Allerlei aus dem Wirkungskreise der Missionen.
Ueber einen ostafrikanischen Obst- und Gemüse-
garten, den die katholische Missionsstation in Mondha
besitzt, wird von dort berichtet:
Infolge der vielen Arbeit, welche dem Bruder
Dulhac unsere zahlreichen Neubauten verursachten,
konnte er sich nicht so viel mit der Anlage des Gar-
tens beschäftigen, wie er wohl gerne gewollt hätte.
Im November 1892 kam nun Bruder Theodomir
zu uns, welcher sich schon in Sansibar als vortreff-
lichen Gärtner erwiesen hatte. Er machte sich sofort
ans Werk, und nach sechs Monaten wurden seine
angestrengten Arbeiten mit einem schönen Erfolge
gekrönt. Jetzt sieht man in unserem Garten alle
europäischen Gemüse vertreten, und selbst während
der größten Trockenheit hatten wir daran keinen
Mangel.
Die Kartoffeln gedeihen hier gut. Der hoch-
würdige P. Machon hatte uns ganz kleine Seß-
linge zugeschickt. Wir haben sie gepflanzt, und die
Ernte war eine gute. In cinigen Jahren hoffen
wir einen größeren Kartoffelacker zu besitzen.
Die Besitzung St. Paul wurde uns von einem
großmüthigen Wohlthäter aus Aguru geschenkt, einem
alten Häuptling, welcher so tief in Schulden steckte,
daß er sich nicht mehr zu rathen und zu helfen
wußte. Als er sich von seinen zahlreichen Gläubigern
auf das Hartnäckigsic verfolgt sah, bat er um den
Beistand des P. Machon. Dieser nahm seine Sache
in die Hand, und es gelang ihm, den Alten aus
seiner bedrängten Lage zu befreien. Um seinen Dank
zu bezeugen, schenkte uns darauf der Häuptling groß-
müthig diese Vesilzung. Dieselbe dehnt sich, zwischen
zwei schönen Flüssen gelegen, über eine Meile weit
aus. Der Werth dieses Grundstückes war allerdings
damals ein sehr geringer. Es bestand lediglich aus
undurchdringlichem Urwald, Dickicht und Dorngestrüpp.
Bruder Dulhac schreckte aber vor der harten Arbeit
des Urbarmachens dieser Wildniß nicht zurück. Er
gab sich mit solchem Eiser ans Werk, daß schon nach
Ablauf von zwei Monaten eine Fläche von drei
Hektaren bebaut war. Die Ernte war eine sehr
gute. Nach zwei bis drei Jahren wird hoffentlich
dieses große Grundstück hinreichen, um uns den
Lebensunterhalt für unsere Kinder zu verschaffen.
Um zu dieser unserer neuen Besitzung zu ge-
langen, mußte man die vier Arme des Waloeflusses
überschreiten resp. durchwaten, was besonders während
der großen Ueberschwemmungen, welche die Regenzeit
im Gefolge hat, keine so leichte Sache war. Bruder
Dulhac aber wußte Rath; er benutzte die günstige
Jahreszeit dazu, über jeden Arm des Flusses eine
Brücke zu schlagen. Als er daran arbeitete, sahen
ihm die Schwarzen kopfschüttelnd zu und sagten:
„Weißer Mann, du mühest dich umsonst ab; wenn
die Regenzeit kommt, sind deine Brücken hin.“
Die Regenzeit kam. Das Wasser des hochange-
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schwollenen Flusses überfluthete die Brücken, aber sie
hielten Stand.
Jeßt sind die Neger, nachdem sie sich von der
Festigkeit des Baues überzeugt haben, froh, die
Brücken passiren zu können.
Unser Grundstück ist auch noch von wilden Thieren
bevölkert, darunter Wildschweine, Panther u. s. w.,
welche in den Maisfeldern große Verwüstungen an-
richten. Glücklicherweise haben diese unwillkommenen
Gäste einen energischen Feind gefunden in der Person
des Bxruders Theodomir, welcher ihnen den Ver-
nichtungskrieg erllärt hat.
Auf dieser Besitzung St. Paul werden sich in
Zukunft unsere neuvermählten christlichen Ehepaare
häuslich niederlassen. („Gott will es“, Heft 13.)
Einen sehr erfreulichen Fortschritt hat die Rhei-
nische Missionsgesellschaft aus dem Jahre 1892,
wie überhaupt aus den letzten Jahren, zu berichten.
Seit fünf Jahren haben sich die Hauptstationen der-
selben um etwa 20, in Summa (auf ihren sämmt-
lichen Missionsstationen) auf 68 vermehrt, zu denen
noch 168 Filialen kommen. Von den drei neuen
Stationen, welche im letten Jahre angelegt sind,
befinden sich zwei in Deutsch-Südwestafrika,
nämlich Otiihacnaua im Osten des Hererolandes und
Omupanda im Ovambolande. Auf der neuen Ovambo=
station befand sich der Missionar wiederholt in ge-
fährlicher Lage, erst als ihm sein eben vollendetes
Haus niederbrannte, und dann als infolge des aus-
bleibenden Regens die Eingeborenen gegen ihn als
den Schuldigen aufgehetzt wurden.
Dagegen hat dieselbe Missionsgesellschaft in Neu-
Guinea wiederum den Tod eines Missionars und
einer Missionarsfrau zu beklagen gehabt. Die junge
Mission hat bis jetzt neun Menschenleben gekostet.
Die Baseler Mission kann aus dem verfslosse-
nen Jahre auf 1854 Taufen blicken, von denen
300 allein auf Kamerun kommen, so daß dort be-
reits 675 getaufte Neger vorhanden sind. Außerdem
siehen in Kamerun 355 im Taufunterricht und die
Zahl der Missionsschüler beziffert sich auf 1457.
(Aus „Allgem. Missionszeitschrift“, berauscegeben
vom D. Warnek, 20. Bd., Juli.)
Der Missionsinspektor Winkelmann ist mit den
beiden Missionaren und ihren Frauen wohlbehalten
in Afrika angekommen. Im Hafen von Tanga
wurden sie empfangen von den Missionaren Wohlrab
und Kraemer. Am Eingang der Station begrüßte
sie Bruder Höner mit der ganzen schwarzen Schaar
mit dem Gesange: „Lobet den Herrn, den mächtigen
König der Ehren!“ In Dar-es-Saläm hat der
Inspektor an die Stelle des erholungsbedürftigen
Bruders Worms den Bruder Holst zum Geistlichen
des Krankenhauses der Deutschen aad zum Missionar
unter den Heiden eingeführt. Es ist eine schöne