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Troß der nicht gerade rationellen Behandlung
der Nelken steht das Sansibarmaterial doch noch höher
im Preise als dasjenige von Pemba, welche Insel
sonst an Massenproduktion Sansibar in den letzten
10 Jahren bedeutend überflügelt hat.
So war im Jahre 1892
Pemba Sansibar
227 000 Frl., 73.000 Frl.,
à 3½ Pfd. à 3⅝⅜ Pfd
Es geht aus diesen Zahlen hervor, daß der Preis
durch bessere Erntebereitung noch bedeutend gehoben
werden kann; denn im Welthandel, besonders den
Produkten von Penang gegenüber, stehen die Sansibar-
nelken noch immer auf einer sehr niedrigen Preis-
stufe.
Von Gewürzen findet man außer den Nelken
den Zimmetbaum noch sehr vereinzelt angebaut,
und ist es mir gelungen, einige Pflanzen davon mit-
zubringen.
Genußmittel — Thee und Kaffee sieht man wohl
hin und wieder in einzelnen Exemplaren — werden
auch nur sehr wenig kultivirt, wenn man nicht ekwa
die Belelpalme dazu rechnen will. Eine etwas größere
Kaffeeplantage besitzt die englische Mission bei Bueni.
Dort ist eine mehrere Morgen große Fläche mit
Kaffee angebaut. Die Sträucher, welche wahrschein-
lich dem Coflea Arabica angehören, sind etwa 4 m
im Quadrat entfernt und 2,50 bis 3,50 m hoch.
Sie überschreiten also die sonst bei größeren Plan-
tagen gewählte höchste Höhe von 2 m zum Theil
bedeutend.
Die Kaffeebäume stehen im Halbschatten von
Kokospalmen, und ihr Ertrag ist trotz der scheinbar
geringen Pflege nicht schlecht zu nennen. Leider
gelang es nur Samen und keine Pflanzen, welche
überhaupt nur in sehr geringer Anzahl vorhanden
waren, zu erhalten.
Von den drei Theesträuchern hier (Thea Sinin-
sis) und den Kakaobäumen (Theobroma Cacao)
gelang es leider nicht, Pflänzlinge oder Samen zu
erhalten.
Der Thee steht jetzt erst in Blüthe, und die
Kakaofrüchte waren an den beiden vorhandenen
Bäumen schon verdorben, doch hat der Missions-
vorsteher versprochen, dem Kaiserlichen Gouvernement
so bald als möglich Samen von beiden zu senden.
'Von Tamarinden und Kautschukbäumen erhielt
ich aus den Sultansgärten Samen resp. Pflanzen.
Ercalyptus konnte ich leider noch nicht bekommen,
jedoch soll uns, sobald etwas aufzutreiben, derselbe
nachgeschickt werden.
Sonst sind uns Betelpalmen, Agaven, Bambus,
verschiedene Fruchtbäume, Ziersträucher, Hibiscusarten
und Blumen bereitwillig überlassen worden, wie denn
die Engländer sowohl als auch der Sultan durch
seinen Minister Bomanje in liebenswürdigster Weise
sich bemühlen, uns etwas Brauchbares zur Verfügung
zu stellen.
Aus dem Wirkungskreise der Missionen in den deutschen
Schutzgebieten.
Die Baseler Mission, welche schon seit Jahren
ihre Predigtreisen von der Dualastation Bethel
(Bonaku) aus bis zu den Bakoko und Malimba
ausgedehnt hatte, hat im Laufe des vergangenen
Fahres im Bakokolande, da wo der Kwakwa sich
vom Sannaga abzweigt, bei dem Dorfe Ndokominyi
die Station „Lobethal“ gegründet. Von dort aus
wird nicht nur den Bakokos das Evangelium ge-
bracht, sondern auch eine nicht geringe Zeit auf die
Reisepredigt im Malimbagebiete verwandt.
Wie der Missionar Schuler berichtet, erweckt
die Außenstation Bongo besondere Freude und Hoff-
nung. Bongo ist eine der volkreichsten Malimbastädte.
Die Malimbaleute errichteten daselbst mit regem Eifer
und erheblichen Kosten eine große, 14 Meter lange
und 7 Meter breite Kapelle. Am Jahresschluß zählte
Bongo 65 regelmäßige Schüler und 8 Tauf-
bewerber.
Besonders schwierig scheint die Missionsarbeit
unter dem heißblůtigen und rohen Balokostamme zu
sein, wo dieselbe in letzter Zeit noch dazu durch
die Kriegsunruhen erheblich gestört worden ist, nach
der Unterwerfung der Asstndischen aber guten
Fortgang nimmt.
Die zweite, von den Missionaren der Steyler
Kongregation im Togogebiete errichtete Station
„Adjido“ bei Klein-Popo war am Charkreitage be-
reits so weit ferliggestellt, daß die kirchliche Feier in
den von den Brüdern Venasius und Donatus
erbauten Näumen vorgenommen werden konnte. Am
heiligen Osterfeste wurde die neue Mission feierlich
in Gegenwart mehrerer Deutschen, darunter verschiedene
Kommissariatsbeamte, eröffnet und „dem heiligsten
Herzen Jesu“ geweiht. Der apostolische Präfekt
konnte wegen Krankheit der Feier nicht beiwohnen.
Die Tochter Emin Paschas.
Mit dem am 4. Juli d. Is. von Dar-es-Saläm
abgegangenen Reichspostdampfer „Kaiser“ hat die
neunjährige Tochter Dr. Emin Paschas, Ferida,
die Reise nach Deutschland angetreten, wo die Schwester
des Paschas, Fräulein Melanie Schnißer in Neise,
dieselbe in ihr Haus zu nehmen und zu erziehen
wünscht. Das Kind ist während der Reise dem
Schutze der mit demselben Dampfer nach Deutschland
zurückgekehrten Schwester Lies Bader aus Bagamoyo
anvertraut worden.