Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

hat nach Herrn Schroeders Ansicht einen vorzüg- 
lichen, sich für alle Kulturen eignenden 
Boden. Der Lauf der Bodenlinie ist ein ungemein 
günstiger, indem sie breite, langgestreckte Thäler mit 
vorherrschend flach geneigten Bergrücken verbindet. 
Die diese Matumbi-Landschaft durchschneidenden 
Bäche Homanga und Ingrito haben das 
ganze Jahr hindurch klares, fließendes 
Wasser. Nach Angabe der Eingeborenen soll über- 
haupt die ganze Gegend sehr wasserreich sein, und 
geringe Bodenaushöhlungen genügen, um gutes Trink- 
wasser zu erhalten. 
Homanga und Ingrito vereinigen sich nahe der 
Küste und fließen als Sekwani bei Mtapatapa ins 
Meer. Mingumbi ist vor etwa 30 Jahren vom 
Mzee Mputa, dem jetzigen Besißer, einem Ab- 
kömmling eines Freigelassenen der Inder, angelegt. 
Er betreibt daselbst mit seinen etwa fünfhundert 
Leuten mit großem Fleiß Feldbau und hat über 
10 000 Kokospalmen gepflanzt, die vorzüglich ge- 
deihen und sehr viele Nüsse tragen. Auch alle 
möglichen Arten von Fruchtbäumen sind vor- 
handen, — wir erhielten unter Anderem Apfelsinen 
von vorzüglicher Güte, wie ich sie bis dahin an der 
Küste noch nicht gegessen hatte, und wie sie von Herrn 
Schroeder den besten von Sansibar entschieden an 
die Seite gestellt wurden. 
Hier wird gearbeitet und man sieht es den über- 
reichlich tragenden ca. 10 000 angepflanzten Kokos- 
palmen an, welche Pflege und gründliche Bearbeitung 
des Bodens angewandt wird. — Wie viel eigene 
Arbeiker der alte Mputa besitzt, konnten wir nicht in 
Ersahrung bringen, doch beschäftigt er nebenbei noch 
viele von den umwohnenden Wamatumbis, denen er 
bei guter Leistung ein Stück Zeug im Werthe von 
10 Pesa pro Tag zahlt. 
Am 21. und 22. blieben wir in Mingumbi, wo 
wir gelegentlich der Schauris mit den Aeltesten der 
Wamatumbi erfuhren, daß wir überhaupt die ersten 
Weissen wären, die Matumbi besuchten. 
Ich muß gestehen, ich bin überrascht, warum sich 
bisher jedes Unternehmen nach dem Norden, haupt- 
sächlich also nach Usambara gewandt hat. Während 
man dort vorherrschend rolhen Boden findet, krisft 
man hier hauptsächlich den schönsten mit wenig Sand 
durchsetzten schwarzen Lehmboden, der sich so vor- 
züglich für Tabak, Baumwolle, auch für einige Kaffee- 
sorten und andere für den europäischen Marlt be- 
stimmte Produkte eignet. 
Terrainschwierigkeiten wie in Bondey und dem 
oberen Usambara giebt es cbier nicht; den heftigen 
Südwest, wie er z. B. auf Lewa auftritt, bemirkt 
man hier kaum, da weit ausgedehnte Thäler durch 
Höhenzüge gegen denselben geschützt werden. 
Die Thäler werden durch kleine Flüsse — wir 
passirten den Hingeritu, der sich, vereinigt mit dem 
Homanga, als Fluß Sekwani ins Meer ergießt — 
die selbst während der größten Trockenzeil ihr Wasier 
behalten, durchzogen. 
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Auf größeren Spazierritlen in die Umgegend 
sahen wir, daß Matumbi sehr stark bevölkert, und 
gutes Land genügend zur Anlage von Plan- 
tagen vorhanden ist. Der krästige Wuchs der 
Bananen, des Zuckerrohrs, Mais und der Frucht- 
bäume sprach am besten für einen sehr guten 
Baden, was uns durch MzZee Mputa, das Urbild 
eines schwarzen, reichen Bauerngutsbesihers, bestätigt 
wurde. 
Die Besprechungen mit Mzee Mputa, der großes 
Verlrauen bei den Wamatumbi genießt, wie mit 
Wamatumbi-Häuptlingen ergaben, daß sie sehr gern 
sähen, wenn sich deutsche Pflanzer in ihrem 
Lande ansiedelten. 
Bei sachgemäßer, freundlicher, ruhiger Behandlung 
der friedlichen Bevölkerung erscheint es mir zweisel- 
los, daß sich dort niederlassende deutsche Pflanzer 
stets genügend Arbeitskräfte zu im Vergleich mit 
Usambara niedrigen Arbeitslöhnen erhalten. 
Das Resultat unserer Beobachtungen ist: 
Matumbi, im Besonderen die Landschaft Min- 
gumbi, eignet sich in hervorragender Weise zur Anlage 
von europäischen Pflanzungen — im Besonderen von 
Tabak und Liberia-Kaffee. 
Mzee Mputa erklärte sich auch bereit, Baum- 
wolle in größerem Umfange zu bflanzen, 
sobald er dazu durch Herrn John Schroeder An- 
leitung erhielte. 
Am 23. und 24. marschirten- wir durch die von 
Wangindo bewohnten Landschasten Mtingi und 
Miepo“ nach Samanga Rdumbo. 
In Mtingi und Mjepo sind die Spuren des im 
Jannar d. Is. stattgehabten Krieges noch nicht ganz 
verwischt. 
Die Erntie ist gut ausgefallen. 
Die Landschaft Mjiepo, die sich auf dem linken 
Selwani-Ufer als weite Ebene ausdehnt, erscheint 
für eine Baumwollkultur in großem Maßstabe 
als sehr geeiguet. 
In Begleitung des Akidas von Samanga gingen 
wir am 25. über Kiaju nach Marendego. Den 
Anlaß zum Streit und Kampf zwischen den Wama- 
tumbi von Kitope und den Kiaju= und Marendego- 
Leuten gab das Salzsieden. In der Landschaft 
Samanga beschäftigten sich viele Küstenbewohner da- 
mit, durch Auskochen des Meersandes Salz zu 
gewinnen. Besonders zahlreich sind diese sehr primi- 
tiven Siedereien zwischen Kiajn und Marendego und 
haben diese Leute einen kleinen, aber sicheren Ver- 
dienst durch Verkauf des Salzes an die Wamatumbi. 
Im Laufe der Zeit haltten sich nun zwischen den 
Küstenbewohnern einzelne Wamatumbi aus den näher 
liegenden Ortschaften niedergelassen, um das für 
ihren Gebrauch nöthige Salz selbst zu gewinnen. 
Als mit der Zeit immer mehr Wamatumbi zum 
Salzsieden erschienen, sahen sich die Küstenleute in 
ihrem Gewerbe gefährdet und überfielen eines Nachts 
einige Siedereien der Wamatumbi, zerschlugen die 
irdenen Töpfe und jagten die Wamatumbi davon.
	        
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