3. Die Balis.
Das Dorf selbst liegt auf einem langgestreckten
Höhenrücken, umgeben von zahlreichen Farmen und
Sklavendörfern. «
Die Anzahl der streitbaren Männer von Bali
soll 2500, mit Bundesgenossen 3000 betragen. Die
Häuser sind aus Lehm gebout, mit spitzen Gras-
dächern versehen und ebenso wie die Vorplätze
und Straßen im Allgemeinen sauber gehalten. Die
Station ist unbefestigt. Sie liegt auf einem dem
Dorfe gleichlaufenden Rücken.
Gleich bei der Ankunft sondte Garega 3 Ziegen
und Palmwein als Gastgeschenk, im Uebrigen das
einzige Geschenk während des 15 lägigen Aufenthalts
v. Stettens. Den Verkehr sowohl Garegas als der
Balis mit der Station vermitteln zwei Vornehme,
ein junger Sohn Garegas, Fomaku, und ein Ver-
trauter Namens Fonté. Letßterer spionirt den ganzen
Tag auf der Station herum. Garega erhielt als
Geschenke: 1 Haussakleid, 1 Stück Brokat, 2 Haussa-
dolche, Ringe, Armbänder, Ketten, Halsketten, Ohr-=
ringe, Perlen und Nägel. Die Geschenke schienen
ihn nicht befriedigt zu haben, denn bereits am nächsten
Tage ließ er um gewöhnliches Zeug bitten. Nach
den Erzählungen der Expeditionsmitglieder hatte
v. Stetten in Garega einen würdevollen Greis,
ähnlich den großen mohammedanischen Negerfürsten, zu
finden erwarlet, fand jedoch einen behäbigen, unzählige
Mengen Palmwein vertilgenden, zuweilen kindischen
lten.
Er war sehr freundlich und erklärte mit an-
erkennenswerther Offenherzigkeit, daß er den Weißen
deshalb so sehr liebe, weil seit dessen Anwesenheit
Reichthum und Wohlhabenheit in sein Dorf ein-
gekehrt sei.
Deiie Balis unterscheiden sich in Freie, Hörige und
Sklaven. Nur die Ersteren dürften sich in ihrer Ab-
stammung vollkommen rein erhalten haben und sind
schöne, große, intelligent aussehende Gestalten, welche
im Verkehr sympathischer als die niedriger stehenden
Bantuneger sind. Das Verhältniß der Sklaven zu
ihren Herren scheint ein sehr laxes zu sein. Sklaven
gehen auch ohne Erlaubniß ihrer Herren zur Küste
und liefern ihnen bei ihrer Rückkunft einen Theil
ihres Verdienstes aus; damit ist es genug.
Das Bestreben des ganzen Volkes geht dahin,
in möglichst kurzer Zeit auf leichteste Weise sich die
Schätze des Weißen zu erwerben. Dabei betteln sie
in der schamlosesten Weise. Der bekannte und er-
probte eingeborene Expeditionsmeister Cornelius ver-
sicherte, daß er noch niemals ein so habgieriges Volk
kennen gelernt habe.
In welch großer Menge Zeug nach Bali kommt,
kann duraus ersehen werden, daß etwa zwei Drittel
der vielleicht 2000 anwesenden Männer Kleider
hatten; manche zogen Schleppen von 2 bis 3 Meter
nach, welche natürlich in einem Tage verdorben und
zerrissen waren.
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Der Station selbst sind von Garega für ständig
als Soldaten und Arbeiter 50 Balis — Sklaven —
und 5 Weiber überwiesen. Diese Soldaten gehören
ganz der Station und werden von ihr verpflegt, ge-
kleidet und besoldet. Diesen Besitz haben sie im
Wesentlichen der Station zu verdanken, da sie ein
armes Volk sind.
Ihre im Allgemeinen schön gehaltenen Farmen,
welche sie mit Planten, Koko, Dams, Mais, Erd-
nüssen, süßen Karkosfeln 2c. bebanen, geben ihnen ledig-
lich ihren Unterhalt, sonst haben sie nichts, denn
die ganz geringe Anzahl von Elefanten, welche in
der Umgegend erlegt werden, ist nicht nennenswerth;
dies ist der Grund, weshalb bei ihnen der Zug
zur Küste, der von Herrn Dr. Zintgraff noch künst-
lich gefördert wurde, unwiderstehlich ist. Sie sind
jet bereits darauf gekommen, bei ihren Zügen zur
Küste unterwegs von den Eingeborenen gegen Per-
len 2c. Gummi aufzukaufen und so von rückwärts
als Zwischenhändler zu fungiren.
Die Arbeit liegt lediglich in der Hand der Weiber
und Sklaven. Die Preise der Lebensmittel in Bali
sind, im Verhältniß zur großen Entfernung der Station
von der Küste, nicht billig zu nennen. Die Münz-
einheit ist das Braß, ein Messingreifen, welcher aus-
gezogen die Länge eines Yard hat; es gilt = 1 Yard
-— cine Hand voll kleiner Perlen 20 großen
Perlen.
Eine Ziege kostet 5 bis 6 Faden, ein Schwein bis
9 Faden, ein Huhn 1 Yard, ein Bund Planten ½ Braß,
zehn Eier 1 Yard.
v. Stetten glaubt nicht, daß sich für den Handel
von Bali nach den nördlichen und nordöstlichen
Gegenden, woselbst es viel Elfenbein geben soll, große
Aussichten bieten, da die Wasserstraße des Benus
zu nahe liege, als daß nicht von dort kommende
Händler besser kaufen könnten; thatsächlich kommen
auch alljährlich einige Male Haussahändler zu Pferde
bis zu den Bafuts.
Er äußert sich ferner über die Frage, ob die
Balis, welche selbst nichts Exportfähiges produziren,
als Träger, Arbeiter oder Soldaten verwendbar sind.
Darüber, daß sie als Träger unbrauchbar, die-
bisch und unzuverlässig sind, herrsche, so bemerkt er, bei
denen, welche sie kennen, nur eine Stimme; er selbst
habe auf seinem Rückmarsch Gelegenheit gehabt, sich
hiervon zu überzeugen. Dieser Ansicht scheine auch
Dr. Zintgraff zu sein, da er 30 Träger zur Ver-
mittelung des Lastenverkehrs innerhalb der Stationen
auswärts angeworben hat. Thatsächlich sei auch ohne
eine solche ständige Trägerkoloune das Ganze nicht zu
erhalten.
Der Postverkehr zwischen den Stationen wird
durch Weilente der Expedition vermittelt, da sich die
Balis nicht als zuverlässig erwiesen. haben.
Als Arbeiter die Balis genauer beurtheilen zu
können, sei noch nicht genügend Gelegenheit gewesen.
Die Arbeit, welche sie bis jetzt in den Farmen der
Stationen verrichteten, sei meist leicht und nicht onu 1