erfrischenden Seewind haben. Neu anzufertigende
Häuser sollten deswegen immer zweistöckig hergestellt
werden, so daß nur das obere, von breiter Veranda
umgebene Stockwerk bewohnt wird, das untere zu
Magazinen rc. Verwendung findet.
An mehreren anderen von mir besuchten Plätzen
wie Gabun, Fernando Po waren alte, auf Flüssen
oder in Meeresbuchten verankerte Kriegsschiffe zu
Hospitälern umgewandelt, eine in mancher Beziehung
nicht unzweckmäßige Verwendung. Auch in Kamerun
hat in dieser Weise die Marine das alte Kanonenboot
„Cyklop“ zum Lazarethschiff mit großem Nutzen
umgestaltet.
Von Kamerun aus habe ich nach mehr denn
achttägigem Aufenthalt noch die südlichen Küstenplätze,
wie Batanga, Kribi, aufgesucht, die, nur aus wenigen
recht primitiven Häusern bestehend, flach am Meeres-
strande meist in der Nähe von Mündungen kleiner
Flüsse gelegen sind und nicht den Eindruck machen,
als wenn in ihnen Malaria-Erkrankungen unbekannt
wären. Eine bessere Lage in Kribi hat das Haus
des Bezirksamtmanns, welches auf einem erhöhten,
von vielen und hohen Bäumen umgebenen Terrain
steht, aber leider auch nur einstöckig ist, so daß dem-
selben die wohlthuende Frische der Seeluft auch nicht
immer in erwünschtem Maße zu Theil werden dürfte.
Nachdem ich noch einzelne fremdländische Orte,
wie Fernando Po, Gabun, Eloby, Cap Lopez, be-
sucht und dabei Gelegenheit hatte, mit französischen
und spanischen Aerzten Besprechungen abzuhalten,
nachdem ich nochmals auf der Rückkehr zwei Tage
in Kamerun verweilt hatte, kam ich am 30. März
Abends auf der Rhede von Klein-Popo an und
ging am nächsten Morgen an Land, um meine Thä-
tigkeit wieder anzutreten.
„ Deutscher Sottesdienst in Togo.
In der Kapelle der Wesleyanischen Mission in
Klein-Popo ist am Sonntag den 13. November v. J.
zum ersten Male Gottesdienst in deutscher Sprache
abgehalten worden. Der Kaiserliche Kommissar
v. Puttkamer wohnte demselben in Begleitung des
Kommandanten S. M. Kanonenboot „Hyäne" und
des Stabsarztes Wicke bei; außerdem waren an-
wesend die wesleyanische Gemeinde und eine Anzahl
deutscher Kaufleute.
Nach einem von der Gemeinde mit Harmonium=
begleilung gesungenen Kirchenliede folgte eine kurze
Liturgie, sodann ein zweistimmiger Choralgesang der
Schüler der Mission mit deutschem Text (Lobe den
Herren, den mächtigen König), Predigt über einen
Bibeltext des Lehrers und Predigers Mühleder,
endlich ein Schlußgesang.
Die Feier machte einen würdigen und erhebenden
Eindruck.
19
Der gegenwärtige Stand der Unternehmungen des
Antistlavereikomitees
ist folgender:
Dr. Baumann ist Anfang August vom Victoria-=
see zur Fortsetzung der Massai-Expedition aufgebrochen,
ohne die Ankunft der Expeditionen Schweinitz,
Meyer, Spring daselbst abzuwarten. Er marschirte
zunächst nach Westen bis zur Landschaft Ruanda an
der Grenze des Kongo-Staates, wandte sich alsdann
nach Süden, durchzog die Landschaft Urundi bis zum
Tanganyika-See, von wo er den Rückmarsch antrat
und wohlbehalten in Tabora eingetroffen ist.
Graf Schweinitz, Lieutenant Meyer und
Kapitän Spring sind mit ihren Expeditionen Mitte
Sevtember am See eingetroffen. Das große Boot
der Hochstetterschen Expedition hatle der Steuermann
Blatt bereits fertig gebaut, das zweite kleinere
näherte sich der Vollendung, und an die Zusammen-
setzung des großen Lorchertschen Segelbootes sollten
die Schiffszimmerleute sofort herangehen. Es kann
daher angenommen werden, daß drei große Segel-
boote des Antisklavereikomitees gegemwärtig auf dem
Victoriasee schwimmen. Außerdem existirt an größeren
Segelbooten am See nur noch dasjenige von Stokes,
welches indeß reparaturbedürftig in Muansa liegt.
Die großen Barken der Uganda-Leute sind während
der jahrelangen Unruhen zerstört worden.
Mit der Zusammensetzung eines großen eisernen
Segelbootes, welches für die englische Missson Nasa
bestimmt ist, dürften die Engländer gegenwärtig be-
schäftigt sein.
Graf Schweiniß beabsichtigte nach seinem letzten
Bericht nach Befahrung der deutschen Ufer des Sees
und Bestimmung des Platzes für die Werftanlage
nach Europa zurückzukehren, wegen der ihm viele
Unbequemlichkeiten verursachenden. noch in seiner Brust
befindlichen Kugel. Desgleichen hat Lieutenant
Meyer um baldigste Ablösung zur Wiederherstellung
seiner Gesundheit gebeten.
Es sind daher mit Herrn Kompagnieführer
Langheld Verhandlungen angeknüpft worden, die
zu einer sehr befriedigenden Verständigung geführt
haben. Nachdem derselbe durch Allerhöchste Ordre
vom 5. Dezember mit dem 1. Jannar 1893 à la suite
der Schußtruppe gestellt ist, ist er in den Dienst des
Antisklavereikomitees getreten und von der Geschäfts-
leitung mit der Vertretung der Ausführungskommission
am Victoriasee und mit der Oberleitung der Geschäfte
daselbst betraut worden.
Mit Rücksicht darauf, daß der den Hilfs-
expeditionen beigegebene Arzt zur Küste zurückgekehrt
und aus dem Dienst der Kommission ausgetreten ist,
ist Herrn Kompagnieführer Langheld ein anderer
Arzt in der Person seines jüngeren Bruders, Assistenz-
arzt II. Klasse beim Füsilier-Regiment Generalfeld-
marschall Prinz Albrecht von Preußen (Hannoversches)
Nr. 73 sowie ein vom Kriegsministerium uns über-
lassener Lazarethgehülfe beigegeben worden. Außer-
dem wird ihn als Freiwilliger, d. i. ohne Gehalt, ein