Deufsch· Nen· Guinea.
Rundreise S. M. Schif „Bussard“ durch die Südsee-
schuß#gebiete.
Ueber eine Rundreise, welche S. M. Schiff
„Bussard“ in den Monaten April bis Juni d. J.
durch dic deutschen Schutzgebiete der Südsee unter-
nommen hat, entnehmen wir einem Bericht des
Kommandanten, Kaiserlichen Korvettenkapitäns
Flichtenhöfer, und einem an denselben gerichteten
Schreiben des Landeshauptmanns Schmiele das
Folgende:
I. Kaiser Wilhelmsland und Bismarck-
Archipel.
Am 17. April verließ das Schiff behufs An-
tritts der Nundreise Sydney, um zunächst nach
Friedrich-Wilhelmshafen zu gehen. Am 27. morgens
wurde Friedrich-Wilhelmshafen erreicht und um 8 0
zwischen den Inselu Beliao (Fischel) und Nagetta
(Eickstedt) geankert. Der Landeshauptmann ersuchte
den Kommandanten, einige Zeit im Hafen zu ver-
weilen und bei dieser Gelegenheit den Eingeborenen
der Umgebung des Hafens die Machtmittel des
Kriegsschiffes vor Augen zu führen und verständlich
zu machen.
Von einer solchen Belehrung versprach sich der
Landeshauptmann die besten Folgen, insofern die
Eingeborenen, von der Ueberlegenheit der Wafsfen
der Weißen überzeugt, sich in Zukunft gewalt=
thätigen Austretens um so eher enthalten würden.
Der Kommandant gab dem Ersuchen nach und,
um den Eingeborenen durch ihnen unbekannte Ver-
anstaltungen die Größe und Machtmiltel eines
Kriegsschiffes zu zeigen, wurden am Abend Fackel-
feuer und Signalraketen abgebrannt, der Schein-
werfer in Betrieb gesetzt und wiederholt mit der
Sirene Signale gegeben. Den am nächsten Tage
in Begleitung des Missionars der Barmer Gesell-
schaft, Bergmann, an Bord gekommenen Häuptlingen
wurden die Geschütze und Torpedos gezeigt und,
um ihnen die Wirkung von Feuerwassen zu ver-
deutlichen, einige Gewehr= und Revolverkanonen=
schüsse abgefeuert; serner wurde denselben ein Zug
im Gewehrexerziren vorgeführt.
Vor dem Verlassen des Kaiser Wilhelmslandes,
am 29. April wurde ferner mit Flaggenparade ein
Kaisersalut von 33 Schuß gefeuert. Unmitlelbar
nach dem Salut dampfte das Schiff aus Friedrich-
Wilhelmshafen, um nach Herbertshöh zu gehen,
wohin der Landeshauptmann mit dem Dampfer
„Pabel“ der Neu-Guinea-Kompagnie folgte. Am
1. Mai nachmittags wurde auf der Rhede von
Herbertshöh geankert.
Von hier aus wurde eine Expedition gegen die
Bewohner einiger zwischen Neumecklenburg und
Neuhannover gelegenen Inseln unternommen, zu
welcher folgende Vorgänge die Veranlassung gegeben
hatten: .. -
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Im September v. J. hatte sich der in den
Diensten der Handlung E. E. Forsayth zu Nalum
stehende Händler William Mc. Nicol von Kävieng
am Nusahafen aus auf der Nordwestspitze der südlich
Kap Klatt vor Neuhannover gelegenen Jusel Pitan
mit 19 Arbeitern niedergelassen, um Trepang zu
sischen, bezw. von den Eingeborenen einzuhandeln.
Am 30. September früh um Sonnenaufgang, als
von den drei zur Verfügung stehenden Booten soeben
zwei auf den Trepangfang ausgeschickt waren, er-
schienen 30 Kanus mit etwa 250 Eingeborenen
von der Opuösgruppe (südlich von Neuhannover,
bezw. Pitan gelegen), von Sillspinn (Mausoleum-
insel) und von Kabotteron; insbesondere ist der
Bruder des Häuptlings dieser Insel — Toberrem —
erkannt worden. Dieselben boten ctwas Trepang
zum Kauf an, versprachen, bei Hochwasser mehr zu
sischen und entfernten sich alsdann zum Theil, an-
scheinend, um unbemerkt zurückzukehren und den auf
dem Strande an seinem Bvootsmaste arbeitenden
Me. Nicol im Verein mit den zurückgebliebenen Ge-
nossen zu überfallen. Er wurde an Händen und
Füßen umfaßt, niedergeworfen und durch Ausfüllen
des Mundes mit Sand nahezu erstickt, worauf ihn
die Angreifer (Opuösleute) auf das Risf schleppten,
seinen Kopf unter Wasser tauchten und ihn so, wie
auch durch Schläge mit Holz= und Steinstücken zu
lödten versuchten. Glücklicherweise hatte einer der
Arbeiter, ein Bukajunge Metellie, die Besonnenheit,
ein Winchestergewehr aus dem Hause zu holen und
damit auf die Eingeborenen zu feuern, worauf die-
selben zurückwichen; der Mechanismus versagte indeß,
und die Eingeborenen drangen von Neuem ein.
Immerhin fanden der Händler und seine Arbeiter
mit Ausnahme des Bulajungen Baki, welchem mit
einer Axt der Kopf gespalten wurde, hierdurch Zeit,
sich im den BVusch zu flüchten, während die An-
greifer sich nunmehr an die Plünderung der Station,
ihren Hauptzweck, machten. Sie haben daselbst zwei
Winchester-Repetirbüchsen, eine einläufige Schrokflinte,
1 Snidergewehr, 1 Revolver, 300 Patronen,
4 Pfund Pulver, Schrot, 5 Pfund Dynamit mit
Zubehör und Tauschwaaren im Werthe von 150 Lstr.
erbentet. Die Schußwaffen sollen auf den Opuös-
inseln verblieben, die Tauschwaaren und Lebens-
mittel dagegen nach Kabotteron gelangt sein.
Mc. Nicol hatte sich am Nachmittage desselben
Tages mittels des zurückgebliebenen großen Bootes
auf den Weg nach Kävieng gemacht, wobei er unter-
wegs dic beiden unter Führung des aus den Salo-
moninseln stammenden Händlers Jimmy (Akura)
stehenden beiden kleinen Boote antraf. Dieser wurde
am 2. Oktober mit 9 Arbeitern zurückgesandt, um
die Station abzubrechen; hierbei wurden dieselben
wiederum von 7 Kanus angegrifsen, welche aber
durch Schüsse zurückgescheucht wurden.
Ferner war am 3. Juli 1891 an der Ostküste
von Neuhannover ein Boot des der Handlung
E. E. Forsayth zu Nalum vormals gehörigen