Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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Vorbereitungen zum Angriff vollendet waren, benutz- 
ten sie eine noch nicht besetzte Stelle des Dickichts 
zur Flucht. Sobald mir von den hochgelegenen 
Beobachtungsposten der Abzug des Feindes gemeldet 
wurde, sandte ich im vollsten Laufe die 500 Wa- 
sangolrieger zur Versolgung ab und ging selbst gegen 
die Boma und in dieselbe hincin, ohne Gegenfeuer 
zu erhallen, da die Wanilka mit Zurücklassung ihrer 
ganzen Habe geslohen waren. Ich bezog mit meiner 
Truppe die Boma, und kehrten am Abend desselben 
Tages die nach den vier dem Häuptling Sunda ge- 
hörigen Dörsern entsandlen Steiskorps mit Beute 
und Gejangenen zurück. Am nächsten Tage hielt 
Mereres Sohn vor mir einen Kriegstanz mit 
der ihm vom Gouvernement zugekommenen deut- 
schen Flagge ab, nach dessen Schluß die in Parade 
angelretene Truppe und die Irregulären mit einem 
dreimaligen Hurrah auf Seine Majestät unter Auf- 
hissen der deutschen Flagge über der genommenen 
Boma den Sieg feierten. Sämmtliche gesangenen 
Weiber und Kinder entließ ich, übermittelte den 
Wanika die Friedensbedingungen und versprach ihnen 
den Schutz der deutschen Flagge im Falle ihrer voll- 
ständigen Unterwerfung und Rückgabe des Merereschen 
Weibes, dessen Raub der Grund gewesen war zu 
den seit einem Jahre unnnterbrochen stattfindenden 
Kämpfen mit Mererc. Ihren gefangenen Häuptling 
Sunda, den ich mit einem gefangenen Krieger als 
Geisel zurückbehielt, versprach ich ihnen im Falle des 
Friedeusschlusses zurückzugeben. 
Es hat die Ueberwindung der allen Versuchen 
des mächtigen Merere spottenden Boma in diesem 
Theile unseres Gebietes einen heilsamen Respekt 
wieder wachgerufen, von dessen Schwinden die trotzige 
Dreistigkeit der Wanika gegen Bumiller bei seinem 
Versuch, mit ihnen friedlich zu unterhandeln, ein 
schlagender Beweis war, und so hoffe ich, auf meinen 
weiteren Unternehmungen hier unser volles Ansehen 
wieder herstellen zu können, ohne zu weiteren Ge- 
wallmaßregeln gezwungen zu sein. 
Zu erwähnen ist noch, daß meine kleine Truppe, 
die hier zum ersten Male in ein ernstes Gefecht 
verwickelt war, sich durchaus zur Zufriedenheit be- 
nommen hat. 
Von der Transportexpedition ist inzwischen ein 
Bericht des Herrn v. Eltz über den nunmehr been- 
digten Landtransport über das Schirehochland ein- 
getroffen, und berechtigt mich derselbe zu der Hoffnung, 
von dieser Expedition zurückgekehrt, mein Schiff auf 
seiner Jungfernreise selbst nach Langenburg führen 
zu können. Ich habe mich moralisch für verpflichtet 
gehalten, den katholischen Missionaren am Tanganyika 
und zwischen diesem und dem Nyasa freie Beför- 
derung von Personen und Fracht zu versprechen und 
ihnen in Aussicht zu stellen, daß auch nach Ueber- 
nahme des Fahrzeuges durch das Reich ihnen günsti- 
gere Bedingungen gestellt werden würden, als sie zur 
Zeit mit der Afrik. Lak. Comp. haben, da der katho- 
lische Afrilaverein in Köln seinerzeit für den damals 
  
für den Victoria = Sce in Aussicht genommenen 
Dampfer „H. v. Wissmann“ unter gleichartigen Be- 
dingungen 20 000 Mark gegeben hat. Ebenso habe 
ich der englischen Mission in Likomo, die mir große 
Dienste geleistet hat, Erleichterungen versprochen. 
Selbstverständlich in erster Linie vorläufig ganz freie 
Beförderung ist bereits den beiden deutschen Missionen 
zugesagt worden. 
Der Livingstonia Mission in Glasgow bitlle ich 
ergebenst für die aufopfernde Pflege, welche Dr. 
Kroß unserem kürzlich verstorbenen Zugführer Eben 
bis zu seinem Tode hat zu Theil werden lassen, den 
Dank des Komitees bezw. des Neiches gütigst zu 
übermitlteln. 
gez. H. v. Wissmann. 
Euer Hochwohlgeboren hatten mir in Muini- 
wanda den Auftrag ertlheilt, zur Ordnung verschie- 
dener Angelegenheiten sowie zur Auftreibung von 
irregulären Hülfstruppen für die Nickwa-Expedition 
nach Merere zu gehen und nach Erledigung meines 
Auflrages in Muenso wieder zur Karawane zu 
sioßen. Ueber den Verlauf dieser Reise sowie die 
sich daran knüpfenden Ereignisse habe ich die Ehre, 
Euer Hochwohlgeboren ganz gehorsamst, wie folgt, 
zu berichten: Am 18. Mai verließ ich in Muini- 
wanda die Hauptkarawane und erreichte, meinen alten 
Wecg über Kivinda (deutsche Grenzstation am Songwe) 
benutzend, Merere in Eilmärschen bereits am 22. Mai er. 
Sowohl die Abwickelung der mir übertragenen Ge- 
schäfte als auch die Aufbringung von Irregulären, 
die mir Mererc in zwei Tagen zu stellen versprach, 
ging glatt von Statten. Als Merere von meiner 
Absicht erjuhr, nach Muenso zu gehen, machte er 
mich darauf ausmerlsam, daß der direlte Weg dahin 
über Sunda führe, einen Manikahäuptling, mit dem 
er seit Jahren in Fehde liege, für dessen Züchtigung 
er uns zu großem Danke verpflichtet sein würde; er 
sei bereit, für eine Unternehmung gegen Sunda 
500 Wasangokricger zu stellen. Auch der Jemadar 
beklagte sich über genaunten Häuptling, da er seit 
der Feindschaft mit Merere den arabischen Karawanen, 
welche auf ihrem Wege nach Ruemba sein Gebict 
passiren, nachstelle und dieselben beraube, so daß 
diese gezwungen seien, den weiten Umnveg über 
Kivinda zu machen, und hielt daher dessen Bestrafung 
für angezeigt. Der Feindschaft zwischen Merere 
und Sunda liegt folgende Vorgeschichte zu Grunde. 
Sunda hatte, nachdem Merere Usafa und die an- 
liegenden kleineren Landschaften unterjocht hatie, dessen 
Oberhoheit anerkannt und als geichen dessen seine 
Tochter Merere zugesandt. Als vor wenig Jahren 
Sunda schwer erkrankte und slarb, eilte die Tochter 
mit Erlaubuiß Mereres zum sterbenden Vater, kehrte 
jedoch nach Beendigung der Todtenseier nicht nach 
Utengule zurück. Als Merere nach ihr schickte, gab der 
Nachfolger Sundas, Sunda junior, zur Antwort, das 
Weib kehre nicht zurück, sondern bleibe hier; er,
	        
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