Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Bäumchen haben bereits eine Höhe von 4 bis 5 m 
erreicht. Sollie dieser Baum, dessen Kultur angeblich 
noch nirgends gelungen ist, hier im Kamerungebiete 
gedeihen, so daß er erfolgreich kultivirt werden könnte, 
so würde dieses für das Schuhgebiet von großer 
Bedentung sein, denn Hevea brasiliensis liefert 
den besten Kautschuk der Welt, und ihre Vermehrung 
durch Stecklinge aus altem Holz ist einfach. 
6. Ebenholz; dieses kam besonders aus dem 
Gebiete des Kamerungebirges und noch immer in 
ziemlich großer Menge. Aus diesem Gebiete wurden 
auch neuerdings 
7. Mahagoniholz und andere Nupthölzer 
exportirt, besonders durch die Schweden mit Segel- 
schiffen. Auch dienen sie als Pfosten der hier er- 
bauten Häuser der Europäer. 
8. Rothholz. Dieses wurde wenig exportirt 
und meist als Stauholz. 
9. Kolanüsse. Diese wurden im Berichtsjahre 
zwar nicht mehr exportirt, da die Nachfrage nach 
diesem Artikel in Europa zu gering geworden ist. 
Das Wiederaufleben des Handels mit diesem Er- 
zeugniß dürfte jedoch in dem Moment eintreten, in 
welchem es gelungen ist, ein Verfahren ausfindig zu 
machen, vermittelst dessen man die Kolanuß nach 
Europa transportiren kann, ohne ihre hervorragenden 
Eigenschaften zu zerstören. 
10. Kalabarbohnen. Diese wurden in geringer 
Menge von den Bakwilis zum Verkaufe nach der 
Küste gebracht. 
11. Elfenbein, an welchem das ganze Kamerun= 
gebiet, namentlich die Mungo= und Sannagagegend, 
sowie das Hinterland von Vatanga, sehr reich ist. 
12. Kakao. Die Produktion von Kakao ist in 
sietem Wachsthum begriffen. Die Plantage der 
Kamerun-Land= und Plantagengesellschaft in Kriegs- 
schiffhasen produzirte im Berichtsjahre 37 200 Kilo- 
gramm Kakao, die Bibundipflanzung 4200 Kilo- 
gramm, die Versuchsplantage in Victoria 1100 Kilo- 
gramm. Auch die Eingeborenen wandten sich mit 
Eifer der Kakaokultur zu. Die meisten Einwohner 
von Victoria besiten eine Kakaofarm. Vorläufig 
sind diese Pflanzungen noch zu jung, um große Er- 
träge zu liefern, aber die Produktion wird sich inner- 
halb 2 bis 3 Jahren bedeutend steigern. Die Ambas 
Bay Trading Co. exporlirte im verflossenen Jahre 
6928 Kilogramm. 
Auch in Kribi ist durch das dortige Bezirksamt 
eine Kakaopflanzung kürzlich angelegt worden, welche 
bisher gute Fortschritte machte. Die Schweden 
kultiviren in ihrem Monopolgebiete überall Kakao. 
Die Regierungsplantage in Victoria, welche mit der 
Einführung der besten Kalavarten aus Maracaibo, 
La Guayra, Port of Spain u. s. w. Versuche an- 
siellte, enthält bereits etva 1600 Bäunchen von 
edlen Kakavarten und hat zahlreiche Früchte an die 
Eingeborenen zum Pflanzen abgegeben. Die Kakao- 
kultur hat wohl für das Gebict um das Kamerun- 
gebirge herum von allen Kulturen die größte Zukunft. 
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13. Kaffee. Der liberianische Kaffee gedieh wie 
früher sehr gut im Schutzgebiete, leider wurde seine 
Kultur nicht so eifrig betrieben wie die des Kakao. 
Die von dem Bezirksamt Kribi angelegte Kaffee- 
plantage berechtigt zu guten Hoffnungen, da die noch 
nicht ein Jahr alten Bäumchen gut gewachsen sind. 
In der Versuchsplantage Victoria werden außer dem 
liberianischen Kaffee kultivirt Coffe#a arabica, Coffea 
maragogipe und Kaffee von den blauen Bergen auf 
Jamaika. Von dem arabischen Kaffee wurden etwa 
12 000 Bäunchen ausgepflanzt. Obgleich alle drei 
Arten cigentlich Hochlandspflanzen sind, so zeigten sie 
doch ein sehr üppiges Wachsthum. Die größten 
Bäunchen haben jetzt 1 Jahr 4 Monate nach Aus- 
saat des Samens eine Höhe von 1,40 Meter erreicht 
und sind, infolge des Einspibens, breit und krästig 
gewachsen. Viele blühten bereits nach einem Jahre, 
und eine ganze Anzahl trägt jetzt Früchte. Diese 
Versuche sind über Erwarten günstig ausgefallen. 
Einige ältere Bäumchen von Coflen arabica im 
Alter von drei Jahren trugen im Berichtsjahre so 
reichliche Früchte, daß sie von der Last derselben 
tief zur Erde gezogen wurden. Die Produktions-= 
fähigkeit des Kamerungebirges mit seiner tiefen 
Humusschicht vulkanischer Erde zeigte sich hierbei 
wiederum wie beim Kakao als eine erstaunliche. 
Möchte das deutsche Kapital für den Plantagenbau 
im Kamerungebirge sich bald geneigt zeigen, dann 
wird das hiesige Schubzgebiet einer großen Zukunft 
entgegenschen und der nahen Kolonie Säo Thome, 
welche ich im vorigen Jahresberichte als Perle der 
pvortugiesischen Besitzungen bezeichnen konnte, sich 
gleichwerthig erweisen. 
14. Tabak. Während der Tabalbau in Kriegs- 
schiffhafen und Kribi aufgegeben wurde, setzte die 
Tabakbaugesellschaft Kamerun denselben in Bibundi 
unter der bewährten Leitung des thatkräftigen und 
NZmsichtigen Pflanzers Rackow unentwegt sort. Im 
verflossenen Jahre wurden etwa 6500 Kilogramm 
Tabak produzirt mit einem Durchschnittspreise von 
mehr als 5 Mark pro Pfund. Die Berhälknisse 
haben sich also im Berichtsjahre außerordentlich günstig 
geslaltet. 
Um die Kulturen des Schußgebietes zu vermehren 
und dadurch denselben noch mehr Handelsartikel ab- 
zugewinnen als bisher, wurden seitens der Kaiser- 
lichen Regierung im botanischen Garten zu Victoria 
im verflossenen Jahre Versuche mit Vanille, Vanilla 
planisolia, und Pfeffer, Piper nigrum, angestellt, 
dieselben sind gut ausgefallen. Die Vanillenstämme 
sind bereits bis 4 Meter lang und können bald zur 
Vermehrung dienen. Von Pfeffer sind bereits 
mehrere Hundert Sträucher ausgepflanzt. 
Sodann wurde Erythroxylon Coca in mehreren 
Hundert Exemplaren ausgepflanzt. Außerdem wurden 
eingeführt und im botanischan Garten kultivirt: Ingwer 
aus Jamaika, Cardamon (Elettaria Cardamomun) 
und Brechwurzel (Cephaelis Ipecacuanha) aus 
Ceylon, serner von Früchten Mangilera indica aus
	        
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