher bei 
späterer Hebung des Verkehrs gleichfalls unter Be- 
rührung der Zwischenhäfen bis nach Mozambiquc zu 
gehen haben wird. Es werden demgemäß jährlich 
13 Reisen nach Mozambique und 26 Reisen nach 
Lorenzo Marques mit der Bestimmung siattfinden, 
daß jede Hin= oder Rückfahrt nach bezw. von letzt- 
genauntem Hasen 31 Tage, jede Fahrt zwischen 
Lissabon und Mozambique 37 Tage nicht über- 
schreiten darf. 
Compagnie du NynsSn. 
Einer Notiz des Monvement Géographique zu- 
solge ist einer in Lissabon gegründeten Gesellschaft 
„Compagnie du Nyassa“ eine Eisenbahn-Konzession 
im Nyassa-Seengebiet auf 97 Jahre und eine Kon- 
zession zur Ausbentung der dem See benachbarten 
Gebietstheile auf 35 Jahre ertheilt worden. Das 
Grundkapilal der Geselschat beträgt 25 Millionen 
Franken. 
A.-A...A.. J.. . A. .S.. . . S. &. A. S. A. A. E. . A. . u. . A . A. . E. 
Titterarischer Besprechungen. 
Im Verlage von E. S. Mittler & Sohn ist 
soeben eine „Kurze Anleitung zum Ver- 
ständniß der Samoanischen Sprache. Gram- 
matik und Vokabularium.“ von Dr. med. B. Funk 
in Apia, erschienen. (Preis 4 Mark 50 Pf., 
gebunden 5 Mark.) 
Knappe Fassung der grammatikalischen Regeln 
und übersichtliche Eintheilung des Vokabnlariums 
sind die Hauptvorzüge dieses kleinen, recht verdienst- 
lichen Werkchens. Der Umstand, daß das Vokabular 
außer der deutschen auch einc englische Uebersebung 
des samoanischen Textes giebt, wird zu seiner 
größeren Verbreitung beitragen. Ein Anhang, welcher 
interessante meteorologische Notizen über die Samoa-= 
Inseln enthält, und eine beigegebene Karte des 
Hafens von Apia dürften dem Buch auch in den 
Kreisen unserer Kriegs= und Handelsmarine Eingang 
verschaffen. 
  
322 — 
Es wäre nur zu wünschen, daß die Funksche 
Schrift zu ähnlichen Arbeilen über die Sprachen in 
den deutschen Südseekolonien Anregung gäbe. 
  
Die Wahrheit über Emin Pascha, die ägyptische 
Aequatorialprovinz und den Shudün von 
Vita Hassan, ehemaligem Arzt und Apotheker 
der Aequatorialprovinz. Aus dem französischen 
Original übersetzt und mit Anmerkungen versehen 
von Dr. B. Moritz — Geographische Verlags- 
buchhandlung von Dietrich Reimer, Berlin. 
Vita Hassan, welcher während eines zehnjährigen 
Aufenthaltes in der Acquatorialprovinz stets in der 
nächsten Umgebung Emin Paschas gelebt hat, giebt 
in dem vorliegenden Werk eine Schilderung seines 
Wesens und Wirkens im Anschluß an die Ereignisse vor 
und während des Mahdisten-Aufstandes im ägyptischen 
Shudän. Die freundschaftlichen Beziehungen, welche 
er während der ganzen Dauer seines Aufenthalts in 
der Aequatorialprovinz zum Gouverneur unterhielt, 
ermöglichten es ihm, den Charakter des Mannes ge- 
nau zu studiren. 
Ein besonderes Interesse erweckt die Entstehungs- 
geschichte des Mahdisten-Aufstandes, welche in vielen 
Einzelheiten bisher ganz unbekannt war. Der Ver- 
fasser verfolgt die Bewegung von ihrem ersten Ur- 
sprunge, er schildert den Charakter und die Lebens- 
weise des ersten Mahdi Mohamed Ahmed, sein 
erstes Auftreten als Prophet, seine Wunderthaten 
und die anfängliche Sorglosigkeit der ägyptischen 
Behörden bis zur Vernichtung der ersten Expeditionen 
unter Raschid Bey durch die Derwische. Erst nach- 
dem sich die Bewegung über Kordofan und Senhar 
verbreitet hatte, ermannte sich die Regierung zu 
energischem Widerstande. Die Schlußkapitel be- 
handeln dann den Verzweiflungskampf der ägyptischen 
Truppen unter Hicks Pascha, die Rückberufung 
Gordous moud schließlich die Belagerung und den 
Fall Chartums. Alle diese einzelnen Begebenheiten sind 
in höchst anschaulicher Weise geschildert, so daß der 
Leser einen klaren Ueberblick über die politischen 
Verhältnisse des Shudün und die einzelnen Phasen 
des Kampfes gewinnt. Bemerkenswerth sind auch 
die Ausführungen Vita Hassaus auf ethnographischem 
Gebiet, welche manches Neue und Interessante ent- 
halten. 
Obwohl man sich nicht mit allen Ausführungen 
des Verfassers, so mit der Vertheidigung der Raub- 
züge, welche von den Truppen unter Vorwissen der 
Regierung in benachbarte Gebiete ausgeführt wurden, 
und seinen Ansichten über die Stlavenfrage, einver- 
standen erklären kann, so muß man doch anerkennen, 
daß er sich stets der größten Sachlichkeit be- 
sleißigt und die Verhältnisse im Shudän zur Zeit 
der ägyptischen Okkupation so schildert, wie sie 
wirklich waren, ohne die Fehler und Mißgriffe der 
Regierung zu beschönigen.
	        
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