Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Der Akida von Samanga ordnete darauf an, daß 
die Küstenleute den Wamatumbi die Töpfe ersetzen 
und 2 Säcke Salz geben sollten, womit sich beide 
Parteien einverstanden erklärten. Wenige Tage 
später erschienen die Wamatumbi in großer Masse, 
griffen Kiaju an und zerstörten die dortigen Siedereien. 
Was die Veraulassung hierzu war, konnte ich in 
der kurzen Zeit nicht feststellen, da die Wamatumbi- 
Oberen von Kitope, zu einer Verathung abwesend, 
vorläufig nicht herbeizuschaffen waren. Meiner An- 
sicht nach liegt die Schuld wiederum auf Seiten der 
Marendego= und Kiajuleute, die allgemein sich eines 
sehr schlechten Rufes erfreuen, widersehlich und faul 
sind und nebenbei mir höchst unsicher in Sklaven- 
sachen zu sein scheinen. Die Dorfältesten Hatuji 
Maundn, Samte Gimbo und Pilia, die trotz brief- 
licher Aufforderung nicht zu dem in Mohoro an- 
gesetzten Schauri erschienen, habe ich Auftrag gegeben, 
aufzugreifen und nach Kilwa zu schicken. 
Der Alkida Schech Said bin Raschid hat von 
mir Befehl erhalten, die Angelegenheit mit den 
Wamatumbi zu ordnen, was, wie ich in Mohoro 
von anderen Wamatumbi-Oberen hörte, nicht schwierig 
ist, da die Wamatumbi von Kitope durchaus friedlich 
sein sollen. 
Am 25. nachmittags trafen wir in Mohoro ein. 
Den Marsch durch die wohlangebauten Felder auf 
dem rechten Flususer wie die am nächsten Tage fol- 
gende Besichtigung der arabischen Schambas auf dem 
linken Ufer veranlaßte Herrn Schroeder zu dem 
Ausspruch, daß er im nördlichen Theile des Schutz- 
gebietes noch nie einen so ausgedehnten An- 
bau wie gründliche Bearbeitung des Bodens 
hesehen habe. 
Mohoro macht schon jetzt einen bedeutenden 
Eindruck, was Ackerbau und Handel anbetrifft, und 
wird von Jahr zu Jahr an Bedentung zu- 
nehmen, da der Boden ein vorzühlicher ist, und nach 
Meinung des Akida Amer bin Seleman mehrere 
Araber von Sansibar die Absicht haben, sich hier 
niederzulassen, um Ackerbau zu treiben. 
Für Plantagenbauzwecke wird hier viel auszu- 
richten sein, da die Araber großes Entgegenkommen 
zeigten, mit den in Aussicht genommenen Produkten 
Versuche anzustellen. 
Wahrscheinlich werden sich 40 bis 50 Morgen 
schon bei der ersten Anlage mit Baumwolle be- 
pflanzen lassen. 
Der Akida hatte in diesem Jahre bereits Ver- 
suche im Kleinen mit Baumwolle gemacht, und scheint 
nach der Quamtität das Resultat ein sehr gutes zu 
sein; die Sträucher zeigten sehr viele, viel Wolle 
enthaltende Kapseln, von denen ich einige als Proben 
mit mir nahm. 
Ich habe mich auch hier überzeugen können, daß 
die Araber ihre Leute gut zur Arbeit anhalten, und 
daß die Schamben mit viel Pflege bearbeitet werden. 
Das Hauptprodukt der umwohnenden, recht zahl- 
reichen Bevölkerung ist Reis. 
  
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* Der schwarze, humusreiche Boden, die günstige 
Lage Mohoros, die selbst größeren Dhaus gestattet, 
den Platz, den Mohorofluß hinauf, vom Meere aus 
zu erreichen, weisen ebenfalls auf aussichtsvollen 
Plantagenbau hin. 
Doas diesjährige Ernteergebniß in Mohoro an 
Reis ist in Qualität und Quantität vor- 
züglich, während Sesam nicht gut lohnt, da er von 
den Bewohnern der Mohoro-Landschaft auch zusammen 
mit Negerhirse gebant wird, und infolge dessen in 
Jahren, in denen Negerhirse gut wächst, unter den 
langen, dichtstehenden Halmen nicht Raum und Lusft 
zur Entwickelung findet. 
Die arabische Bevölkerung der Landschaft Mohoro 
— 35 Familienwäter — treibt mit großem Eiser 
Feldbau in großem Umfange. Die Bearbeitung 
der Felder — vorläufig nur mit der 
Hacke — ist geradezu mustergültig und kann, 
wie mir Herr John Schroeder mit Freude be- 
stätigen konnte, selbst auf europäischen Plantagen nicht 
besser sein. 
Diese Mohoro-Araber, allen voran der un- 
gewöhnlich intelligente, arbeitsame Akida Schech 
Amer bin Seleman, mit seiner für einen Ortentalen 
staunenswerthen Arbeitskraft und -Lust — ihre 
Felder, überhaupt die ganze Landschaft Mohoro 
mit ihrem tiefen, humusreichen Boden, 
liefern schon jetzt solche Reiserträge, daß 
der ihr von den Indern gegebene Name „Calcutta 
mdogo“ im Vergleich mit sonstigen afrikanischen 
Ernteergebnissen mir voll berechtigt erscheint — sind 
werth, mit allen verfügbaren Mitteln seitens des 
Kaiserlichen Gouvernements unterstützt zu werden. 
Die mit den arabischen Schambenbesitzern ge- 
führten Unterhandlungen zeigten allgemein ihren 
Wunsch, den Feldbau, wie in ihrer Heimath, mit 
dem Pflug zu betreiben, statt nur mit der Hacke. 
Auch zeigten sich mehrere Araber bereit, im kom- 
menden Jahre Baumwolle in größerem Umfange zu 
bauen. 
Meines Erachtens bietet für Herrn John 
Schroeder Mohoro und nebenbei Mingumbi ein 
völlig genügendes Feld aussichtsreicher Thätigkeit 
und die Möglichkeit, die Feldbestellung mit dem 
Pflug zum Wenigsten bei den intelligenteren, that- 
kräftigeren, arabischen Schambenbesitzern einzuführen, 
denen damit neben der Kultur von Baumwolle eine 
bedeutende Ausdehnung der Reisfelder ermöglicht 
wird. Guter Boden in allen Anforderungen ist in 
entsprechender Menge vorhanden. 
Zu erwähnen bleibt noch, daß wir auf der 
Schamba des Arabers Ebud bin Omar zwei gut 
entwickelte Kaffeebäume sahen, die seit zwei 
Jahren ihrem Besißer zusammen jährlich 1 Frasilah 
(35 Pfund) wohlschmeckenden Kaffee liefern. 
Durch dieses Ergebniß ermuthigt, hat Ebud bin 
Omar aus Mafia vor zwei Jahren weitere 25 
Kaffeebäume gepflanzt, die alle vorzüglich gedeihen 
sollen.
	        
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