Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Zug Sudanesen vorgeschickt mit dem Befehl, zu 
rekognosziren und event. das Dorf am nächsten 
Morgen selbständig anzugreifen. Diese Maßnahme 
traf der Herr Oberführer deshalb, weil sich bei An- 
griffen fast immer herausgestellt hatte, daß, sobald 
eine größere Truppenzahl vor einem. Dorfe erschien, 
die Leute die Flucht ergriffen und deshalb zur Be- 
sträfung nicht herangezogen werden konnten. 
Am 27. April morgens marschirte die Erpedition 
ebenfalls nach Mhongorro. Auf dem Wege dorthin 
wurde starkes Schichen gehört. Beim Eintreffen in 
Mhongorro stellte es sich heraus, daß der voraus- 
gesandte Zug das Dorf bereits genommen und zwei 
Gefangene gemacht hatte. Mhongorro besteht aus 
zwei Ortschaften, je auf einem Bergkegel gelegen, und 
hatte sich der Feind, aus dem ersten Dorf vertrieben, 
in das zweite zurückgezogen und begann von dort 
zu schießen. Das zweite Dorf wurde darauf eben- 
falls angegriffen und erstürmt. Da Sofiani mit der 
Waffe in der Hand Widerstand geleistet hatte, es 
außerdem ersichtlich war, daß er sich auf diesen 
Widerstand vorbereitet hatte, er hatte vor beiden 
Dörfern dos Schußfeld klären lassen, so wurden, da 
es die einzige Möglichkeit der Bestrafung war, diese 
und ihre Befestigungen zerstört. Die beiden Gefan- 
genen wurden nach Pangani mitgenommen, um dort 
bestroft zu werden. 
Am 28. April wurde nach fünfstündigem Marsch 
durch wasserlose Baumsteppe ohne jegliches Dorf 
Mkwadja erreicht. Hier verließ ich die Expedition 
des Herrn Oberführers, der sich per Dampfer und 
Dhau nach Dar-es-Saläm begab, und traf in Pangani 
am 29. wieder ein. 
Ueber das Ergebniß der ganzen Expedition möchte 
ich noch ganz gehorsam Folgendes hinzufügen. Seit 
Jahren hatte sich in Usegua keine Expedition mehr 
gezeigt. In einzelnen Theilen, so z. B. Nguru, 
waren überhaupt noch nie Soldaten gesehen worden, 
und glaubten die Leute deshalb überhaupt nicht an 
die Macht der Deutschen. Es war deshalb für die 
einzelnen Bezirkshauptleute kaum möglich, gegebene 
Befehle nachdrücklich durchführen zu können. Dieses 
dürfte jetzt anders werden. Durch die Bestrafung 
der Hauptübelthäter ist ein heilsamer Schrecken ver- 
breitet worden, und zeigt sich der Erfolg schon jetzt 
dadurch, daß Leute aus Ngurnu, die auf vielfache 
Aufforderung hin sich früher geweigert hatten, nach 
Pangani zu kommen — es lagen hauptsächlich Schuld- 
klagen gegen dieselben vor —, sich jetzt bereitwilligst 
zu den Schauri einfinden. 
  
Beyicht des Regierungsartes in Ramerun. 
Der Kaiserliche Regierungsarzt Dr. Plehn in 
Kamerun berichtet über die gesundheitlichen Verhält- 
nisse in Kamerun und seine eigene Thätigkeit während 
des Monats Mai das Folgende: 
380 
  
Der Monat Mai bot im laufenden Jahre in 
klimatischer Beziehung Abweichungen gegen die ver- 
gangenen Jahre, namentlich bezüglich der Temperatur 
und der Niederschläge. Erstere war im Durchschnitt 
höher, letztere waren geringer als im April. Die 
mittlere Tagestemperatur betrug 26,1° C. gegen 
25,7° C. im April, die monatliche Regenmenge 
261,9 mm gegen 312 mm im April. Andererseits 
waren plötzliche und erhebliche Temperaturschwan- 
kungen häufiger und ausgeprägter als in den voran- 
gegangenen Monaten. 
Die vorstehend im Allgemeinen angedeuteten 
klimatischen Abnormitäten sind wahrscheinlich in erster 
Linic die Ursache dafür, daß der Mai auch in sani- 
tärer Hinsicht manches Abweichende von dem in 
früheren Jahren Beobachteten bot. Während er im 
Allgemeinen in Kamerun als die Uebergangszeit ein- 
leitend für besonders ungesund gehalten wird, stand 
er in diesem Jahre sowohl bezüglich der Zahl als 
der Schwere der zur Beobachtung gekommenen Krank- 
heitsfälle hinter dem April zurück. 
— Die Zahl der im Mai behandelten Europäer 
betrug 19 gegen 26 im April, die der Neger 230 
gegen 176 im April, die größere Zahl derselben ist 
indeß sehr wahrscheinlich nicht auf eine erhöhte Mor- 
bidität, sondern auf die bei ihnen zunehmende Er- 
kenntnis zu beziehen, daß ihre Krankheiten unter der 
Behandlung des weißen Arztes im Allgemeinen 
schneller und sicherer heilen als unter dem Hokuspokus 
ihres Dorfzauberers. - 
Von den erkrankten Weißen litten an Fieber 6, 
Darmentzündung 6, Rheumatismus 3, Leberentzün- 
dung 1, Hautkrankheiten 2, Verletzung 1. * 
Die Fieber zeigten nicht allein an Zahl, sondern 
auch an Intensität eine Abnahme gegen die Mehrzahl 
der im April beobachteten. Ein Fall von Schwarz- 
wasserfieber kam nicht zur Beobachtung. Alle Felle 
endeten nach verhältnißmäßig kurzer Behandlung mit 
Heilung— 
Darmentzündungen traten ebenso wie Rheuma- 
tismus in vermehrter Zahl auf, wohl infolge der 
häufiger und schneller wechseluden Witterung. Nur 
die schwereren kamen zu ärztlicher Kenntniß und 
Behandlung und sind hier aufgeführt. Die übrigen, 
meist leichteren Krankheiten der Weißen boten in 
keiner Beziehung etwas Besonderes. 
Bei den Schwarzen verschob sich das numerische 
Verhältniß der einzelnen Krankheiten gegen früher 
nicht in auffälliger Weise. Darmentzündungen und 
geschwürige Wunden an den Füßen und Beinen be- 
trugen zusammen mehr als die Hälfte der in Be- 
handlung gelangten Fälle. Fieber wurde sechsmal 
beobachtet, keinmal in schwerer Form. Die Mehr- 
zahl der übrigen Kranken litt an Haut= und Ge- 
schlechtskrankheiten,an Rheumatismus und Ophthalmien. 
Drei Patienten kamen wegen Hernien in Behandlung, 
einer wegen Pneumonie, einer, ein im Garten be- 
schäftigter Junge, wegen Tetanus. Die Eingangs- 
pforte für die Infektion hatte eine kleine mit Erde
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.