Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

— 361 
Ich erwiderte ihnen, daß ich nach der Niederlage, 
die Witbooi auf Hoornkraus erlitten, keine Gefahr 
für den Platz und seine Bewohner sehe, wohl aber 
eine solche für das Vieh derselben. Ich hielt es für 
nothwendig, um letztere Gefahr zu beseitigen, ge- 
meinschaftlich gegen die Witboois vorzugehen. Zum 
Absuchen des stark zerklüsteten, unübersichtlichen Ge- 
ländes, in welchem sich die Witboois zur Zeit auf- 
halten, brauchte ich viel Leute, und würden mir die 
der Gegend kundigen Bastards eine willkommene 
Unterstützung sein. Sobald ich einen neuen Zug 
hegen Witbooi unternähme, würde ich sie benach- 
richtigen. Von den Bastards wurde mein Vorschlag 
mit Freude begrüßt und auch diesseits ist in ver- 
schiedener Richtung gewonnen, indem einerseits das 
freundschaftliche Verhältniß der Bastards zu den 
Deutschen mehr befestigt wird und andererseits eine 
Unterstützung der Witboois durch einzelne Bastards, 
wie das bisher erfolgte, von nun ab ausgeschlossen ist. 
Die Zeit vom 19. b. bis jeht habe ich dazu 
benutzen lassen, die Pferde zu beschlagen, Wagen zu 
repariren und das Schuhzeug auszubessern. Fast 
täglich fanden Uebungen im Gelände statt, im Be- 
sonderen das Absuchen desselben mittelst ausgedehnter 
Schützenschwärme. 
Zur Sicherung des Transportweges Walfischbai 
—Windhoek traf ich bald nach meiner Anlunst am 
19. h. die Anordnung, daß jeden nach Walfischbai 
fahrenden Truppenwagen zwei Mann begleiten und 
auf der am meisten bedrohten Strecke zwischen der 
englischen Grenze und Gawieb ständig eine Patronille 
von sieben Reitern sich aufhält. Als weitere Maß- 
regel halte ich zur Sicherung der Verkehrsstraße die 
Besetzung der ausgiebigsten Wasserstelle der Namieb- 
wüste, Kueb, mit 30 Reitern in Aussicht genommen. 
Durch einen von hier geregelten Patrouillengang in 
der Richtung nach dem Kuiseb ist man in der Lage, 
so frühzeitig von einer gegen die Hauptstraße gerich- 
teten Unternehmung benachrichtigt zu sein, daß man 
derselben rechtzeitig begegnen kann. Zufolge mir 
Anfang dieses Monats von Rehoboth zugegangener 
Nachricht über eine Konzentrirung der Streitkräfte 
Witboois westlich des Gansberges, habe ich von vor- 
erwähnter Maßregel mit Rücksicht auf die hierdurch 
verursachte Schwächung der Truppe Abstand ge- 
nommen und folgende Disposition bekannt gegeben: 
Nach von zuverlässiger Seite Anfang dieses 
Monats eingegangener Nachricht soll Witbooi mit 
seinen Leuten und der inzwischen von Gibeon ein- 
getrosffenen Bevölkerung — Männern, Weibern und 
Kindern — westlich des Gansberges Lager bezogen 
haben. Kleinere Abtheilungen sollen die Hauptverkehrs- 
straße zwischen Walfischbai und Gawieb beunruhigen. 
Ich beabsichtige, am 11. b. mit der Truppe über 
Rehoboth') nach Hoornkraus zu marschiren und Wit- 
*) Den Umweg über Rehoboth wählle ich mit Rücksicht 
auf die Bastards — etwa 50 Mann —, welche mich zu 
begleiten beabsichligen. 
  
booi anzugreisen mit dem Bestreben, denselben aus 
dem stark zerklüfteten Gelände des Kuiseb in der 
Richtung Nordwest nach der offenen Namiebwüste 
zu verdrängen, und befehle « 
1. am 11. h. nachmittags 6 Uhr sicht die Truppe 
in der Stärke von 2 Offizieren, 155 Mann, 
80 Pferden und 9 Wagen zum Abmarsch bereit. 
2. Die 1. Kompagnie (Lieutenant v. Frangois) 
übernimmt die Avantgarde. 
3. Meldungen treffen mich bei der Avantgarde. 
Von vorerwähnter Disposition habe ich Lieute- 
nant a. D. v. Bülow mit dem Ersuchen Kenntniß 
gegeben, das Kommando über die 42 Mann starke 
Besatzung von Windhoek zu übernehmen und seine 
besondere Aufmerksamkeit auf die Sicherung des 
Viches und der fiskalischen Gebände zu richten. 
Sobald Hendrik Witbooi von dem Abmarsch der 
Truppe von Windhoek hört, hat er die Wahl zwischen 
1. Angriff auf Windhock oder die im Marsch be- 
findliche Truppe. 
.Stellungnahme in dem Gelände des Gansberges 
oder auf Hoornkrans. 
. Abzug nach Gibeon oder englischem Terri- 
torium. 
Zu einem Angriff auf Windhoek oder die im 
Marsch befindliche Truppe wird Witbooi nach der 
auf Hoornkrans erlittenen Niederlage sich zu schwach 
fühlen. Doch dürfte er versuchen, durch einzelne 
Patrouillen schlecht bewachtes weidendes Vieh weg- 
treiben zu lassen. Ebenso wenig wic ein Angriff ist 
anzunehmen, daß Witbooi sich nach Gibcon zurück- 
zieht, vielmehr läßt die Heranziehung der gesammten 
Bevölkerung letzteren Platzes darauf schließen, daß er 
beabsichtigt, sich im Nothfalle auf englisches Gebiet 
zu retten. Aller Wahrscheinlichkeit wird Witbooi die 
Truppe in dem zerklüfteten Gelände westlich des 
Gansberges erwarten, wo der Vortheil der Orts- 
kenntniß am meisten zur Geltung kommt und dem 
Vertheidiger es möglich ist, ohne unter dem Feuer 
des Angreifers beziehungsweise Verfolgers bedeutende 
Verluste zu erleiden, sich zurückzuziehen. 
D 
# 
Windhoek, den 24. Mai 1893. 
Dem hohen Amt erlaube ich mir ganz gehorsamst, 
anknüpfend an meinen Bericht vom 11. d. Ms., nach- 
folgend zu berichten: 
Am 15. d. Ms. vormiltags traf ich mit der 
Truppe in Rehoboth ein. In einer längeren mit 
dem Rath der Bastards gepflogenen Unterredung 
wurde beschlossen, daß sich 50 Bastards auf eigene 
Kosten meinem Zuge gegen Witbooi anschließen sollen. 
Um dieselben zu interessiren, sicherte ich ihnen die 
Hälfte der Beute zu. Noch im Laufe des Vor- 
mittags wurden mir die qu. Bastards durch den 
Kapitän Herrm. van Wyk ibergeben, worauf ich 
dieselben auf die Kompagnien vertheilte. Jeder 
Bastard erhielt ein Gewehr M/88, eine Koppel mit
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.