Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

sich an jedem Gefechte derselben hervorragend be- 
theiligt haben. Drei Schüsse im Leibe machen ihn 
noch interessanter: einer durch den Kopf, einer in 
einen Arm, einer quer durch das Gesäß. Der letz- 
tere bedingt, daß er nur schwer gehen kann, hindert 
ihn aber nicht am Reiten. In Windhoek passirte 
einmal eine originelle Szene, die so recht die hohe 
Meinung Samuels von sich selbst und von seinen 
Stammesgenossen zeigte. 
Die zweite Kompagnie unter Lieutenant Schwabe 
exerzirte eines Tages auf dem Exerzirplatze. Ich 
befand mich mit Samnel als Zuschauer in der Nähe. 
Bei jeder neuen militärischen Uebung konnte er einen 
Ruf des Erstaunens nicht unterdrücken, und als 
Schwabe auf meinen Wunsch hin die ganze Kom- 
pagnie direkt vor uns plötlich zur Front aufmar- 
schiren und chargiren ließ, erschrak Samnel so sehr, 
daß er Kehrt machte und vor Schreck über zwei 
Büsche hinter sich sprang. Als ich dann fragte, was 
er zu den Leistungen der deutschen Soldaten sagte, 
hatte er doch den Muth, zu sagen: 2 Das ist Alles 
ganz gut, aber meine Soldaten sind geborene Sol- 
daten.“ 
Das Aussehen der Witbooi-Krieger wird als 
recht unternehmend und kriegerisch geschildert. Es 
sind narbenvolle, kräftige Gestalten. 
„Umder breiten schlappen Filzhut,“ heißt es, „Hatte 
einer dieser Witbooi-Krieger ein weißes Tuch gewunden, 
welches in der Mitte oben zu einem Kuoten zu- 
sammengebunden war, dessen Enden wie Federn in 
die Höhe standen. Dieses weiße Tuch ist das Zeichen 
der Witboois, sie selbst neunen sich nicht ohne Stolz 
Witbooi, d. h. „weiße Kerle“, oder Witkamps, d. h. 
„Weißkämme“. Eine alte buntgeflickte Lederjacke und 
ebensolche Hosen aus selbst zubereitetem Leder, ein 
Paar selbstgefertigte Feldschuhe, um die Brust einen 
breiten Gürtel nach Tscherkessenart, in welchem die 
Patronen sichtbar nebeneinander gesteckt sind, in einem 
Lederschuh an der rechten Seite des Pferdes ein 
englisches Martini-Henry-Gewehr, dazu das mit 
bunten Lederriemen behangene Pserd — fürwahr, 
ein seltsamer und kriegerischer Anblick.“ 
  
Einer Schilderung der Dottentotten-Kiederlassung 
Ukamas 
entnehmen wir demselben Berichte noch Folgendes: 
„Auf dieser Niederlassung lebt ein deutscher 
Händler Namens Walser in größter Abgeschieden- 
heit von der Welt allein mit seiner jungen Frau. 
Auf Walsers Platz kann man recht deutlich sehen, 
was deutscher Fleiß und deutsche Ausdauer mit der 
Zeit aus den anfänglich so wenig aussichtsvoll er- 
scheinenden Verhältnissen herausgepreßt haben. 
Walser ist Besitzer von etwa 1000 Stück Nind- 
vieh, die er auf seine vier Viehposten in der Um- 
gebung von Ukamas vertheilt hat und wo das Vieh 
437 
  
Jahr aus Jahr ein reichliches Futter findet. Eine 
schwierige Sache ist es nur mit dem Trinkwasser 
für das Vieh, da in der ganzen Umgebung von 
Ukamas keine einzige Quelle existirt. Walser hat 
sich aber zu helfen gewußt; er hat in Ukamas selbst 
drei große Brunnen gegraben, die durchschnittlich 
50 bis 60 Fuß tief sind, und verwendet nun als 
das Wasser emporbefördernde Kraft einmal die be- 
wegie Luft in Form einer Windturbine, dann die 
Ochsen= und Eselskraft, indem zwei solcher Thiere 
ein horizontales Rad drehen, welches eine sinnreiche 
Schöpseinrichtung in Bewegung setzt; aus dem dritten 
Brunnen müssen die Eingeborenen sich ihr Wasser 
selbst emporwinden. 
In der Nähe seines Häuschens hat Walser 
einen hübschen Gemüsegarten angelegt, bei dessen 
Besuch sich ein verwöhntes europäisches Auge wun- 
dert, was hier Alles unter gehöriger Sorgfalt zu 
gedeihen vermag." 
Britisch= Neu-Guinea. 
Dandels- und Schlfffahrtsbericht für 2891/92. 
Die Einfuhr nach den beiden geöffneten Häfen 
Port Moresby und Samarai wird im Berichtsjahre 
auf 28756 Pfund Sterling, das sind 484 622 Mk., 
bewerthet. Gegen das Vorjahr bedeutet dies eine 
Steigerung um über die Hälfte. 
Von diesem Betrage entfallen auf die einzelnen 
Waarengattungen folgende Summen: 
  
  
  
  
  
*4W*½⅛* mert- oder Ab- 
nahme gegen 
Waaren 1891/92 daß Vorjahr 
Psd. Sterl.]Pfd. Sterl. 
Nahrungsmittel. 6037 + 1574 
Schnittwaaren 2133 + 676 
Tabak und Cigarren 3257 + 903 
Kurzwaaren 2677 + 1142 
ränkk 890 + 202 
Kleider 705 + 450 
Baumatericl 1965 + 1741 
Andere Waaren 6092 + 253 
Zusammen 23756 + 8226 
Die Erhöhung der Einfuhr von Baumaterial ist 
ein erfreuliches Zeichen für die Vergrößerung der 
Ansiedelungen. 
Die Erhöhung der Tabakeinfuhr ist hauptsächlich 
auf den Mehrbedarf für Entlohnung der eingeborenen 
Arbeiter zurückzuführen, woraus zu entnehmen ist, 
daß allmählich eine ausgiebigere Verwendung solcher 
Arbeiter möglich geworden ist. 
Die Gesammtausfuhr wird auf 12 616 Pfund 
Sterling, das sind 257 366 Mark, angegeben. Da- 
runter sind für 1327 Pfund Sterling Gold ent- 
halten, welche direkt ohne Berührung der Auslands- 
häfen nach Qucensland verschifft wurden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.